Zusammenfassung
Der informative Artikel im Wirtschaftsressort der FAZ beschäftigt sich mit einem relevanten Thema: der Überdüngung und der daraus entstehenden Nitratbelastung von Böden und Grundwasser. Der Beitrag beleuchtet das Thema von unterschiedlichen Seiten und bezieht eine Vielzahl von Quellen und Akteuren ein. Es wird deutlich, dass es große regionale Unterschiede beim Nährstoffüberschuss gibt, der vor allem in Regionen mit intensiver Massentierhaltung zum Problem wird. Verschiedene Akteure mit kontroversen Ansichten und Interessen kommen zu Wort. Erklärungen für weniger vorinformierte Leserinnen und Leser fehlen an einigen Stellen, so zu der Frage, warum hohe Nitratwerte problematisch sind. Lösungsansätze werden genannt, man erfährt von Regulierungen sowohl auf nationaler wie auch auf EU-Ebene. Doch eine viel diskutierte Maßnahme, nämlich die Kopplung der Tierhaltung an die zur Verfügung stehende Fläche, wird dabei nicht erwähnt. Kostenaspekte kommen in diesem Artikel trotz des wirtschaftlich bedeutenden Themas kaum zur Sprache.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG / VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
2. BELEGE/ EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
3. EXPERTEN/ QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
4. PRO UND CONTRA: Es werden die wesentlichen relevanten Standpunkte angemessen dargestellt.
5. PRESSEMITTEILUNG: Der Beitrag geht deutlich über die Pressemitteilung / das Pressematerial hinaus.
6. ALT oder NEU: Der Beitrag macht klar, ob es sich um ein neu aufgetretenes Umweltproblem, eine innovative Umwelttechnik o.ä. handelt, oder ob diese schon länger existieren.
Der Beitrag macht schon im ersten Satz klar, dass das zugrunde liegende Problem seit Jahrzehnten besteht. Auch im weiteren Verlauf wird immer wieder auf zurückliegende Aspekte des Themas eingegangen. Neu ist dagegen der Nährstoffbericht, der „vor wenigen Tagen erstmals“ vorgestellt wurde.
7. LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN / kein „Greenwashing“: Der Beitrag nennt Wege, um ein Umweltproblem zu lösen, soweit dies möglich und angebracht ist.
8. RÄUMLICHE DIMENSION (lokal / regional / global): Die räumlichen Dimensionen eines Umweltthemas werden dargestellt.
Der Beitrag macht klar, dass das Problem der Überdüngung vor allem in den Regionen auftritt, in denen eine intensive Massentierhaltung betrieben wird. Diese werden im einzelnen benannt. Der Schwerpunkt liegt auf der Situation in Deutschland, aber exemplarisch werden auch andere Länder zum Vergleich herangezogen, z.B. Dänemark, wo es eine absolute Obergrenze für die Düngung gibt.
9. ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit): Die zeitliche Reichweite eines Umweltproblems oder Phänomens wird dargestellt.
10. KONTEXT / KOSTEN: Es werden politische, soziale oder wirtschaftliche Aspekte eines Umweltthemas einbezogen.
Allgemeinjournalistische Kriterien
1. THEMENAUSWAH: Das Thema ist aktuell, oder auch unabhängig von aktuellen Anlässen relevant oder originell.
2. VERMITTLUNG: Komplexe Umweltzusammenhänge werden verständlich gemacht.
Es fehlt eine Erklärung, warum hohe Nitratwerte überhaupt problematisch sind. Viele Leserinnen und Lesers mögen dies wissen, da das Thema immer wieder in den Medien diskutiert wird, doch bei einem derart langen Artikel hätten wir ein bis zwei erklärende Sätze angemessen gefunden. Auch die Bemerkung, dass Gärreste aus Biomüll zu Plastik auf dem Acker führen, wirkt etwas seltsam. Vermutlich sind damit Fehlwürfe in die Biotonne gemeint, aber das erschließt sich nicht auf Anhieb. Insgesamt werten wir hier nur „knapp erfüllt“.