Zusammenfassung
Mit einer halbstündigen Fernsehsendung aus mehreren Teilbeiträgen bewertet der Medien-Doktor diesmal ein längeres Format als sonst bei uns üblich. Wir haben dabei einerseits die Qualität der einzelnen Beiträge betrachtet, andererseits auch die Darstellung des Themas in der Gesamtschau bewertet. Differenzierungen dazu finden sich bei den einzelnen Kriterien.
Die Sendung greift mit dem Thema Heizenergie einen Bereich der Energiewende auf, der von großer Bedeutung ist, über den aber nur relativ selten umfassend berichtet wird. In sechs Teilbeiträgen werden unterschiedliche Aspekte dargestellt – vom Streit über die Wärmedämmung historischer Fassaden über isolierenden Infraleichtbeton bis zum CO2-freien Stadtquartier. So weckt der Beitrag Interesse für die Problematik, und durch das Anreißen vieler Unterthemen wird ein Großteil unserer Kriterien zumindest ansatzweise erfüllt. Allerdings werden die jeweiligen Aspekte oft nicht ausreichend vertieft, und Pro und Contra nicht nachvollziehbar abgewogen. Auf verschiedenen Ebenen stellt der Beitrag Lösungsansätze vor, doch deren jeweiliger Nutzen in Relation zu den Kosten bleibt unklar. Der wirtschaftliche Kontext wird zwar allgemein angesprochen, aber es fehlt an konkreten Informationen, so dass der Beitrag der Bedeutung des Kostenaspekts für das Thema Heizenergie insgesamt nicht gerecht wird. Auch sonst sind viele Angaben im Beitrag wenig präzise und nicht ausreichend mit Studien oder anderen nachvollziehbaren Quellen belegt.
Auswahl und Zusammenstellung der Teilaspekte scheinen uns recht willkürlich, eine Dramaturgie des Beitrags ist kaum zu erkennen. In seiner Gesamtheit zeigt der TV-Beitrag zwar auf, wie vielfältig das Thema Heizenergie ist, doch fehlt es an einer klaren und nachvollziehbaren Aussage.
Hinweis: Der Originalbeitrag ist online nicht mehr verfügbar.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE VERHARMLOSUNG/ PANIKMACHE: Umweltprobleme werden weder bagatellisiert noch übertrieben dargestellt.
2. BELEGE/ EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
Im Beitrag wird ein Gebäude vorgestellt, bei dem die Modernisierungskosten nicht durch Einsparungen bei den Heizkosten aufgewogen werden. Ob hier wirklich nur die Mehrkosten durch Wärmedämmung in den Vergleich einbezogen wurden oder womöglich die gesamten Sanierungskosten, bleibt dabei unklar.
Infraleichtbeton wird als Alternative zur Dämmung vorgestellt, doch wie gut er im Vergleich zu anderen Baustoffen abschneidet, erfahren Zuschauerinnen und Zuschauer nicht.
Im Teilbeitrag, in dem es um den Austausch eines Heizkessels geht, heißt es: „Bis zu einem Fünftel Brennstoff könnte der neue Kessel sparen“. Woher die Angabe stammt und wie groß die Spanne möglicher Einsparungen ist, lässt der Beitrag offen.
In der Zwischenmoderation wird erwähnt, dass die angestrebte Sanierungsquote für Gebäude von einem auf zwei Prozent erhöht werden soll – wie diese Quote definiert ist und woher die Angabe stammt, erfährt man nicht.
3. EXPERTEN/ QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Interessenkonflikte deutlich gemacht.
Auf welche Quellen sich der Beitrag über die Geschichte der Wärmedämmung bezieht, ist dem Beitrag nicht zu entnehmen. Wir werten insgesamt nur „knapp erfüllt“.
4. PRO UND CONTRA: Die wesentlichen Standpunkte werden angemessen dargestellt.
5. Der Beitrag geht über die PRESSEMITTEILUNG/ das Pressematerial hinaus.
6. Der Beitrag macht klar, wie ALT oder NEU ein Umweltproblem, eine Umwelttechnik, ein Regulierungsvorschlag o.ä. ist.
7. Der Beitrag nennt - wo möglich - LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN.
8. Die RÄUMLICHE DIMENSION (global/lokal) wird dargestellt.
9. Die ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit) wird dargestellt.
Ein Hinweis darauf, dass der Heizenergieverbrauch durch die noch immer steigenden Wohnflächen pro Kopf zusätzlich Relevanz erhält, wäre interessant gewesen. Insgesamt werten wir „knapp erfüllt“ aufgrund des informativen historischen Abrisses.
10. Der politische/ wirtschaftliche/ soziale/ kulturelle KONTEXT (z.B. KOSTEN) wird einbezogen.
In Anbetracht dessen, dass Kosteneffizienz ein zentraler Punkt für das Thema Heizenergie ist, erscheint uns der wirtschaftliche Kontext nicht ausreichend genau dargestellt.
Allgemeinjournalistische Kriterien
1. Das THEMA ist aktuell, relevant oder originell. (THEMENAUSWAHL)
2. Die journalistische Darstellung des Themas ist gelungen. (VERSTÄNDLICHKEIT/VERMITTLUNG)
3. Die Fakten sind richtig dargestellt. (FAKTENTREUE)
Umweltjournalistische Kriterien: 7 von 10 erfüllt
Allgemeinjournalistische Kriterien: 2 von 3 erfüllt
Abwertung wegen 4 nur knapp erfüllter Kriterien und erheblicher Mängel beim Kriterium „Belege“.