Analysierte Pressemitteilung: „Städte können Treibhausgasemissionen weit über ihre Stadtgrenzen hinaus senken“

Quelle: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (07.11.2017)

Erkenntnisse der Inhaltsanalyse:

Der Pressemitteilung zufolge haben Wissenschaftler zum ersten Mal einen international vergleichbaren Treibhausgas-Fußabdruck für vier Städte berechnet. In den Qualitätsdimensionen Vermittlung (nur 1 von 7 anwendbaren Kriterien bestmöglich erfüllt) und Transparenz (3 von 9 anwendbaren Kriterien bestmöglich erfüllt) ergab die Inhaltsanalyse deutlichen Verbesserungsbedarf.

Qualitätsdimension RELEVANZ

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Informationen in der Pressemitteilung wurden einerseits als relevant bewertet – auf Basis der Kriterien Aktualität (die Pressemitteilung wurde am gleichen Tag veröffentlicht wie das wissenschaftliche Paper) und Analytische Qualität (die wesentlichen Hintergrundinformationen sind vorhanden, wie beispielsweise die Einordnung in den wissenschaftlichen und den außerwissenschaftlichen Kontext oder die Beschreibung der zeitlichen und räumlichen Reichweite der Haupterkenntnisse). Da aber andererseits die Informationen am  Beginn des Textes nicht vollständig sind – die W-Fragen Wer, Wann und Wo werden im Vorspann und / oder ersten Absatz nicht thematisiert – wurde das Kriterium als insgesamt „nicht erfüllt“ codiert.

Qualitätsdimension SACHGERECHTIGKEIT

Grafische Darstellung der ErgebnisseIn der Pressemitteilung heißt es, dass New York 10,6 Tonnen CO2-Äquivalent pro Kopf und Jahr ausstoßen würde. Im Paper steht in diesem Kontext allerdings die Zahl 14,2 Tonnen. Aus diesem Grund wurde das Kriterium Faktische Übereinstimmung als „nicht erfüllt“ codiert. Da einige quantitative Aussagen genau, andere ungenau sind, wurde das Kriterium folglich als nur „teilweise erfüllt“ codiert.

Qualitätsdimension TRANSPARENZ

Grafische Darstellung der ErgebnisseWesentliche Informationen wurden als „nicht transparent“ im Bezug auf die Messvorgaben der Inhaltsanalyse bewertet. So macht die Pressemitteilung keine Angaben über die Finanzierung der Arbeit, vorhandene Kooperationspartner oder Grenzen der Aussagekraft. Kontaktdaten der Wissenschaftler fehlen.

 

Qualitätsdimension VERMITTLUNG

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Inhalte der Pressemitteilung wurden in der Mehrzahl der Kriterien als schwer verständlich bewertet. Der Satzbau ist durch teilweise verschachtelte oder lange Sätze nicht einfach. Das Kriterium Verständliche Sprache wurde als nur„teilweise erfüllt“ codiert, da in der Pressemitteilung relevante Begriffe, wie „vorgelagerte Emissionen“ nicht unmittelbar erklärt werden und häufig Formulierungen im Nominalstil vorkommen. Ein inhaltlicher roter Faden konnte auf Basis der angewendeten Kriterien nicht überzeugend erkannt werden. Zudem wurde die Pressemitteilung als weitschweifig, beziehungsweise nicht prägnant bewertet. Bei der Analyse wurden ein Rechtschreib- und ein Kommafehler im Text der Pressemitteilung gefunden (korrekt ist „Win-win-Situation“ und im Satz „Das ist keine schlechte Nachrichtsondern bietet im Gegenteil…“ fehlt das Komma).

Da die Bildunterschrift der Grafik lediglich auf Englisch verfasst ist, wurde das Kriterium Bilderunterschrift nicht als „bestmöglich erfüllt“ codiert.

Qualitätsdimension VIELFALT

Grafische Darstellung der ErgebnisseEs kommen zwei Experten des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in Zitaten zu Wort und können sich zu den Ergebnissen äußern. Weitere Quellen werden offenbar nicht herangezogen.

*Wir erfassen und bewerten diese Qualitätsdimension hier vor dem Hintergrund, dass deren Anwendbarkeit innerhalb der Wissenschafts-PR noch nicht abschließend diskutiert ist.

Fazit

32 von 35 Kriterien sind anwendbar; von den 32 anwendbaren Kriterien sind 13 (41 Prozent) bestmöglich erfüllt

Zum Vergleich: Die Bewertungen der gleichen Pressemitteilung durch den Medien-Doktor Citizen und den Medien-Doktor PR-Watch.

Inhaltsanalysen und mehr

Die gleichen Pressemitteilungen, die wir im Forschungsprojekt „Inhaltsanalysen“ untersuchen, werden von professionellen Journalisten anhand der Medien-Doktor Kriterien begutachtet. Diese Gutachten finden sich im „Medien-Doktor PR-Watch“.

Auch in unserem Citizen Science Projekt „Medien-Doktor Citizen“ beschäftigen wir uns mit Pressemitteilungen zu Umweltthemen – hier aus Sicht journalistischer Laien.

 

Legende

Grün Kriterium erfüllt
Gelb Kriterium teilweise erfüllt
Rot Kriterium nicht erfüllt
Weiß Kriterium nicht anwendbar