Zusammenfassung
Ein Artikel in der taz beschäftigt sich mit dem Rückgang der Vogelpopulationen in Deutschland. Anlass ist eine aktuell publizierte Studie zur Situation der Brutvögel rund um den Bodensee. Verschiedene Ursachen für den Bestandsrückgang, wie etwa das Insektensterben, werden korrekt benannt. Dagegen fehlen Angaben zum methodischen Vorgehen der Forscher. Als zweite Quelle kommt ein Vertreter des Naturschutzbunds (Nabu) zu Wort, der die regionalen Ergebnisse in den gesamtdeutschen Trend einordnet.
Als wesentlichen Mangel sehen wir, dass aus der Studie ausschließlich die negativen Ergebnisse berichtet werden. Alle neutralen oder positiven Entwicklungen kommen im Artikel nicht vor, obwohl diese sowohl im Fachartikel als auch in der zugehörigen Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft dargestellt werden. So ist die Gesamtzahl der Vogelarten im Untersuchungszeitraum gestiegen, verschiedene Arten konnten sich neu oder wieder ansiedeln. Da vor allem die häufigen Arten von den Rückgängen betroffen sind, sank die Zahl der Brutpaare dennoch deutlich um etwa ein Viertel. Das kann man – so wie es auch die Studie tut – durchaus als dramatischen Rückgang gewichten; nicht korrekt ist es, alle gegenläufigen Befunde zu verschweigen.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG/VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
2. BELEGE/EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
3. EXPERTEN/QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
4. PRO UND CONTRA: Es werden die wesentlichen relevanten Standpunkte angemessen dargestellt.
5. PRESSEMITTEILUNG: Der Beitrag geht deutlich über die Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus.
6. ALT oder NEU: Der Beitrag macht klar, ob es sich um ein neu aufgetretenes Umweltproblem, eine innovative Umwelttechnik o.ä. handelt, oder ob diese schon länger existieren.
7. LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN/kein „Greenwashing“: Der Beitrag nennt Wege, um ein Umweltproblem zu lösen, soweit dies möglich und angebracht ist.
8. RÄUMLICHE DIMENSION (lokal/regional/global): Die räumlichen Dimensionen eines Umweltthemas werden dargestellt.
9. ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit): Die zeitliche Reichweite eines Umweltproblems oder Phänomens wird dargestellt.
10. KONTEXT/KOSTEN: Es werden politische, soziale oder wirtschaftliche Aspekte eines Umweltthemas einbezogen.
Allgemeinjournalistische Kriterien
1. THEMENAUSWAHL: Das Thema ist aktuell, oder auch unabhängig von aktuellen Anlässen relevant oder originell.
2. VERMITTLUNG: Komplexe Umweltzusammenhänge werden verständlich gemacht.
3. FAKTENTREUE: Der Beitrag gibt die wesentlichen Daten und Fakten korrekt wieder.
Umweltjournalistische Kriterien: 5 von 9 erfüllt
Allgemeinjournalistische Kriterien: 2 von 3 erfüllt
Wegen gravierender Mängel beim Kriterium 1 – verzerrte Darstellung der Ergebnisse – werten wir um einen Stern ab.