Im Frühsommer 2021 nimmt die Anzahl der geimpften Erwachsenen in Deutschland stetig zu, nun sollen endlich auch die Kinder und Jugendlichen ihre Spritze erhalten. Oder etwa nicht? Ein Artikel im Handelsblatt (online) verspricht, die für diese schwierige Entscheidung nötigen Informationen zu liefern. Doch bleiben nach Lektüre des Textes noch viele Fragen offen: Wie unterscheiden sich Impfreaktionen bei Kindern von Erwachsenen? Genügen die bisherigen Studiendaten, um schwere Nebenwirkungen auszuschließen? Mehr Erklärungen zu diesen und ähnlichen Aspekten hätten den Leser*innen sicher weitergeholfen.
Erneut ist ein Wirkstoff als neue Therapie gegen Covid-19 im Gespräch und erneut fehlen überzeugende klinische Studien, um die Wirksamkeit der Arznei ernsthaft beurteilen zu können. Diesmal geht es um Ivermectin, eine Arznei, die gut gegen verschiedene Parasiten hilft. Sollte sie Ärzten und Patienten auch in der aktuellen Pandemie helfen? Dieser Frage geht ein aktueller Artikel in „Die Welt“ nach.
Wir alle kennen sie, die Heldengeschichten von Menschen, die sich gegen die Autoritäten aufbäumen, ihren Weg unbeirrt verfolgen, auch in der Wissenschaft. Im vorliegenden journalistischen Beitrag von SWR Wissen wird eine solche vermeintliche Heldengeschichte (zurecht) kritisch hinterfragt: Der Mediziner Winfried Stöcker hat angeblich im Alleingang einen hoch wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt. Was hinter diesen Behauptungen steckt, hat der Artikel sehr gründlich analysiert und stellt zudem klar, wie eine Impfstoffentwicklung eigentlich aussehen muss.
Ein Artikel in der Volksstimme erklärt anschaulich, wie man echte von falschen FFP2-Masken unterscheiden kann, lässt dafür bei manch anderen Aspekten Informationen vermissen.
In der aktuellen Pandemie wird viel über die hohe Durchimpfungsrate in Israel berichtet. Da ist es nachvollziehbar, dass eine Auswertung erster Impfdaten zur möglichen Reduktion des Infektionsrisikos große Aufmerksamkeit erhalten. In einem journalistischen Beitrag des Magazins Der Spiegel werden diese Ergebnisse vorgestellt. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Studiendaten bislang noch nicht einmal als Preprint-Artikel einzusehen sind. Insgesamt wäre eine kritischere Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen – zum Beispiel durch unabhängige Experten – wünschenswert gewesen.
Während seit Wochen über neue Impfstoffe gegen Covid-19 und ihre Wirksamkeit geschrieben wird, berichtet tagesschau.de nun über einen neuen Wirkstoff der Biotech-Firma Formycon, der angeblich auch schwer kranken Patienten helfen soll. Leider wird dabei nicht deutlich gemacht, dass der Wirkstoff bislang nur in Zellkulturen im Labor getestet wurde. Ob das Medikament im menschlichen Körper tatsächlich gegen das neue Coronavirus hilft, wurde bislang noch gar nicht untersucht.
Um möglichst rasch einen schlagkräftigen Wirkstoff gegen Sars-CoV-2 zu finden, probieren viele Forscher momentan bereits bekannte Medikamente gegen das neue Coronavirus aus. Ein Bericht auf ntv.de berichtet nun über eine Studie unter anderem mit Fluoxetin – einem Antidepressivum, das besser unter dem Markennamen Prozac bekannt ist. Dieser Ansatz an sich ist interessant. Allerdings ist angesichts der Flut an Information zu möglichen Therapien gegen das neue Coronavirus zu bedenken, ob eine Studie in Zellkultur – mit geringer Aussagekraft über die Wirksamkeit am Menschen – tatsächlich berichtenswert ist. Zumal der journalistische Beitrag viele Textpassagen aus einer Pressemitteilung der an der Studie beteiligten Universität übernimmt.
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