Pressemitteilung: „Kleinere Narbe nach Herzinfarkt“
Erkenntnisse der Inhaltsanalyse:
Die Pressemitteilung berichtet, Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover hätten ein Protein entdeckt, das die Heilung des Gewebes nach einem Herzinfarkt beschleunigen könne. Die Inhaltsanalyse ergab äußerst unterschiedliche Ergebnisse für die einzelnen Qualitätsdimensionen. So zeigen sich vor allem Schwachstellen in den Qualitätsdimensionen Transparenz und Sachgerechtigkeit, während die Pressemitteilung alle untersuchten Aspekte der Dimension Vermittlung der Analyse zufolge bestmöglich erfüllt (7 von 7 Kriterien erfüllt).
Qualitätsdimension RELEVANZ
Die Informationen der Pressemitteilungen können auf Basis der Inhaltsanalyse als größtenteils relevant eingestuft werden. Das Kriterium Wissenschaftlicher Kontext wurde nur als „teilweise erfüllt“ codiert. Diese Einstufung wurde damit begründet, dass der Neuigkeitswert der Forschung nicht ausreichend dargestellt ist. Zwar wird erwähnt, dass der gefundene Wachstumsfaktor neu sei, allerdings wird nicht ersichtlich, wie der bisherige Forschungsstand zum Thema Wachstumsfaktoren und Behandlungsmöglichkeiten bei Herzinfarktpatienten ist. Dieser Punkt wird für die Pressemitteilung als gewichtiger gewertet als die positive Codierung des Kriteriums Außerwissenschaftlicher Kontext.
Qualitätsdimension SACHGERECHTIGKEIT
Der Inhalt der Pressemitteilung wurde als plausibel, die Sprache als überwiegend sachlich-neutral bewertet. Im Abgleich mit den Inhalten in dem angegeben wissenschaftlichen Paper ergibt die Analyse teilweise eine „nicht erfüllte“ Faktenbezogenheit in der Pressemitteilung: Während aus der Fachpublikation unmittelbar ersichtlich ist, dass ganz wesentlich nicht nur Versuche mit menschlichen Zellen, sondern größtenteils mit Zellen von Mäusen beziehungsweise Tierversuche durchgeführt wurden, wird dieser Punkt, der durch das Kriterium Generalisierung gemessen wird, in der Pressemitteilung „nicht erfüllt“. Nur ein kurzer Satz im vorletzten Satz der Pressemitteilung erwähnt überhaupt Tierversuche – allerdings nicht unmittelbar und eindeutig im Zusammenhang mit der geschilderten Methodik; vorher war nur von menschlichen Zellen die Rede. Im nächsten Satz geht es thematisch dann gleich wieder um mögliche positive Effekte für den Menschen. Die Darstellung einer Handlungsanweisung auf Basis der Ergebnisse wurde ebenfalls als übertrieben codiert. Die Pressemitteilung weicht hier von den Informationen in der Fachpublikation ab, da bereits konkret eine Empfehlung ausgesprochen wird, wie der Wachstumsfaktor verabreicht werden könnte. Da diese Empfehlung nicht in den untersuchten Passagen des Fachartikels (Abstract, Discussion und Conclusion) enthalten ist, wurde das Kriterium Ratschlag für die Pressemitteilung negativ bewertet. Die zwei geschilderten Abweichungen gaben den Ausschlag, das Kriterium Faktenbezogenheit insgesamt als „nicht erfüllt“ zu bewerten. Auch die Genauigkeit der Pressemitteilung, wurde als „nicht erfüllt“ codiert. Dies wurde unter anderem damit begründet, dass eine Quantifizierung der Aussage in der Überschrift („Kleinere Narbe“) fehlt.
Qualitätsdimension TRANSPARENZ
In der Qualitätsdimension Transparenz wurden nur 4 von 11 Kriterien (36 Prozent) als „bestmöglich erfüllt“ codiert. Angaben bezüglich eines Interessenkonfliktes fehlen in der Pressemitteilung, obwohl im Fachartikel dazu Angaben gemacht werden (Patentanmeldung durch zwei der Erstautoren). Unter anderem dieser Punkt hat dazu beigetragen, das Kriterium Überblick als „nicht erfüllt“ zu bewerten. Angaben zu Grenzen der Aussagekraft sowie zur Studiengröße wurden als „nicht erfüllt“ codiert. Da die Originalquelle verlinkt ist und Kontaktdaten auf Seiten der Wissenschaft kommuniziert werden, wurden diese Kriterien als „bestmöglich erfüllt“ codiert.
Qualitätsdimension VERMITTLUNG
Die Pressemitteilung vermittelt ihre Inhalte in einer verständlichen Art und Weise. Alle Kriterien der Qualitätsdimension Vermittlung wurden als bestmöglich erfüllt codiert.
Qualitätsdimension VIELFALT
Für die Qualitätsdimension Vielfalt ergab die Inhaltsanalyse, dass die Pressemitteilung Experten der eigenen Einrichtungen zu Wort kommen lässt. Außer der eigenen Einrichtung und möglichen Kooperationspartnern werden keine weiteren Quellen genannt
*Wir erfassen und bewerten diese Qualitätsdimension hier vor dem Hintergrund, dass deren Anwendbarkeit innerhalb der Wissenschafts-PR noch nicht abschließend diskutiert ist.
Fazit
34 von 38 Kriterien sind anwendbar; von den 34 anwendbaren Kriterien sind 20 (59 Prozent) bestmöglich erfüllt.
Zum Vergleich: Die Bewertungen der gleichen Pressemitteilung durch den Medien-Doktor PR-Watch.