Zusammenfassung
Der Beitrag in der Frankfurter Rundschau, der auf einem dpa-Text beruht, berichtet über den Fund von menschengemachten Schadstoffen in Flohkrebsen aus der Tiefsee. Es wird deutlich, dass unerwartet hohe Konzentrationen an Polychlorierten Biphenylen (PCB) und anderen, inzwischen verbotenen Chemikalien gemessen wurden, und dass die Forscher für diese hohen Werte bislang keine Erklärung haben. Eine im dpa-Text vorhandene Passage macht deutlich, dass hier auch methodische Mängel vorliegen könnten. Diese wichtige Einschränkung wurde im Artikel der FR jedoch herausgekürzt, so dass die Aussagekraft der Ergebnisse unzureichend eingeordnet ist.
Es wird klar, dass erstmals solche Messungen an Organismen aus dem Marianengraben und dem Kermadecgraben vorgenommen wurde, da diese Tiefseeregionen noch immer weitgehend unerforscht sind. Die Ergebnisse werden Forschungsarbeiten aus anderen Regionen gegenübergestellt, und es werden Kommentare von Wissenschaftlern zitiert, die nicht an der vorgestellten Forschungsarbeit beteiligt waren. Diese betonen vor allem, wie überraschend die Ergebnisse sind. Da es zur Herkunft der Schadstoffe keine gesicherten Erkenntnisse gibt, und nur vermutet wird, dass sie aus dem Plastikmüll im Meer stammen, kann der Text keine konkreten Aussagen zu Lösungsansätzen machen.
Hinweis: Der Beitrag ist online leider nicht mehr abrufbar.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG/VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
2. BELEGE/EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
Der Artikel macht zwar deutlich, dass die hohen Werte überraschend sind. Wissenslücken werden knapp angesprochen („Woher die Schadstoffe genau stammen und warum die PCB-Konzentrationen im Marianengraben höher sind als im sehr abgeschiedenen Kermadecgraben wissen die Forscher nicht.“) Aber es fehlen jegliche Hinweise auf mögliche methodische Mängel, wie sie im Originaltext der dpa enthalten sind. Dort heißt es z.B. „Zur Genauigkeit der Analyse gibt es unterschiedliche Ansichten. ‚Die Autoren verwenden ein bewährtes und validiertes Verfahren für die Analytik der zu untersuchenden PBC und PBDE‘, meint Ralf Ebinghaus vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht. (…) Eric Achterberg vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (Geomar) bemängelt dagegen die Qualität der Studie. So hätten die Forscher keine Referenzproben und keine Fehlerbalken angegeben, dabei sei beides wichtig, um die Genauigkeit der Messungen zu zeigen.“ Da dieser wichtige Aspekt im FR-Beitrag fehlt werten wir „knapp nicht erfüllt“.
3. EXPERTEN/QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
Bei allen zitierten Quellen benennt der Artikel, welchen Organisationen sie angehören. Neben der zitierten aktuellen Fachpublikation und deren Autoren wird der Kommentar im Fachjournal angeführt und es wird eine Wissenschaftlerin befragt, die nicht an der Studie beteiligt war. Zudem werden ältere Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler einbezogen. Hinweise auf besondere Interessenkonflikte haben wir nicht gefunden.