Diese drei Stichworte könnten die Medizin-Berichterstattung verbessern

Ein neuer Wirkstoff heilt Krebs – in zwölf genetisch veränderten Laborratten. Wer den zweiten Teil dieses Satzes kennt, hält den ersten womöglich für deutlich weniger spektakulär. Leider werden in der Medizin-Berichterstattung allzu oft Informationen zur Qualität und Aussagekraft der Befunde weggelassen oder weit hinten im Artikel versteckt. So kann der Eindruck entstehen, bei einem Grundlagen-Versuch handele es sich bereits um eine anwendungsbereite Therapie.

Das britische Science Media Centre hat deshalb einen Vorschlag vorgelegt, um Pressestellen, Journalisten und Redaktionen an die Aussagekraft von Studien zu erinnern. Drei „Labels“ am Beginn jeder Pressemitteilung sollen deutlich machen, welche Art von Studie dieser zugrunde liegt. In einem aktuellen Beitrag erläutern Fiona Fox und Fiona Lethbridge das System, das sie im vergangenen Jahr für die britische Academy of Medical Sciences entwickelt haben.

Ein erstes Label soll klar stellen, ob es sich um einen Zeitschriftenartikel handelt, der von Fachkollegen begutachtet wurde (Peer Review), oder nicht. Als zweites soll die Art der Untersuchung, also Beobachtungsstudie, randomisiert-kontrollierte Studie (RCT), systematische Übersichtarbeit, Literatur-Review und so weiter, angegeben werden. Ein drittes Label soll klar machen, ob es sich um Daten aus Humanstudien oder aber Tier-, Embryo- oder Zellkulturversuchen handelt. Diese Angaben sollen als Stichworte direkt im Kopf einer Pressemitteilung unter der Überschrift ausgewiesen werden.

Es handelt sich keineswegs um den ersten Versuch, die Qualität der Wissenschaftskommunikation zu verbessern. In Deutschland haben zum Beispiel eine Arbeitsgruppe der Wissenschaftsakademien und eine Arbeitsgruppe von Wissenschaft im Dialog hierzu Empfehlungen vorgelegt.

Dieser neue Vorschlag beschränkt sich auf Pressemitteilungen. Er erscheint praxisrelevant und einfach umzusetzen. Fox und Lethbridge führen bereits eine Reihe von Fürsprechern an. Zum Beispiel wird Richard Horton, Chefredakteur des „Lancet“, zitiert mit „It’s a no brainer.“ (Das versteht sich von selbst.)

Tatsächlich könnte ein solches System so manche Hype-Meldung verhindern, wenn Autoren und Redakteure sich diese wirklich elementaren Angaben nicht mehr aus den Tiefen der Pressemitteilung oder der Originalstudie zusammensuchen müssen. Wenig aussagekräftige Ergebnisse ließen sich so auf einen Blick aussortieren.

Damit Journalisten diese Labels produktiv nutzen können, sollten sie die grundlegenden Unterschiede zwischen Tierversuch und Humanstudie sowie Beobachtungsstudie vs. RCT verstehen. Die Labels liefern nur Hinweise zur Aussagekraft von Studien, eine Lektüre der Originalarbeiten ersetzen sie nicht. Worauf man bei der systematischen Recherche medizinischer Studien sonst noch achten sollte, haben wir unter anderem in unserer Serie Praxisberichte erklärt.