Medien-Doktor
GESUNDHEIT

Der journalistische Artikel im Tagesspiegel berichtet über den Cholesterinsenker Enlicitide, der in einer Studie in Tablettenform getestet wurde. Bislang gab es Medikamente dieser Wirkstoffgruppe nur als Injektion. Im ersten Drittel des Textes kommt die Frage auf, ob es sich hierbei um einen Durchbruch bei der Therapie von Blutgefäßerkrankungen handle. Auch wenn dies als Frage formuliert wird, werden hier doch große Hoffnungen zum Nutzen des Medikaments geweckt, die aus den bislang bekannten Studienergebnissen nicht erfüllt werden können. Zudem ist der Text an mancher Stelle schwer verständlich geschrieben, ein Anlass für die Berichterstattung erschließt sich nicht.

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Cannabistropfen

Der journalistische Beitrag der Tageszeitung Der Standard (online) beleuchtet ein für viele Menschen relevantes und aktuelles Thema verständlich und routiniert: den Einsatz eines Cannabis-Extrakts gegen chronische Rückenschmerzen. Die Ergebnisse der vorgestellten Studie werden nicht übertrieben dargestellt, allerdings fehlt der direkte Vergleich mit den Alternativen, und auch die Nebenwirkungen im Vergleich zu Placebo werden nicht ausreichend genannt.

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Cannabistropfen
Traurige Mutter

In der EU ist ein neues Medikament zugelassen worden: Das Präparat Zuranolon, das Wochenbettdepressionen wirksam und rasch mildern soll. Der journalistische Beitrag im Hamburger Abendblatt (online) stellt die Arznei kurz vor und lässt ihre Wirksamkeit vom Vorsitzenden der Stiftung Deutsche Depressionshilfe einordnen. Sein Fazit: Eine postpartale Depression ist eine Erkrankung, die unbedingt behandlungsbedürftig ist; ob Zuranolon dabei ein Mittel der Wahl ist, bleibt jedoch abzuwarten, und in einem ganzheitlichen Therapieansatz gehört zu einer medikamentösen Unterstützung immer auch eine psychotherapeutische Behandlung. Auf die Ergebnisse der für die Zulassung relevanten Studien geht der Artikel leider nicht ein.

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Traurige Mutter
Künstliche Befruchtung

Der Artikel auf Tagesschau (online) berichtet über eine Studie, in der Forschende mitochondriale Spenden erfolgreich durchgeführt haben. Daraus sind acht gesunde Kinder entstanden. Leider finden sich keine Details dazu, wie der Gesundheitszustand der Kinder ermittelt wurde, was für die Nutzendarstellung hilfreich gewesen wäre. Es werden jedoch die Risiken thematisiert sowie Alternativen besprochen. Hervorzuheben ist, dass im Text die Euphorie der Studienautoren nicht ungefiltert zur Sprache kommt. Stattdessen wird Optimismus mit einer Prise Vorsicht vermittelt. Dies ist bei schwerwiegenden Krankheiten besonders wichtig, um keine falschen Hoffnungen zu wecken.

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Künstliche Befruchtung
Frau, die Hantel hebt

Taugt Kreatin als Wundermittel gegen Depression und Alzheimer? Ein Artikel der FAZ (online) greift Heilsversprechen auf Tiktok und anderswo im Netz auf und setzt ihnen Studienergebnisse und vorsichtige Abwägungen von Experten entgegen. Die Wirkungsweise von Kreatin wird anschaulich erklärt, eine Pilotstudie wird ausführlich vorgestellt, in der die Wirkung von kognitiver Verhaltenstherapie in Kombination mit Kreatin untersucht wurde. Das angenehm zurückhaltende Fazit des Artikels: „Dass Kreatin etablierte Therapien ergänzen oder im Einzelfall ersetzen kann, ist nicht ausgeschlossen. Dass es allerdings gleich einen Strauß an Leiden lindern wird, ist wohl nicht zu erwarten.“

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Frau, die Hantel hebt

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