Sprechstunde
In unserem Blog “Sprechstunde” veröffentlicht das Team des Medien-Doktor GESUNDHEIT regelmäßig Neues zum Projekt und Hinweise für Journalistinnen und Journalisten sowie für alle Interessierten. Außerdem geben wir praktische Tipps, wie man die besonderen Herausforderungen bei der Recherche zu Medizin- und Gesundheitsthemen angehen kann.
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Die neuesten Beiträge
Wer gut und verantwortungsvoll über Gesundheits- und Medizinthemen berichten will, kommt nicht daran vorbei, sich mit der Methodik medizinischer Studien auseinanderzusetzen. Nur so lassen sich Aussagen von Medizinern überprüfen und die Ergebnisse von Studien beurteilen. Das Lernen und Verstehen der Studienmethodik ist indes nicht leicht und auch nicht auf die Schnelle gemacht. Bis auf wenige Ausnahme sind vorhandenen Quellen für Mediziner geschrieben und nicht für Journalisten oder andere Personen außerhalb der Fachkreise, zumindest gibt es inzwischen einige Artikelreihen in deutscher Sprache, die wir an dieser Stelle zusammengestellt haben (basierend auf einer Zusammenstellung von Gerd Antes, einem der beiden Co-Direktoren des Deutschen Cochrane Zentrums in...
Die Seite „Journalist’s Resource“ des Shorenstein Center on Media, Politics and Public Policy an der Harvard Kennedy School hat eine Liste zusammengestellt, warum wissenschaftliche Forschung so wichtig für die journalistische Recherche und Berichterstattung sein kann. Zudem verweisen sie auf gängige Fehler, die die Macher der Seite als JournalistInnen früher selbst gemacht haben. Jeden der zehn Punkte ergänzen sie durch Erläuterungen – etwa durch Alternativen zur Recherche mit einfacher Google-Suche oder was das Problem mit dem Begriff „signifikant“ ist. Ich habe die Hauptthesen übersetzt, zu den Erläuterungen lohnt sich der Blick auf die Webseite. Akademische Forschung ist eines der besten Werkzeuge für die Berichterstattung überhaupt. Allgemeine...
Wir hatten vor fünf Jahren schon einmal darauf verwiesen: Jeder, der über Medizin und Gesundheitsthemen berichtet, sollte den IGeL-Monitor auf seiner Recherche-Liste haben. Nach fünf Jahren zieht das Projekt jetzt Bilanz. IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistungen; es handelt sich um medizinische Verfahren und Therapien, deren Kosten nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Dazu zählen etwa Leistungen wie „Lichttherapie bei saisonal depressiver Störung („Winterdepression“)“, „Bachblüten-Therapie“ oder auch der „PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs“. Ob diese Angebote einen belegten Nutzen haben (der auch im Verhältnis zu den Risiken steht), ist für Patienten nur schwer zu erkennen. Der anbietende Arzt hat als Berater aber einen Interessenkonflikt oder ist möglicherweise...
Übertrieben positive Beschreibungen aus Pressemitteilungen landen immer wieder in journalistischen Artikeln, die über medizinische Themen berichten. Die gute Nachricht ist: Dasselbe passiert auch mit Einschränkungen und Warnhinweisen. Das zeigt eine neue Untersuchung eines Teams um Petroc Sumner von der Universität Cardiff. 2014 hatte Sumner und seine Kollegen eine Untersuchung vorgelegt, die den Einfluss von Pressemitteilungen auf die journalistische Berichterstattung beleuchtete. Die Forscher fanden Hinweise dafür, dass Übertreibungen in Pressemitteilungen die Wahrscheinlichkeit erhöhen könnten, solche Übertreibungen auch in den zugehörigen journalistischen Artikeln zu finden. Zugleich aber wies die Arbeit auch darauf hin, dass solche übertriebenen Aussagen in den Pressemitteilungen – anders als womöglich erhofft –...
Vorsicht war geboten bei der Berichterstattung anlässlich einer Pressemitteilung vom 6. Oktober 2015 der DAK: Diese berichtet über eine Studie, die eine mögliche Verbindung zwischen der Anzahl der gesehenen TV-Spots über alkoholischen Getränke und der Häufigkeit von Rauschtrinken/Komasaufen untersuchte. In der Pressemitteilung heißt es: „Alkoholwerbung verführt Jugendliche zum Komasaufen Neue Studie von DAK-Gesundheit und IFT-Nord: Bis zu vier Mal höheres Risiko für häufiges Rauschtrinken durch TV-Spots Alkoholwerbung im Fernsehen steigert das sogenannte Komasaufen bei Kindern und Jugendlichen. Durch häufiges Sehen von TV-Werbespots über Bier oder Schnaps erhöht sich das Risiko für regelmäßiges Rauschtrinken bei Minderjährigen bis zu vier Mal.“ Problem:...
Weil ich auf Twitter darauf aufmerksam gemacht wurde: Im Sommer 2015 kursierte eine Meldung, laut der Kaffee vor einem Darmkrebsrezidiv (also erneutem Auftreten von Darmkrebs) schützen soll. Im konkreten Fall steht bei RP-Online: Später im Vorspann heißt es dann gleich: „Jetzt zeigt eine neue Studie, zumindest das Rückfallrisiko kann ganz leicht um bis zu 42 Prozent verringert werden. Patienten müssen dafür lediglich Kaffee trinken.“ Das ist, um es einfach auszudrücken, erst einmal Quatsch. RP-Online (basierend auf einer AFP-Meldung) behauptet damit mehr als es die Wissenschaftler tun. Die schreiben eher zurückhaltend: „Higher coffee intake may be associated with significantly reduced cancer recurrence and death...
Ein Team aus zwei deutschen TV-Journalisten (Peter Onneken und Diana Löbl) und einem US-Journalisten (John Bohannon) hat einen Teil der Medien ziemlich hinter’s Licht geführt und einen Scoop gelandet. Sie inszenierten eine Ernährungsstudie in einem nur virtuell existenten Institut, veröffentlichten die Ergebnisse in einem realen Fachmagazin, gaben eine Pressemitteilung („Schoko statt JoJo“) heraus und bewarben das ganze auch noch mit Video und mit Facebookseite. Bild, Focus Online, Huffington Post und diverse internationale Publikationen stiegen auf die Geschichte ein und meldeten, dass man mit einer Schokoladendiät schlank wird, mit Verweis auf die Studie und Zitaten des „Wissenschaftlers“, der eigentlich ein Journalist war. Wie das ganze genau ablief, erklärt John Bohannon, besagter...
Eine Studie will nach nachgewiesen haben, dass gentechnisch veränderter Mais Ratten früher sterben lässt. Die Kritik an der Studie ist gewaltig. In der Hauptnachrichtensendung des ZDF erfahren Zuschauer davon aber nichts. Ihnen werden statt dessen Angst einflößende Fotos von kranken Tieren präsentiert. „Höheres Krebsrisiko durch Genmais“ lesen die Zuschauer der ‚ZDF heute’ Nachrichten (19:00 Uhr Sendung ab min. 10:23; Link nicht mehr verfügbar) auf dem Hintergrundbild mit einem Maiskolben. Moderatorin Petra Gerster leitet den Beitrag ein mit: „Die Studie ist alarmierend.“ Der Beitrag selbst beginnt mit wahrlich schockierenden Bildern weißer Laborratten mit monströsen Tumoren und der Frage: „Was löste derartige...
Die Kriterien des
Medien-Doktor GESUNDHEIT
- POSITIVE EFFEKTE (NUTZEN)
- RISIKEN & NEBENWIRKUNGEN
- VERFÜGBARKEIT
- ALTERNATIVEN
- KOSTEN
- KRANKHEITSÜBERTREIBUNG / -ERFINDUNG
- BELEGE / EVIDENZ
- EXPERTEN / QUELLENTRANSPARENZ
- INTERESSENKONFLIKTE
- EINORDNUNG IN DEN KONTEXT
- FAKTENTREUE
- JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG
- ATTRAKTIVITÄT DER DARSTELLUNG
- VERSTÄNDLICHKEIT
- THEMENAUSWAHL
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