In Laborexperimenten haben Forschende den Wirkstoff Albicidin als mögliches neues Antibiotikum ausgemacht, auch gegen multiresistente Bakterien, berichtet die Berliner Zeitung. Allerdings wurde im journalistischen Beitrag weitgehend der Text einer Pressemitteilung übernommen. Sprachlich und in seinen Erklärungen ist der Artikel leider nur schwer verständlich.
Ob ein altes Hausmittel gegen Erkältungen hilft, darüber möchte ein Artikel der Nordbayern-Redaktion aufklären. Ein heißes Bad könne helfen, besser zu atmen und die Symptome einer beginnenden Erkältung zu lindern, sollte aber bei Fieber oder starker Erkältung gemieden werden, heißt es. In diesem Ratgeber-Text wird zwar anschaulich über das Thema berichtet, doch werden keinerlei wissenschaftliche Belege für die Behauptungen aufgeführt.
Ob sich das neue Medikament Semaglutid als Lifestyle-Medikament gegen Übergewicht eignet, wird im vorliegenden journalistischen Beitrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung diskutiert. Im Artikel werden zwei wissenschaftliche Studien erwähnt und die Therapie von zwei Experten eingeordnet, die nicht an den Studien beteiligt waren. Der Artikel ist attraktiv geschrieben, gut verständlich, allein der Nutzen etwas irreführend dargestellt. Der Aspekt der Interessenkonflikte wird leider nicht hinreichend dargestellt.
In einem medizinischen Fachjournal wurden hoffnungsvolle Studienergebnisse zu einem Wirkstoff gegen die Alzheimer-Demenz präsentiert. Darüber berichtet ein Artikel in der Berliner Morgenpost ausführlich in einem Frage-Antwort-Format. Zahlreiche Zitate mehrerer Experten ordnen die vorliegenden Studiendaten ein, sowohl der Nutzen wie auch die möglichen Risiken der Therapie werden im journalistischen Beitrag ausführlich erläutert.
Ein Artikel der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung nimmt Postings von Influencern und Sportlerinnen zum Anlass, über die Folgen eines Vitamin-D-Mangels zu informieren. Es wird klar, dass Vitamin D für den Knochenstoffwechsel im Körper eine wichtige Rolle spielt. Allerdings wird der konkrete Nutzen nicht genau beschrieben. Der Text stützt sich in großen Teilen auf die Aussagen eines Experten, der zwar Präsident einer Fachgesellschaft ist, selbst aber seit Jahrzehnten nicht mehr zu forschen scheint. Auch wird er mit einer Aussage zum täglichen Vitamin-D-Bedarf zitiert, die so nicht korrekt ist.
Inhaltsstoffe aus Kaffee sollen vor einer Corona-Infektion schützen, so berichtet die Regionalzeitung „Nürnberger Nachrichten“ in Bezug auf eine aktuelle Studie. Im journalistischen Beitrag finden sich allerdings sachliche Fehler, die teilweise bereits in der Pressemitteilung zur Studie enthalten sind. Obwohl es sich um Studienergebnisse aus Laborexperimenten handelt, wird im ersten Teil des Artikels behauptet, dass Kaffeekonsum „somit vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus schützen“ kann. Eine Aussage, die sich aus dieser wissenschaftlichen Untersuchung nicht seriös ableiten lässt. Immerhin ordnet ein unabhängiger Experte die Studienergebnisse am Ende des Artikels ein, relativiert damit jedoch die insgesamt zu positive Gesamtdarstellung des Beitrags nur wenig.
In einem Artikel der Zeitschrift „Lisa“ wird über die Therapie von Kreuzbandrissen im Kniegelenk berichtet – und über eine angeblich neue Studie, die den Erfolg einer konservativen Behandlung mit dem eines chirurgischen Eingriffs verglich. Auch wenn der Begriff Studie sehr weitläufig verwendet werden kann, entsteht so der Eindruck, die Forscher hätten selbst neue klinische Studiendaten erhoben. Tatsächlich handelt es sich bei der Fachpublikation um eine Meta-Analyse von Publikationen zu drei bereits abgeschlossenen Studien zum Thema. Vor allem aber ging es auch nicht um den Vergleich der konservativen Behandlung mit chirurgischen Eingriffen im Allgemeinen. Stattdessen sahen sich die Forschenden an, ob ein sofortiger Eingriff nach Kreuzbandriss gegenüber einer konservativen Therapie mit einer möglichen späteren Operation Vorteile bringt.
In einem journalistischen Beitrag in „Bild der Frau“ wird über den Trend berichtet, dass zunehmend jüngere Menschen ein künstliches Kniegelenk erhalten. Vor allem geht es im Text um alternative Maßnahmen, die ergriffen werden können, um die Operation zumindest hinauszuschieben. Der Nutzen des Kniegelenkersatzes kommt dabei jedoch zu kurz. Zudem wird als alternative Behandlungsmöglichkeit die Einnahme von Trinkampullen mit Kollagen erwähnt, das den Gelenkknorpel angeblich geschmeidig halten soll, gleich neben einer großen Anzeige für ein solches Produkt. Unabhängige Experten oder Quellen kommen im Artikel leider nicht vor.
Die Kriterien des
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- JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG
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