Der journalistische Beitrag von ZEIT online berichtet über eine aktuelle Studie im Fachjournal „Nature“, die darauf hinweist, dass eine Impfung gegen Gürtelrose das Risiko senken könnte, an Demenz zu erkranken, zumindest bei Frauen. Es fehlen jedoch absolute Zahlen zum Nutzen; Nebenwirkungen der Impfung werden nicht erwähnt. Mehrere Experten, die nicht an der Studie beteiligt waren, ordnen die Ergebnisse ein. Es wird noch ausreichend erklärt, wie die Studie aufgebaut war, und dass sie trotz vielversprechender Ergebnisse keinen kausalen Zusammenhang nachweisen kann. Der Beitrag macht deutlich, dass die Wissenschaftler noch nicht wissen, worauf der schützende Effekt beruhen könnte, und stellt verschiedene Hypothesen dazu vor.
Der journalistische Beitrag des „Tagesspiegel“ (online) berichtet über eine Studie zur Wirksamkeit des Pockenimpfstoffs Imvanex gegen MPox, eine Erkrankung, die früher als „Affenpocken“ bezeichnet wurde. Bereits nach einer einzelnen Impfdosis ist ein deutlicher Nutzen nachweisbar. Es fehlen allerdings absolute Zahlen im Text, zur Anzahl der Infektionen mit und ohne Impfschutz. Es wird jedoch erläutert, dass der Impfschutz nach nur einer Injektion für Menschen mit HIV nicht gegeben ist. Ob eine zweite Impfdosis für Menschen mit HIV dann einen ausreichenden Schutz schaffen kann, ist der vorliegenden Studie nicht zu entnehmen, dies wird im Beitrag klar dargestellt. Ebenso wird erwähnt, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Nebenwirkungen werden benannt und grob quantifiziert. Der Artikel lehnt sich allerdings an die Pressemitteilung der Charité an und bezieht keine unabhängigen Expert*innen ein, die die Studie einordnen könnten.
Ein Beitrag der FAZ (online) berichtet über eine Studie, die den Einfluss von Museumsbesuchen auf das Allgemeinbefinden von Patient*innen mit Demenz untersucht hat. Dabei weckt die Unterzeile zum Titel des Beitrags sofort die Neugier der Lesenden: „Menschen mit Demenz leiden häufig auch an Depressionen. Eine Therapie mit Medikamenten aber ist schwierig. Nun zeigt eine Studie, dass Kultur helfen kann.“ Das klingt vielversprechend und sympathisch, suggeriert, dass dieser Artikel anhand konkreter wissenschaftlicher Evidenz aufzeigen wird, dass Museumsbesuche Stimmungen zuverlässiger aufhellen können als Medikamente. Solche Belege allerdings bleibt der Beitrag den Lesenden schuldig. Stattdessen werden Textpassagen einer Pressemitteilung der TU Dresden – teils wörtlich – übernommen.
Der journalistische Beitrag des RND-Netzwerks hinterfragt kritisch die derzeit von Influencern beworbene Longevity-Medizin. Dabei kommen Behandlungsmethoden wie etwa die Kältekammer zum Einsatz, eine Rotlichttherapie, das Immunsuppressivum Rapamycin, das Blutplasma jüngerer Personen und Gentherapien. Es wird deutlich, dass es bislang keine wissenschaftliche Evidenz dafür gibt, dass diese Methoden das Altern aufhalten oder Menschen sogar verjüngen können. Leider werden mögliche Nebenwirkungen der Therapien im Text nicht erwähnt. Im Artikel kommen verschiedene Vertreter der Longevity-Medizin zu Wort, ebenso wie eine Altersforscherin, die kein Geld mit der Vermarktung der Behandlungen verdient. Auch werden unabhängige Statistiken und Studien zitiert.
Der Artikel der „Berliner Morgenpost“ liest sich leicht und flüssig und bietet einen sympathisch anmutenden Alltagstipp: Lächle Schmerzen einfach weg! Dafür wird eine Studie beleuchtet, die angeblich genau dies gezeigt hat: Dass Lächeln die Schmerzen reduzieren kann. Tatsächlich aber hat die Untersuchung keinen Hinweis darauf ergeben. Allein die Herzfrequenz der Lächelnden fiel während eines Schmerzreizes niedriger aus als bei anderen – und die Stimmung hellte sich danach schneller wieder auf. Leider werden im journalistischen Beitrag auch keine alternativen Möglichkeiten der Schmerzbekämpfung, zur Reduktion der Herzfrequenz oder zur Stimmungsaufhellung bei Schmerzen genannt. Es kommen zudem keinerlei unabhängige Expertinnen oder Experten im Text zu Wort.
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