Der Medien-Doktor KI

Wie man besser über Anwendungen Künstlicher Intelligenz berichtet: Wir entwickeln einen Medien-Doktor KI.

Ausgelöst durch die Veröffentlichung einer neuen Generation von KI-Text und -Bild-Generatoren wie ChatGPT, DALL-E und Midjourney haben Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen seit Ende 2022 einen kometenhaften Aufstieg in der medialen Wahrnehmung erlebt. KI-Anwendungen, Dienstleistungen und Produkte gelangten ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Der Boom in der Berichterstattung über diese Entwicklung wurde begleitet von Diskussionen darüber, wie KI-Anwendungen in Journalismus und Kommunikation eingesetzt werden können und sollten. Medienschaffende haben darauf mit der Veröffentlichung von Richtlinien zum redaktionellen Einsatz von KI-Werkzeugen reagiert, darunter Reporter ohne Grenzen, die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und Der Spiegel.

Was bisher weitgehend fehlt, ist jedoch eine ebenso grundlegende Debatte darüber, wie Journalisten und Kommunikatorinnen kritisch über Themen und Anwendungen der Künstlichen Intelligenz berichten sollten – und welche Kriterien die Qualität einer guten KI-Berichterstattung ausmachen.

Dazu wollen wir mit diesem Projekt unter Leitung des Lehrstuhls Wissenschaftsjournalismus und in Kooperation mit dem Referat Hochschulkommunikation sowie Expertinnen und Experten im Bereich KI an der TU Dortmund durch die Entwicklung von praxisnahen Qualitätskriterien beitragen. Diese sollen Journalisten wie Kommunikatorinnen vermitteln, auf was es in der Berichterstattung über Anwendungen, Dienstleistungen und Produkten ankommt, die auf Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen basieren.

Zwar gibt es vereinzelt erste Empfehlungen für eine Berichterstattung über KI-Themen, doch richten sich diese meist an Fach-Autorinnen und -Autoren, die sich intensiv mit KI-Themen beschäftigen. Nicht-spezialisierten Journalisten und Kommunikatorinnen wurde bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Dies erscheint indes umso dringender, da KI-Anwendungen in unterschiedlichste Bereiche des Lebens und der Gesellschaft vordringen: Medizin, Wirtschaft, Soziales, Politik, Sport etc. Journalistinnen und -journalisten, die in ihren jeweiligen Ressorts zu solchen Applikationen recherchieren wollen, verfügen aber kaum über das Rüstzeug eines spezialisierten Technikredakteurs bzw. einer -redakteurin, um beispielsweise über eine neue KI-Anwendung zu berichten,

  • die Tumore besser erkennen soll als erfahrene Mediziner.
  • die bei der Personalauswahl eines Unternehmens helfen soll.
  • die Flugzeugkollisionen verhindern soll.
  • die die Suche nach vermissten Personen unterstützt.
  • die nachträglich den Ort eines Fotos bestimmen kann.

Die Medien-Doktor KI-Kriterienliste soll bei all diesen Anwendungen helfen, möglichst die wichtigsten Aspekte zu recherchieren und die richtigen Fragen zu stellen.

Die richtigen Fragen für die Recherche

Aufbauend auf weithin akzeptierten allgemeinen Qualitätskriterien für den Journalismus haben wir seit 2010 im Medien-Doktor-Projekt themenspezifische Qualitätskriterien für verschiedene Bereiche des Wissenschaftsjournalismus entwickelt, die in weiten Teilen z. B. auch für Wissenschaftspressemitteilungen anwendbar sind. Sie zeichnen sich durch eine Modularisierung in allgemeinjournalistische, allgemein-wissenschaftsjournalistische und themenspezifische journalistische Aspekte aus.

Solche Kriterienkataloge dienen als Praxishilfe und liefern Journalisten und Kommunikatorinnen spezifische Fragen für die Recherche und kritische Berichterstattung im journalistischen Arbeitsalltag zu bestimmten Themenbereichen, so wie wir es bereits in unseren Medien-Doktor-Projekten zur Gesundheits-, Ernährungs-, und Umweltberichterstattung gezeigt haben.

Die Qualität von KI-Berichterstattung fördern

Wie zuvor schon die Kriterienkataloge für die Bereiche Gesundheit, Umwelt und Ernährung sollen unsere Kriterien auch dazu beitragen, die journalistische Qualität der KI-Berichterstattung zu ermitteln und eine konstruktive Medienbeobachtung zu betreiben.

Die Kriterien-Entwicklung folgt dabei dem Muster bisheriger Medien-Doktor-Projekte: Ausgehend von einer umfassenden Literaturrecherche nach etablierten systematischen Ansätzen zur Entwicklung von Qualitätskriterien für die Berichterstattung über KI-Themen, erarbeiten wir sowohl mit Journalismus-Studierenden wie auch KI-Forschenden und mit auf KI-Themen spezialisierten Journalistinnen und Journalisten eine Kriterienliste.

Die Ergebnisse der Seminare und Expertenbefragungen werden schließlich zu einem Kriterienkatalog zusammengeführt, den wir hier auf den Seiten des Medien-Doktor KI der Öffentlichkeit präsentieren wollen, um weiteres Feedback einzuholen.

Ergänzend bieten wir auf unserer Tools-Seite hilfreiche Links zu weiterführenden Webseiten und Artikeln zur Berichterstattung über KI-Themen. Diese ergänzen wir durch eine Liste aktueller Leitlinien und Empfehlungen von Redaktionen, Medienhäusern und Organisationen zum Einsatz und Umgang mit KI-Tools im redaktionellen Umfeld und der journalistischen Arbeit.