Älterer Herr fasst sich mit der Hand an die Brust und hat ein schmerzverzerrtes Gesicht.

Ein journalistischer Beitrag der Bild-Zeitung (online) nimmt eine aktuelle Pressemitteilung zum Anlass, über ein neues Verfahren zur Behandlung der Herzmuskelschwäche mit einem so genannten Herzpflaster zu berichten – ein Verfahren, bei dem den Patient*innen aus Stammzellen gezüchtetes Herzgewebe eingesetzt wird. Im Artikel werden weder Nutzen noch Risiken des Verfahrens angemessen dargestellt. Auch wird nicht deutlich, dass die Erfahrung des im Text vorgestellten einzelnen Patienten nur sehr wenig über den Erfolg der Behandlung aussagt, zumal die insgesamt an nur zwölf Proband*innen durchgeführte Studie noch nicht abschließend ausgewertet und publiziert wurde.

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Älterer Herr fasst sich mit der Hand an die Brust und hat ein schmerzverzerrtes Gesicht.
Suppenteller, Löffel, Serviette

Ein journalistischer Beitrag in der Berliner Morgenpost (online) beschreibt die Ergebnisse einer Studie zum Thema Scheinfasten. Allerdings übernimmt der Artikel weitgehend die Pressemitteilung der Universität, an der die Studie durchgeführt wurde. Es fehlen unabhängige Stimmen, um die Ergebnisse einzuordnen, auch wird die Studie nicht in einen größeren Kontext eingeordnet. Interessenkonflikte, die selbst in der Pressemitteilung erläutert werden, bleiben im journalistischen Text leider unerwähnt.

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Suppenteller, Löffel, Serviette
Frau fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Hand das Ohr.

Die Neue Zürcher Zeitung (online) berichtet, dass hochdosiertes Kortison laut einer deutschen Studie wider Erwarten nicht besser gegen einen Hörsturz hilft als die Standardtherapie, dafür aber mehr Nebenwirkungen hat. Selbst die Standardtherapie mit Kortison ist womöglich ohne Wirkung, so eine vorsichtige Schlussfolgerung der Studie und des Artikels. Der fehlende Nutzen wird im journalistischen Beitrag zwar beschrieben, doch werden weder absolute noch relative Zahlen dazu genannt. Der Artikel macht klar, wie weit verbreitet die Therapien sind – und was das Neue an der Studie ist. Auf Kosten geht der Text hingegen nicht ein, auch kommen keine unbeteiligten Experten zu Wort.

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Frau fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht mit der Hand das Ohr.
Besorgte Seniorin, die ihren Mann tröstet.

Ein journalistischer Beitrag in der Rheinischen Post (online) berichtet über ein spannendes neues Wirkprinzip für potenzielle Alzheimer-Medikamente. Doch verlässt sich der Artikel unkritisch auf die Pressemitteilung des Forschungsinstituts und die Firmenangaben, sucht keine Einordnung und unterlässt es, eine unabhängige, einordnende Stimme einzuholen. Die enthusiastische Unterstellung, es könnte hier für Millionen Betroffene ein wirksamer Therapieansatz entstehen, weckt angesichts der frühen Phase der klinischen Entwicklung unberechtigte Hoffnung für Patient*innen und deren Angehörige.

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Besorgte Seniorin, die ihren Mann tröstet.