Bewertet am 14. September 2022
Veröffentlicht von: Bild der Frau

In einem journalistischen Beitrag der Zeitschrift „Bild der Frau“ wird über einen neuen Therapieansatz gegen eine Katzenallergie berichtet. Der Artikel ist optisch attraktiv gestaltet, ansprechend und verständlich geschrieben. Es wird im Text deutlich, dass sich die Behandlung in der derzeit laufenden, weltweiten Studie noch bewähren muss. Allerdings wird kaum auf mögliche Nebenwirkungen eingegangen und es kommen keine unabhängigen Expert*innen im Text zu Wort.

Zusammenfassung

Der Artikel in der Zeitschrift „Bild der Frau“ berichtet von einem neuen Antikörper-Medikament gegen Katzenallergie, das derzeit in einer weltweiten Zulassungsstudie unter anderem am Uniklinikum Münster getestet wird. Der Text vermittelt auf attraktive und verständliche Weise, was die Allergie genau ausmacht und welche positiven Effekte Mediziner sich davon erhoffen. Der Artikel stellt auch die zahlreichen Alternativen vor, die bereits etabliert sind. Das Thema Nebenwirkungen wird allerdings nicht hinreichend erläutert, die Kosten des neuen Therapieansatzes bleiben leider komplett unerwähnt. Außer dem an der Studie beteiligten Forscher wird die Therapie nicht durch unbeteiligte Expert*innen eingeordnet, und es wird nicht deutlich gemacht, dass der Wirkstoff von einer Pharmafirma entwickelt wird, die auch die Studie finanziert hat. Insgesamt jedoch ist der Text selbst ansprechend und verständlich geschrieben, auch die optische Aufmachung mit Katzenfotos und Info-Kästen zum Thema dürfte dazu beitragen, dass der journalistische Beitrag bei den Leser*innen auf Interesse stößt.

Hinweis: Der Originalbeitrag ist online leider nicht verfügbar. 

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Die Kriterien

1. Die POSITIVEN EFFEKTE sind ausreichend und verständlich dargestellt (NUTZEN).

Da es sich um eine laufende Studie handelt, können noch keinen konkreten Wirksamkeits- und Nutzendaten dargelegt werden. Der Artikel beschränkt sich daher darauf, zu erklären, worauf die Mediziner hoffen, nämlich auf Mittel, die im Vergleich „zu den bisherigen [Behandlungen] einfach sind, keine Nebenwirkungen haben und dennoch den Betroffenen helfen sollen.“ Konkreter heißt es dann später im Text: „In kleineren Studien, die nur kurz durchgeführt wurden, zeigte sich, dass bereits eine einzige Spritze die Allergie erfolgreich für mehrere Wochen ausschalten konnte – sie wirkt also sehr schnell.“ Im Folgenden wird auch deutlich, dass noch unklar ist, „ob die Behandlung die Symptome nur so lange unterdrücken kann, wie sie durchgeführt wird, oder ob sie möglicherweise einen Dauereffekt haben könnte.“

2. Die RISIKEN & NEBENWIRKUNGEN werden angemessen berücksichtigt.

Der journalistische Beitrag geht auf das Thema Nebenwirkungen insbesondere bei den bislang schon bekannten Therapien ein. Zu den in Erforschung befindlichen Antikörpern kommt nur der an der Studie beteiligte Forscher zu Wort: „Allergische Reaktionen gegen das Katzen-Allergen, die Nebenwirkung der spezifischen Immuntherapie sind, treten bei der neuen Therapie nicht auf.“ Und: Es werde an Behandlungen geforscht, „die möglichst keine Nebenwirkungen haben“. Da bislang jedoch nur kleine Studien mit dem neuen Therapieansatz durchgeführt wurden, ist letztlich noch wenig über mögliche Risiken bekannt. Dies hätte im Text deutlich werden müssen.

3. Es wird klar, ob eine Therapie/ein Produkt/ein Test VERFÜGBAR ist.

Der Artikel macht deutlich, dass die Behandlung noch nicht zugelassen ist, somit auch nicht auf dem Markt verfügbar ist. Es wird klar, dass die Therapie derzeit in Studien untersucht wird und erst nach einer Zulassung „in einigen Jahren“ verfügbar sein wird, wenn die Studie erfolgreich ist.“ In einem Kasten heißt es auch nochmal: „Lässt sich davon schon profitieren? Noch nicht. Gerade wird das neue Medikament noch geprüft (…).“

4. Es werden ALTERNATIVE Behandlungsarten/Produkte/Tests vorgestellt.

Zu diesem Aspekt liefert der Artikel eine Fülle von Informationen und im Falle der Desensibilisierung werden auch Unterschiede deutlich, etwa zur Dauer der Therapie und den möglichen Nebenwirkungen. Zudem werden in einem separaten Kasten („Das hilft schon heute“) auf Verfahren verwiesen, die die Allergenität von Katzen abschwächen sollen. Im Artikel selbst werden einige Ratschläge gegeben, wie Betroffene sich verhalten sollten, um allergische Reaktionen zu vermeiden oder welche Mittel sie zur Symptomlinderung nutzen können („Antihistaminika oder Kortisonsprays unterdrücken lediglich die Symptome.“).

5. Die KOSTEN werden im journalistischen Beitrag in angemessener Weise berücksichtigt.

Kosten werden im Artikel nicht thematisiert. Da es bereits Antikörpertherapien gegen Asthma gibt, hätte man diese zumindest erwähnen und damit eine Größenordnung der künftigen Kosten angeben können. Da die Behandlung aber noch nicht zugelassen ist, werten wir nur knapp „NICHT ERFÜLLT“.

6. Es sind keine Anzeichen von Krankheitserfindungen/-übertreibungen zu finden (DISEASE MONGERING).

Katzen(haar)allergie wird nicht übertrieben dargestellt. Lediglich der Hinweis, dass Asthma „oft“ auftritt erscheint eine unnötige Dramatisierung zu sein, da diese nur auftritt, wenn Betroffene über lange Zeit den Allergenen ausgesetzt sind. Daher werten wir nur knapp „ERFÜLLT“.

7. Der journalistische Beitrag ordnet die QUALITÄT der Belege/der Evidenz ein.

Der Artikel macht klar, dass es sich um eine weltweit laufende Studie an „mehr als tausend Patienten“ handelt. Das soll wohl vermitteln, dass es sich um eine aussagekräftige Studie handelt. Die aktuelle Untersuchung wird auch den vorherigen „kleineren Studien“ gegenübergestellt, „die nur kurz durchgeführt wurden“. Damit wird Leserinnen und Lesern zumindest im Ansatz vermittelt, dass es sich um eine wichtige Untersuchung handelt, ohne dass indes auf wichtige andere Aspekte eingegangen wird, die für die Aussagekraft einer Studie eine Rolle spielen, die Kontrollgruppe etwa, Zufallsverteilung oder der Vergleich mit einem Placebo. Daher werten wir nur knapp „ERFÜLLT“.

8. Es werden UNABHÄNGIGE EXPERTEN oder QUELLEN genannt.

Außer dem Forscher der Uniklinik Münster, der an der Studie teilnimmt, gibt es keine weiteren unbeteiligten Expert*innen für eine Einordnung. Auch werden keine weiteren Quellen genannt.

9. Es werden, falls vorhanden, INTERESSENKONFLIKTE im Beitrag thematisiert.

Es wird im Text deutlich, dass der im Artikel zitierte Forscher an der Studie beteiligt wird. Dass die Studie durch eine Pharmafirma finanziert wird, die den Wirkstoff entwickelt hat, wird allerdings nicht thematisiert. Daher werten wir knapp „NICHT ERFÜLLT“.

10. Der Beitrag liefert Informationen zur EINORDNUNG der Thematik in einen Kontext (Neuheit, Ethik).

Der Artikel macht deutlich, dass es sich um einen neuen Ansatz gegen Katzenallergie handelt, der auch bereits für andere Allergien getestet wird und auch nur für einen bestimmte Art von Allergien geeignet ist. Es bleibt unklar, wann der Ansatz entwickelt wurde, und ob es überhaupt schon Therapien für andere Allergien oder ähnliche Erkrankungen gibt. Da wir uns hier insgesamt noch mehr Informationen gewünscht hätten, werten wir nur knapp „ERFÜLLT“.

11. Der Beitrag gibt die wesentlichen Daten und Fakten korrekt wieder (FAKTENTREUE).

Uns sind im Rahmen dieses Gutachtens keine relevanten Faktenfehler aufgefallen.

12. Der Beitrag geht über eine Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus (JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG).

Der Artikel geht über die von der Uniklinik Münster 2021 herausgegeben Pressemitteilung hinaus.

13. Ein Beitrag vermittelt ein Thema interessant und attraktiv (ATTRAKTIVITÄT DER DARSTELLUNG).

Die Darstellung des Textes mit einem Hauptartikel, drei Info-Kästen und mehreren Katzenbildern ist für das angesprochene Publikum sicher attraktiv und interessant und animiert zum Lesen. Die Leserinnen und Leser erfahren über verschiedene Methoden zur Behandlung einer Katzenallergie, über Hintergründe und die aktuelle Forschung.

14. Der Beitrag ist für ein Laienpublikum verständlich (VERSTÄNDLICHKEIT).

Das ist insgesamt ein verständlicher Artikel, der es schafft, die grundlegenden Unterschiede zwischen den verschiedenen Therapieansätzen gegen Katzenallergien grob zu erklären, wobei man sich hier noch etwas genauere Informationen gewünscht hätte, um die Wirkmechanismen wirklich zu verstehen. Gut erklärt wird, dass es sich eigentlich nicht um eine Allergie gegen Tierhaare handelt, sondern gegen Proteine, die zum Beispiel beim Reinigen durch die Zunge auf die Haare gelangen.

15. Das THEMA ist aktuell, relevant oder ungewöhnlich. (THEMENAUSWAHL).

Über laufende (Zulassungs)studien zu berichten, ist problematisch, weil letztlich nicht klar ist, wie am Ende die Ergebnisse aussehen. Es ist in der Regel besser, abzuwarten, wie diese ausgehen, um unnötige Hoffnung zu schüren. Dies gilt auch für diese Studie. Indes sind von dem Thema Katzenallergie als einer der häufigsten Allergien eine Menge Menschen betroffen, und der Artikel ist durch viele Zusatzinformationen interessant aufbereitet. Zudem handelt es sich im Vergleich zu bisherigen Ansätzen um einen neuen Ansatz, sodass eine Berichterstattung noch gerechtfertigt erscheint. Daher werten wir insgesamt knapp „ERFÜLLT“.

Medizinjournalistische Kriterien: 11 von 15 erfüllt

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar