Alle bewerteten Beiträge
Hier finden Sie alle Beiträge, die beim Medien-Doktor GESUNDHEIT bewertet wurden.
Der Artikel der „Berliner Morgenpost“ liest sich leicht und flüssig und bietet einen sympathisch anmutenden Alltagstipp: Lächle Schmerzen einfach weg! Dafür wird eine Studie beleuchtet, die angeblich genau dies gezeigt hat: Dass Lächeln die Schmerzen reduzieren kann. Tatsächlich aber hat die Untersuchung keinen Hinweis darauf ergeben. Allein die Herzfrequenz der Lächelnden fiel während eines Schmerzreizes niedriger aus als bei anderen – und die Stimmung hellte sich danach schneller wieder auf. Leider werden im journalistischen Beitrag auch keine alternativen Möglichkeiten der Schmerzbekämpfung, zur Reduktion der Herzfrequenz oder zur Stimmungsaufhellung bei Schmerzen genannt. Es kommen zudem keinerlei unabhängige Expertinnen oder Experten im Text zu Wort.
Der journalistische Beitrag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtet davon, dass eine Patientin mit Herzschwäche erstmals mit einem neuartigen Herzpflaster in einer Machbarkeitsstudie behandelt wurde. Trotz verständlicher Erklärungen im Text bleibt leider unklar, ob die bei ihr beobachtete Verbesserung der Herzleistung tatsächlich auf dem Herzpflaster beruhen kann. Der Artikel berichtet sehr früh über einen Einzelfall statt Studienergebnisse von 14 weiteren Proband*innen abzuwarten, die bis Ende 2025 vorliegen sollen. Eine unabhängige Einordnung dieses Einzelfalls sowie der beschriebenen Tierversuche findet nicht statt.
In einem Artikel der Frankfurter Rundschau (online) wird darüber berichtet, dass der Konsum von grünem Tee womöglich das Demenz-Risiko senken kann. Allerdings wird die aktuelle Studie, die als Anlass für den Text hergenommen wird, nicht in den Kontext der vielen bereits vorhandenen Untersuchungen gestellt. Auch werden leider keine unabhängigen Expert*innen oder Quellen erwähnt. Die in der Studie berichtete Risikosenkung für Demenz wird lediglich in relativen Zahlen dargestellt.
Der Artikel in der Süddeutschen Zeitung (online) berichtet darüber, dass Kaffeegenuss in den Morgenstunden womöglich das Sterberisiko senken kann. Der Nutzen des Kaffeekonsums wird nur knapp erklärt, auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen geht der Text leider nicht ein. Allerdings verweist der Beitrag auf die begrenzte Aussagekraft von Beobachtungsstudien und lässt die Ergebnisse der vorgestellten Studie durch einen unbeteiligten Forscher einordnen. Dabei geht der Artikel nur wenig über die die Fachpublikation begleitende Pressemitteilung hinaus. Der Artikel ist insgesamt verständlich geschrieben, lässt sich nur am Ende etwas zu sehr von der Euphorie des kommentierenden Experten mitreißen.
Ein Artikel der Ruhrnachrichten (online) stellt eine Heilpraktikerin für Psychotherapie vor, die nicht näher erläuterte Traumatherapien anbietet. Es gibt keinerlei Angaben zum Therapie-Erfolg, also zum Nutzen der Behandlung. Risiken werden nicht angesprochen, Hintergrundinformationen und Angaben zu den Kosten fehlen. Es gibt keine weiteren Quellen und keine (kritische) Einordnung. Insgesamt hat der Text einen stark werbenden Charakter.
Über eine aktuelle Studie zu einer neuen Form der HIV-Prophylaxe berichtet ein journalistischer Beitrag der dpa. Es wird eine Publikation im Fachblatt New England Journal of Medicine zum Wirkstoff Lecanapavir erläutert, der sehr effektiv gegen eine HIV-Infektion schützte. Auch wird gut verständlich erklärt, dass die bisher erhältlichen Tabletten zur Vorbeugung täglich eingenommen werden müssen, eine Injektion des neuen Wirkstoffs dagegen nur zweimal im Jahr nötig ist. Auch das Risiko der Resistenzbildung wird angesprochen. An mancher Stelle wären ausführlichere Erläuterungen der Studie und ihrer Ergebnisse allerdings hilfreich gewesen.
Ein Artikel des Tagesspiegels (online) informiert darüber, dass die Europäische Arzneimittelbehörde EMA die Zulassung des Alzheimer-Medikaments Leqembi (Wirkstoff: Lecanemab) empfiehlt, allerdings mit Einschränkungen. Über die Gründe dafür berichtet der Beitrag teils erhellend, teils verwirrend. Weitergehende Fragen, zum Beispiel nach der unterschiedlichen Wirksamkeit des Medikamentes bei Männern und bei Frauen werden nicht gestellt, auch nicht nach den Perspektiven, wenn das Medikament länger als in der kontrollierten Studie verabreicht oder dann wieder abgesetzt wird.
Ein Artikel der Frankfurter Rundschau (online) berichtet über eine aktuell erschienene Studie über die mögliche Vorbeugung von Alzheimer-Demenz bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit Hilfe einer so genannten „Abnehmspritze“. Der mögliche Nutzen des Wirkstoffs Semaglutid wird jedoch nur unzureichend beschrieben, Nebenwirkungen des Medikaments nicht erwähnt. Auch wird die Qualität der Studie nicht ausreichend eingeordnet. Vor allem jedoch fällt auf, dass ein Großteil des deutschen Textes eine Übersetzung eines Artikels aus Medical News Today darstellt, die Thematik nicht oder kaum selbst recherchiert wurde.
Die Kriterien des
Medien-Doktor GESUNDHEIT
- POSITIVE EFFEKTE (NUTZEN)
- RISIKEN & NEBENWIRKUNGEN
- VERFÜGBARKEIT
- ALTERNATIVEN
- KOSTEN
- KRANKHEITSÜBERTREIBUNG / -ERFINDUNG
- BELEGE / EVIDENZ
- EXPERTEN / QUELLENTRANSPARENZ
- INTERESSENKONFLIKTE
- EINORDNUNG IN DEN KONTEXT
- FAKTENTREUE
- JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG
- ATTRAKTIVITÄT DER DARSTELLUNG
- VERSTÄNDLICHKEIT
- THEMENAUSWAHL
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