Klima-Special des Medien-Doktor UMWELT

Abschlussbericht

Vom 7. – 11. April 2014 fand in Berlin die Plenarsitzung des Weltklimarats (IPCC) mit der Verabschiedung des Teilberichts der IPCC-Arbeitsgruppe 3 zum 5. IPCC-Sachstandsbericht statt. In den Wochen um diesen Anlass herum konzentrierte sich der Medien-Doktor UMWELT ganz auf die Klima-Berichterstattung. Im Rahmen dieses auf der Webseite gesondert dargestellten Klima-Specials (http://www.medien-doktor.de/umwelt/specials/klima-special/ ) wurden 16 Gutachten zu Beiträgen erstellt, die sich speziell mit Klimathemen befassten. Dafür wurden 8 Gutachten aus der laufenden Berichterstattung während dieser Zeit ausgewählt, weitere 8 wurden retrospektiv erstellt; in dieser zweiten Phase wurden Lücken geschlossen, die sich bei der Zufallsauswahl der ersten Phase ergeben hatten. So wurden in der zweiten Phase gezielt Fernsehbeiträge aus Nachrichtensendungen sowie Beiträge aus Regionalzeitungen begutachtet.

1. Auswertung der 16 Klima-Special Gutachten

Im Mittel wurden für die die Beiträge des Klima-Special gut 3 Sterne (3,06) vergeben. 3 Beiträge erreichten mit 5 Sternen die höchste Wertung. Damit erreichten diese Beiträge eine etwas höhere Durchschnittswertung, als in den sonstigen Medien-Doktor-Gutachten zur Umweltberichterstattung vergeben wurde. Beim Klima-Special ergaben 7 Gutachten eine Wertung in den drei unteren Kategorien von 0 bis 2 Sternen, 9 erreichten 3, 4 oder 5 Sterne. Zum Vergleich: Eine Auswertung der ersten 50 Gutachten des Medien-Doktors UMWELT (ohne die Klima-Special-Gutachten) ergab eine Durchschnittswertung von 2,76 Sternen.

Abb. 1 Gesamtwertung in den Klima-Special-Gutachten

Es erscheint möglich, dass die nach den Kriterien des Medien-Doktor UMWELT qualitativ etwas bessere Berichterstattung im Klima-Special u.a. darauf zurückzuführen ist, dass angesichts des politisch wichtigen Themas seitens der Redaktionen häufiger besonders qualifizierte /spezialisierte Journalistinnen und Journalisten beauftragt wurden. Indes lässt sich der Qualitätsunterschied angesichts der geringen Fallzahlen nicht mit Sicherheit feststellen. Auch für die Ursachenforschung wären zusätzliche Informationen zu erheben (z.B. Interviews mit Redakteuren). Das Klima-Special hat somit interessante Arbeitshypothesen für weitere Untersuchungen ergeben.

Abb. 2 Stärken und Schwächen der Berichterstattung

Besonders gut erfüllt wurde in den ausgewählten Beiträgen zur Klimaberichterstattung das Kriterium „Pressemitteilung“ – alle Beiträge gingen deutlich über die Pressemitteilungen hinaus. Eine Über- oder Untertreibung von Risiken war selten festzustellen. Häufiger als sonst bei den Medien-Doktor-Gutachten wurde das Kriterium „Pro und Contra“ im Klima-Special als „nicht anwendbar“ bewertet, da es nach den Kriterien des Medien-Doktor UMWELT nicht als erforderlich oder wünschenswert erachtet wird, Außenseitermeinungen jenseits des Konsenses in den Klimawissenschaften ein Forum zu verschaffen.

Am häufigsten „nicht erfüllt“ war das Kriterium Kontext/ Kosten – 14 von 16 Beiträgen wiesen hier Mängel auf. Der Vergleich mit den übrigen Medien-Doktor-Gutachten zur Umweltberichterstattung zeigt, dass bei Beiträgen zu Klimathemen ebenso wie bei den übrigen begutachteten Beiträgen die mangelnde Kontextualisierung die größte Schwäche ist, die sich anhand der MDU-Kriterienkatalogs zeigt. Auch die ungenügende Darstellung der Belege für die im Beitrag dargelegten Fakten und Forschungsergebnisse sind offenbar ein Defizit, das unabhängig vom speziellen Thema ist – es rangiert jeweils an zweiter Stelle bei den „nicht erfüllten“ Kriterien.

Dagegen sind die Quellen und Experten bei den Themen des Klima-Specials häufiger angemessen dargestellt als bei Beiträgen zu anderen Umwelt-Themen (was hier aber durch den direkten Anlass „Vorstellung des IPCC-Berichts“ und einen damit einem eindeutig feststehenden seriösen Bezugspunkt nicht erstaunlich scheint). Auch die zeitlichen Aspekte sind in den begutachteten Beiträgen zur Klima-Berichterstattung besser einbezogen als im Durchschnitt der sonstigen Beiträge.

2. Zeitlicher Verlauf und Art der Berichterstattung

Zusätzlich zur qualitativen Bewertung haben wir erhoben, wie sich der Umfang der Berichterstattung zur Arbeit des Weltklimarates und zu Klimathemen allgemein im April entwickelte. Eine Auswertung der im Medien-Doktor UMWELT erfassten Print-Medien ergab, dass am Monatsbeginn die Präsentation des Teilberichts II zum 5. Weltklimabericht („Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit“) in Yokohama als Anlass für etliche Berichte dominierte. Die Intensität der Berichterstattung sank nach zwei Tagen rasch ab. Einige Printmedien meldeten dann den Beginn der IPCC-Plenarsitzung in Berlin zum Teilbericht III („Minderung des Klimawandels“). Über deren Inhalte berichteten die Medien erst nach der Präsentation des Berichts in Berlin am 13.4.2014 intensiv, die Print-Beiträge konzentrieren sich hier auf den Tag unmittelbar nach der Präsentation / Pressekonferenz. Der vorab bekannt gewordene Entwurf der „Zusammenfassung für Entscheidungsträger“ wurde von den untersuchten Medien nur vereinzelt schon vor der Veröffentlichung des IPCC-Reports aufgegriffen (siehe das Gutachten zum Beitrag in der taz). Ein weiterer vom MDU begutachteter Beitrag verglich später den Entwurf mit der verabschiedeten Fassung (siehe das Gutachten zum Beitrag in der SZ).

Die Berichterstattung zum 3. Teilbericht war insgesamt intensiver als zum 2. Teilbericht (Vergleich am jeweiligen Maximum), wozu mutmaßlich die Tatsache beitrug, dass Plenarsitzung und Berichtspräsentation in Deutschland stattfanden (Nachrichtenfaktor „Nähe“).

Abbildung 3 Zeitlicher Verlauf der Berichterstattung

Die sonstige Klimaberichterstattung, die sich nicht ausdrücklich auf die IPCC-Berichte bezog, sondern wissenschaftliche Aspekte in den Mittelpunkt stellt oder aber Themen aus Gesellschaft und Politik (z.B. den Zusammenhang von Energiepolitik und Klima), zeigte dagegen keine so eindeutigen Spitzen. Hier fällt auf, dass die Zahl der Beiträge in der Woche nach der Präsentation des 3. IPCC-Teilberichts zurückging – womöglich war das Thema „Klima“ zunächst ausgereizt. In der darauffolgenden Woche stieg die Zahl der Beiträge zu Klimathemen dann wieder an.

Abb. 4 Art der Berichterstattung

Die Gutachten

Die Gutachten, die beim Medien-Doktor UMWELT im Rahmen des Klima-Specials veröffentlicht wurden, erreichen Sie über die im Folgenden aufgeführten Direkt-Verlinkungen. Sie tauchen außerdem unter „Alle bewerteten Beiträge“ auf.

 

Das Klima-Special des Medien-Doktor UMWELT wurde, zusätzlich zu den sonstigen Drittmitteln, von Klimafakten.de unterstützt.