Ein Artikel der Ruhrnachrichten (online) stellt eine Heilpraktikerin für Psychotherapie vor, die nicht näher erläuterte Traumatherapien anbietet. Es gibt keinerlei Angaben zum Therapie-Erfolg, also zum Nutzen der Behandlung. Risiken werden nicht angesprochen, Hintergrundinformationen und Angaben zu den Kosten fehlen. Es gibt keine weiteren Quellen und keine (kritische) Einordnung. Insgesamt hat der Text einen stark werbenden Charakter.
Über eine aktuelle Studie zu einer neuen Form der HIV-Prophylaxe berichtet ein journalistischer Beitrag der dpa. Es wird eine Publikation im Fachblatt New England Journal of Medicine zum Wirkstoff Lecanapavir erläutert, der sehr effektiv gegen eine HIV-Infektion schützte. Auch wird gut verständlich erklärt, dass die bisher erhältlichen Tabletten zur Vorbeugung täglich eingenommen werden müssen, eine Injektion des neuen Wirkstoffs dagegen nur zweimal im Jahr nötig ist. Auch das Risiko der Resistenzbildung wird angesprochen. An mancher Stelle wären ausführlichere Erläuterungen der Studie und ihrer Ergebnisse allerdings hilfreich gewesen.
Ein Artikel des Tagesspiegels (online) informiert darüber, dass die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung des Alzheimer-Medikaments Leqembi (Wirkstoff: Lecanemab) empfiehlt, allerdings mit Einschränkungen. Über die Gründe dafür berichtet der Beitrag teils erhellend, teils verwirrend. Weitergehende Fragen, zum Beispiel nach der unterschiedlichen Wirksamkeit des Medikamentes bei Männern und bei Frauen werden nicht gestellt, auch nicht nach den Perspektiven, wenn das Medikament länger als in der kontrollierten Studie verabreicht oder dann wieder abgesetzt wird.
Ein Artikel der Frankfurter Rundschau (online) berichtet über eine aktuell erschienene Studie über die mögliche Vorbeugung von Alzheimer-Demenz bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit Hilfe einer so genannten „Abnehmspritze“. Der mögliche Nutzen des Wirkstoffs Semaglutid wird jedoch nur unzureichend beschrieben, Nebenwirkungen des Medikaments nicht erwähnt. Auch wird die Qualität der Studie nicht ausreichend eingeordnet. Vor allem jedoch fällt auf, dass ein Großteil des deutschen Textes eine Übersetzung eines Artikels aus Medical News Today darstellt, die Thematik nicht oder kaum selbst recherchiert wurde.
In dem Artikel des Magazins SPIEGEL (online) werden verschiedene Therapien sowie Vorbeugemaßnahmen gegen Gebärmutterhalskrebs dargestellt. Aufhänger ist eine aktuelle Studie in der Zeitschrift Lancet, in der zwei bereits eingesetzte Therapien kombiniert wurden und bessere Heilungsraten erzielten. Auch eine weitere neue Behandlungsmethode mit Antikörpern ist am Rande Thema. Neben Therapiemöglichkeiten wird zudem die HPV-Impfung beschrieben, mit der man der Tumorentwicklung vorbeugen kann. Die Vorteile der neuen Methoden und die Evidenz der Studienergebnisse sind ausreichend klar dargestellt, allerdings kommen mögliche Nebenwirkungen leider nicht zur Sprache.
Der Artikel des SWR (online) berichtet über eine neue Behandlungsmethode gegen die fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung an einem ersten, einzelnen Fall. Der Text stellt den Nutzen und die Risiken jedoch nicht ausreichend dar. Alternative Behandlungsarten kommen nicht zur Sprache, die Evidenz wird nicht eingeordnet, und es kommen keine unabhängigen Expert*innen zu Wort. Auch Interessenkonflikte werden nicht thematisiert. Doch ist der Beitrag sehr attraktiv geschrieben, er erklärt das Krankheitsbild der Parkinson-Erkrankung verständlich und erzählt nachvollziehbar und emotional die Geschichte des ersten, bisher einzigen und erfolgreich mit der neuen Methode behandelten Patienten.
Der journalistische Beitrag von tagesschau.de widmet sich der Erforschung des Darmmikrobioms. Anlass des Berichts ist eine aktuelle Studie, in der das Erbgut bestimmter Darmbakterien mit Hilfe gentechnischer Methoden gezielt verändert wurde. Dabei kommt ausführlich zur Sprache, dass es sich um Grundlagenforschung handelt, die Versuche bislang nur in Zellkultur und Mäusen stattgefunden haben. Auch ein unabhängiger Experte kommt im Text zu Wort.
In dem journalistischen Beitrag von NDR Info (online) werden die Vor- und Nachteile einer ketogenen Ernährung erläutert, mit einer deutlichen Reduktion von Kohlenhydraten. Der Beitrag ordnet zwar die Keto-Ernährung richtig ein, doch werden dazu keinerlei Zahlen oder Studienergebnisse präsentiert. Der Nutzen etwa beim Abnehmen oder bei Diabetes oder auch die möglichen Risiken bei Krebs bleiben daher unklar. Hier wird ein relevantes Thema aufgegriffen, da die Keto-Diät vielfach auf Social Media gehypt wird, ohne dass dies wirklich gerechtfertigt ist. An mancher Stelle hätte man sich allerdings mehr Informationen gewünscht.
Die Kriterien des
Medien-Doktor GESUNDHEIT
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- EXPERTEN / QUELLENTRANSPARENZ
- INTERESSENKONFLIKTE
- EINORDNUNG IN DEN KONTEXT
- FAKTENTREUE
- JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG
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- VERSTÄNDLICHKEIT
- THEMENAUSWAHL