In dem journalistischen Beitrag von NDR Info (online) werden die Vor- und Nachteile einer ketogenen Ernährung erläutert, mit einer deutlichen Reduktion von Kohlenhydraten. Der Beitrag ordnet zwar die Keto-Ernährung richtig ein, doch werden dazu keinerlei Zahlen oder Studienergebnisse präsentiert. Der Nutzen etwa beim Abnehmen oder bei Diabetes oder auch die möglichen Risiken bei Krebs bleiben daher unklar. Hier wird ein relevantes Thema aufgegriffen, da die Keto-Diät vielfach auf Social Media gehypt wird, ohne dass dies wirklich gerechtfertigt ist. An mancher Stelle hätte man sich allerdings mehr Informationen gewünscht.
Zusammenfassung
Der Hörfunkbeitrag auf NDR Info (online) greift das Trend-Thema Keto-Diät auf. Er nennt mögliche positive Effekte der sehr kohlenhydratarmen Ernährungsform, etwa bei Epilepsie oder Übergewicht. Und er berichtet auch kritisch über Behauptungen, dass die Diät bei Krebserkrankungen helfe, macht deutlich, dass diese nicht durch Studien belegt sind. Verschiedene Risiken werden aufgezählt, etwa für Menschen mit Diabetes. Allerdings werden weder zum möglichen Nutzen noch zu den Risiken konkrete Zahlen genannt. Wie gut die Effekte der Keto-Diät tatsächlich erforscht sind, bleibt daher leider unklar, Studien werden nicht erwähnt. An mancher Stelle wäre eine klarere Struktur des Beitrags hilfreich gewesen.
Die Kriterien
1. Die POSITIVEN EFFEKTE sind ausreichend und verständlich dargestellt (NUTZEN).
Der journalistische Beitrag erklärt, dass der ketogenen Ernährung viele positive Effekte zugeschrieben werden, von denen nur wenige wissenschaftlich belegt sind. Hilfreich sei die Diät bei Epilepsie und einigen seltenen Stoffwechselerkrankungen. Außerdem helfe sie beim Abnehmen. Allerdings wird keiner dieser positiven Effekte quantifiziert, der Beitrag bleibt hier sehr allgemein. Daher werten wir knapp „NICHT ERFÜLLT“.
2. Die RISIKEN & NEBENWIRKUNGEN werden angemessen berücksichtigt.
Es werden verschiedene negative Effekte der Keto-Diät benannt, etwa die Gefahr der Unterzuckerung bei Menschen mit Diabetes, Mangelernährung insbesondere bei Krebspatient*innen und mögliche Schäden bei Leberzirrhose, Schilddrüsenerkrankungen und Gallenbeschwerden. Allerdings werden diese Risiken nicht näher ausgeführt. Möglich sei außerdem ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen. Wie häufig die aufgelisteten negativen Effekte auftreten, erfährt man nicht, daher werten wir insgesamt nur knapp „ERFÜLLT“.
3. Es wird klar, ob eine Therapie/ein Produkt/ein Test VERFÜGBAR ist.
Dass es prinzipiell möglich ist, sich für eine gewisse Zeit extrem kohlenhydratarm zu ernähren, ist offensichtlich. Insofern muss die Verfügbarkeit der Diät nicht weiter erläutert werden.
4. Es werden ALTERNATIVE Behandlungsarten/Produkte/Tests vorgestellt.
Nur für die Senkung des Blutzuckerspiegels werden andere Diätformen kurz benannt (Low-Fat-Diät, Mittelmeerdiät), die den gleichen Nutzen haben sollen wie die Keto-Diät. Für die anderen aufgeführten positiven Effekte, etwa bei Epilepsie oder zur Gewichtsreduktion, spricht der Beitrag keine anderen Behandlungsformen an. Daher werten wir insgesamt, wenn auch knapp, „NICHT ERFÜLLT“.
5. Die KOSTEN werden im journalistischen Beitrag in angemessener Weise berücksichtigt.
Kosten spricht der Beitrag nicht an. Ob es im Alltag teurer ist, sich auf diese Weise zu ernähren, wäre ein interessanter Gesichtspunkt gewesen (wenn preiswerte Lebensmittel wie Kartoffeln und Nudeln zugunsten von Fisch und Fleisch wegfallen). Auch gibt es diverse Nahrungsergänzungsmittel für die Keto-Diät, deren Kosten zu benennen wären (siehe zum Beispiel hier). Ob eine ärztlich überwachte Keto-Diät wie in den Leitlinien der AWMF empfohlen („KET müssen ärztlich verordnet werden“, siehe auch hier) von den Krankenkassen bezahlt wird, erfährt man nicht. Daher werten wir insgesamt „NICHT ERFÜLLT“.
6. Es sind keine Anzeichen von Krankheitserfindungen/-übertreibungen zu finden (DISEASE MONGERING).
Der Beitrag geht nicht näher auf die Vielzahl angesprochener Erkrankungen ein, insofern sind auch keine Übertreibungen festzustellen.
7. Der journalistische Beitrag ordnet die QUALITÄT der Belege/der Evidenz ein.
Der Beitrag verzichtet – mit Ausnahme der O-Töne – völlig auf die Nennung nachvollziehbarer Quellen für die angesprochenen positiven und negativen Effekte der Keto-Diät. Daher ist die Qualität der Belege für die verschiedenen Aussagen zu Nutzen und Risiken nicht zu beurteilen. Auch der zitierte Experte Matthias Laudes wird eher mit einer festen Ansicht zitiert, ohne jeden Bezug auf Studien.
8. Es werden UNABHÄNGIGE EXPERTEN oder QUELLEN genannt.
Es kommt ein Experte länger zu Wort, zudem ganz kurz eine Ernährungswissenschaftlerin, die darauf hinweist, dass Kohlenhydrate wichtig für die Ernährung von Sportlern seien. Damit kommen zwar unabhängige Expert*innen im journalistischen Beitrag vor, eine ausführliche Einordnung der Thematik findet allerdings nicht statt. Daher werten wir nur knapp „ERFÜLLT“.
9. Es werden, falls vorhanden, INTERESSENKONFLIKTE im Beitrag thematisiert.
Wir haben keine Interessenkonflikte finden können, daher erscheint es uns angemessen, sie im Beitrag nicht zu thematisieren.
10. Der Beitrag liefert Informationen zur EINORDNUNG der Thematik in einen Kontext (Neuheit, Ethik).
Der journalistische Beitrag lässt anklingen, dass es sich bei der Keto-Diät um einen vor allem (aber nicht nur) in den sozialen Medien verbreiteten Trend handelt. Wie viele Menschen diese Diät tatsächlich machen (und längere Zeit durchhalten), auch im Vergleich zu anderen Diätformen, erklärt der Beitrag nicht. Auch fehlt der Hinweis, dass bei dieser Diät kaum Obst und Getreide gegessen werden darf, die Lebensqualität also erheblich eingeschränkt wird. Zudem bleibt unerwähnt, dass eine solche extreme Diät zu Essstörungen beitragen kann (siehe hier).
11. Der Beitrag gibt die wesentlichen Daten und Fakten korrekt wieder (FAKTENTREUE).
Im journalistischen Beitrag wird die Stoffwechselumstellung bei einer ketogenen Diät nur ungenau beschrieben: Aus Fettsäuren werden Ketonkörper gebildet, da der Körper diese als Treibstoff nutzen kann. Es sind also auch nicht Ketone, wie im Beitrag erwähnt, sondern Ketonkörper. Ketone dagegen stellen den Überbegriff einer ganzen Gruppe chemischer Verbindungen dar. Dennoch werten wir insgesamt noch knapp „ERFÜLLT“.
12. Der Beitrag geht über eine Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus (JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG).
Der Beitrag basiert offensichtlich nicht auf einer Pressemitteilung. Wir gehen daher von einer journalistischen Eigenleistung aus.
13. Ein Beitrag vermittelt ein Thema interessant und attraktiv (ATTRAKTIVITÄT DER DARSTELLUNG).
Der journalistische Beitrag beginnt mit einem fragwürdigen Statement – es gebe keinen einzigen Vorteil von Zucker – das dann völlig unhinterfragt im Raum stehen bleibt. Ein Bezug zum Thema Keto-Diät ist für Laien nicht spontan erkennbar. Der Beitrag nennt dann einerseits interessante kritische Aspekte, betont jedoch auch immer wieder, die Keto-Diät könne „durchaus nützen um abzunehmen“. Am Ende kommt dann etwas unvermittelt der spezielle Aspekt der Sportlerernährung. Eine wirkliche „Take-Home-Message“ für Hörerinnen und Hörer fehlt. Daher werten wir, wenn auch knapp, „NICHT ERFÜLLT“.
14. Der Beitrag ist für ein Laienpublikum verständlich (VERSTÄNDLICHKEIT).
Der journalistische Beitrag ist für Laien gut verständlich, es werden kaum Fachbegriffe verwendet. An mancher Stelle wäre für die Verständlichkeit allerdings ein wenig mehr inhaltliche Tiefe hilfreich gewesen, etwa warum kurzkettige Kohlenhydrate „böse“, langkettige aber „gut“ sind. Insgesamt werten wir aber noch knapp „ERFÜLLT“.
15. Das THEMA ist aktuell, relevant oder ungewöhnlich. (THEMENAUSWAHL).
Ein aktueller Anlass für den Beitrag, etwa eine aktuelle Studie oder eine Fachkonferenz, ist nicht zu erkennen. Da die ketogene Ernährung jedoch immer wieder zum Abnehmen oder für Patient*innen mit Diabetes mellitus angepriesen wird, hat das Thema eine gewisse Relevanz. Wir werten insgesamt knapp „ERFÜLLT“.