Ein neues Forschungsprojekt soll untersuchen, wo der Plastikmüll in der Nordsee herkommt und wie er sich ausbreitet, berichtet die Sächsische Zeitung/ dpa. Dabei wird allzu viel Vorwissen der Leserinnen und Leser vorausgesetzt.
Zusammenfassung
Der Beitrag in der Sächsischen Zeitung – die leicht gekürzte Fassung eines dpa-Textes – befasst sich mit dem Problem des Plastikmülls im Meer. Im Zentrum steht ein künftiges Projekt des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg, das die Ausbreitung des Plastikmülls in der südlichen Nordsee untersuchen soll, um zum Beispiel der Entstehung von Müllstrudeln und den Quellen des Mülls nachzugehen. Man erfährt, welche Fragen zu klären sind und wie die Forscher dabei vorgehen wollen. Die Informationen wurden offenbar bei einer Recherche vor Ort gewonnen.
Im letzten Teil des Textes geht es außerdem um Möglichkeiten, dem Problem des Plastikmülls zu begegnen, wobei verschiedene Optionen genannt werden. Dazu bezieht der Beitrag weitere Quellen ein.
Der Text ist leicht lesbar, setzt allerdings voraus, dass Leserinnen und Leser über die zugrunde liegende Problematik bereits informiert sind. Es fehlen vor allem Angaben zu den Schäden, die Plastikmüll anrichtet. Auch die zeitliche Entwicklung des Plastikmüll-Problems wird vernachlässigt. Positiv werten wir, dass auch Ungewissheiten deutlich gemacht werden, die bei dem Thema Plastikmüll in der Wissenschaft herrschen, und dass der Text gängigen Mythen („Plastikmüll bis zum Horizont“) entgegentritt.
Die Fassung der Sächsischen Zeitung ist nicht mehr online erreichbar, wir verlinken daher auf den fast gleichlautenden dpa-Text in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG / VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
2. BELEGE/ EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
Allerdings fehlen Angaben zum Hintergrund: Weltweit würden „300 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert“, heißt es , „schätzungsweise ein Zehntel davon gelangt jedes Jahr ins Meer“. Wer die Schätzungen vorgenommen hat, mit welchen Methoden sie ermittelt wurden, oder mit welchen Unsicherheiten sie verbunden sind, darüber erfahren Leserinnen und Leser nichts. Es wird auch nicht erläutert, dass es zu dieser Frage ganz unterschiedliche Schätzungen gibt (laut Beitrag gelangen ca. 30 Mio. Tonnen jährlich ins Meer; laut einer Science-Publikation von 2015 sind es dagegen zwischen 4,8 und 12,7 Mio. Tonnen) . Daher werten wir „knapp nicht erfüllt“.
3. EXPERTEN/ QUELLENTRANSPARENZ/ INTERESSENKONFLIKTE: Die Quellen für Tatsachenbehauptungen und Einschätzungen werden benannt, Abhängigkeiten und Interessenlagen deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
4. PRO UND CONTRA: Die wesentlichen Standpunkte werden angemessen dargestellt.
5. PRESSEMITTEILUNG Der Beitrag geht in seinem Informationsgehalt und in der Darstellungsweise deutlich über eine Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus
6. NEUHEIT Der Beitrag macht klar, ob es sich um ein neu aufgetretenes beziehungsweise neu entdecktes Umweltproblem, eine innovative Umwelttechnik oder einen neuartigen Vorschlag zur Lösung/ Regulierung o.ä. handelt, oder ob diese schon länger existieren.
7. Der Beitrag nennt - wo möglich - LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN.
8. Die RÄUMLICHE DIMENSION (lokal/ regional /global) wird dargestellt.
9. Die ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit) wird dargestellt.
Die Haltbarkeit von Kunststoffen im Meer und die Frage, wie lange einmal in die Umwelt entlassener Plastikmüll dort verweilt, werden ebenfalls nicht thematisiert. Das wäre z.B. wichtig für die Frage, wie rasch sich die Vermeidung von Plastikmüll an den Küsten auf die Präsenz des Plastiks in den Ozeanen auswirken könnte.