Analysierte Pressemitteilung: „Darmspiegelung: erfolgreiche Krebsprävention bei minimaler Komplikationsrate“

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (09.05.2017)

Erkenntnisse der Inhaltsanalyse:

In der Pressemitteilung wird eine Studie zu der Frage beschrieben, wie häufig Komplikationen während und nach einer vorsorglichen Darmspiegelung auftreten. Unserer Inhaltsanalyse zufolge enthält die Pressemitteilung keine systematischen Schwächen. In der Qualitätsdimension „Vermittlung“ wurden die Kriterien im Vergleich zu den anderen Dimensionen am häufigsten als bestmöglich erfüllt codiert (4 von 6 anwendbaren Kriterien erfüllt). Im Hinblick auf die Dimensionen „Relevanz“ und „Transparenz“ ergab die Analyse hingegen mehr Verbesserungspotenzial.

Qualitätsdimension RELEVANZ

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Pressemitteilung enthält relevante Kontextinformationen im Sinne unserer Kriterien: Es werden Hintergrundinformationen sowohl aus dem wissenschaftlichen als auch aus dem außerwissenschaftlichen Bereich angeführt. Die relevanten Informationen zu Beginn der Pressemitteilung wurden insgesamt als nur „teilweise vorhanden“ bewertet, da die Fragen nach dem zeitlichen Anlass und dem Publikationsort nicht konkret gleich im Vorspann und/oder dem ersten Absatz thematisiert werden. Das Kriterium „Kosten“ wurde als „nicht erfüllt“, das Kriterium „Verfügbarkeit“ als nur „teilweise erfüllt“ codiert. Grund für diese Entscheidung war, dass nicht klar wird, wer die Vorsorgeuntersuchung nutzen kann oder wo sie angeboten wird.

Qualitätsdimension SACHGERECHTIGKEIT

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Inhalte der Pressemitteilung wurden zum Großteil als sachgerecht bewertet. Sachgerecht bedeutet in unserer Inhaltsanalyse, dass die Inhalte mit dem dazugehörigen wissenschaftlichen Artikel übereinstimmen und eine neutral-sachliche Sprache verwendet wird. Zwei Kriterien wurden jedoch als „nicht erfüllt“ codiert: Da die Pressemitteilung von zwei Perforationen berichtet, in der Fachpublikation aber von vier Perforationen die Rede ist, wurde das Kriterium „Faktische Übereinstimmung“ als „nicht erfüllt“ bewertet. Das Kriterium „Faktenbezogenheit“ wurde insgesamt als erfüllt codiert, obwohl nach den Erkenntnissen aus der Inhaltsanalyse in Pressemitteilung und Paper unterschiedliche Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden (Kriterium „Ratschlag“). Da die Analyse jedoch ergab, dass die Pressemitteilung zurückhaltender in der Formulierung als im Paper war, wurde die Faktenbezogenheit der Pressemitteilung insgesamt als bestmöglich erfüllt codiert (die konkreten Formulierungen lauten: In der Pressemitteilung wird ein implizierter Rat durch Formulierungen wie „die Entscheidung für eine Darmspiegelung [hat] möglicherweise das Leben gerettet“ gegeben. Im Fachartikel heißt es explizit, aber nicht an den Leser gerichtet: „Es ist notwendig, den Zeitraum nach der Früherkennungskoloskopie für eine umfassende Bewertung der Komplikationen mit einzubeziehen“). Die „Genauigkeit“ der Angaben wurde als nur teilweise erfüllt codiert. Die Pressemitteilung führt jedoch absolute und relative Zahlen Angaben an, weshalb das Kriterium „Nutzen und Risikoangaben“ als bestmöglich erfüllt wurde.

Qualitätsdimension TRANSPARENZ

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Hälfte der Kriterien in der Dimension Transparenz wurden als „nicht erfüllt“ oder „teilweise erfüllt“ codiert. Grund für dieses Analyseergebnis sind folgende Punkte: Die Pressemitteilung enthält keine Informationen zur Finanzierung der Studie, es sind keine Kontaktdaten der beteiligten Wissenschaftler hinterlegt, Quellen werden nicht ausreichend transparent benannt und Kernaussagen sind nur teilweise mit Quellen belegt. Im Kontext der hier durchgeführten Inhaltsanalyse bedeutet das, dass Quellen und ähnliche Angaben in der Pressemitteilung entweder nicht vom Leser nachprüfbar sind und/oder die Qualität der Quelle nicht angemessen eingeordnet werden kann.

Qualitätsdimension VERMITTLUNG

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Inhalte der Pressemitteilung werden größtenteils gut vermittelt. Das Kriterium „Verständlichkeit“ wurde jedoch als nur teilweise erfüllt bewertet, da unter anderem in der Gesamtbetrachtung mehr lange als kurze Sätze gemessen wurden. Hinzu kommt, dass Fachbegriffe nicht immer erklärt beziehungsweise nicht ausschließlich alltägliche Begriffe verwendet wurden. Das ausbaufähige Ergebnis hinsichtlich der Verständlichkeit hat den Ausschlag gegeben, die Qualitätsdimension Vermittlung insgesamt nur mit „teilweise erfüllt“ zu bewerten.

Qualitätsdimension VIELFALT

Grafische Darstellung der ErgebnisseDie Inhaltsanalyse ergab für die Dimension „Vielfalt“, dass die Pressemitteilung eigene Experten und Kooperationspartner zu Wort kommen lässt, darüber hinaus aber keine weiteren Quellen verwendet.

 

*Wir erfassen und bewerten diese Qualitätsdimension hier vor dem Hintergrund, dass deren Anwendbarkeit innerhalb der Wissenschafts-PR noch nicht abschließend diskutiert ist.

Fazit

36 von 38 Kriterien sind anwendbar; von den 36 anwendbaren Kriterien sind 19 (53 Prozent) bestmöglich erfüllt.

 

Zum Vergleich: Die Bewertung der gleichen Pressemitteilung durch zwei unserer Gutachter nach den Kriterien des Medien-Doktor findet sich hier.

Inhaltsanalysen und mehr

Die gleichen Pressemitteilungen, die wir im Forschungsprojekt „Inhaltsanalysen“ untersuchen, werden von professionellen Journalisten anhand der Medien-Doktor Kriterien begutachtet. Diese Gutachten finden sich im „Medien-Doktor PR-Watch“.

Auch in unserem Citizen Science Projekt „Medien-Doktor Citizen“ beschäftigen wir uns mit Pressemitteilungen zu Umweltthemen – hier aus Sicht journalistischer Laien.

 

Legende

Grün Kriterium erfüllt
Gelb Kriterium teilweise erfüllt
Rot Kriterium nicht erfüllt
Weiß Kriterium nicht anwendbar