Analysierte Pressemitteilung: „Junge erhält dank Gentherapie neue Haut“
Erkenntnisse der Inhaltsanalyse:
In der Pressemitteilung wird ein experimenteller Therapieansatz beschrieben: Erstmals wurde demnach ein Junge, der an der Hautkrankheit „Epidermolysis bullosa“ leidet, mit Transplantaten aus genmodifizierten Stammzellen erfolgreich behandelt. Auf Basis der Inhaltsanalyse des Textes zeigt sich, dass die Pressemitteilung zwar keine systematischen Schwachstellen aufweist, die sich in bestimmten Qualitätsdimensionen häufen. In jeder Dimension wurden aber einzelne Kriterien negativ bewertet.
Qualitätsdimension RELEVANZ
Die Informationen in der Pressemitteilung wurden größtenteils als relevant codiert: Die Mitteilung ist am selben Tag erschienen wie die entsprechende wissenschaftliche Publikation, fasst wichtige Informationen zu Beginn zusammen und erwähnt wesentliche Hintergrundinformationen. Allerdings fehlen Informationen zu den Kosten des Verfahrens sowie zu Risiken und Nebenwirkungen des Therapieansatzes.
Qualitätsdimension SACHGERECHTIGKEIT
Die Pressemitteilung bereitet die wesentlichen Informationen größtenteils sachgerecht auf – das heißt im Rahmen der Inhaltsanalyse in Übereinstimmung mit dem zugrundeliegenden Forschungspapier. Das Kriterium Faktische Übereinstimmung wurde hingegen negativ codiert, da sich die Angabe in der Pressemitteilung von 0,94 Quadratmetern transplantierter Oberhaut (Epidermis) so nicht in der Fachpublikation wiederfindet; dort ist die Rede von 0,85 Quadratmetern. Die Pressemitteilung enthält an vielen, aber nicht allen wesentlichen Stellen genaue Angaben, sodass das Kriterium Genauigkeit als „teilweise erfüllt“ codiert wurde.
Qualitätsdimension TRANSPARENZ
Die Pressemitteilung ist in vielerlei Hinsicht transparent: Es werden alle Ansprechpartner vollständig benannt, es finden sich ausführliche Informationen zur Finanzierung, und die Methodik der Studie wird erklärt. Die Pressemitteilung enthält indes keinen Hinweis auf einen Interessenkonflikt, obwohl dieser im Paper angegeben ist, sodass das Kriterium Überblick in der Gesamtschau als „nicht erfüllt“ codiert wurde. Zudem wurde das Kriterium Grenzen der Aussagekraft im Rahmen der Inhaltsanalyse als „nicht erfüllt“ codiert. Das Kriterium Quellentransparenz wurde als „erfüllt“ bewertet, das Kriterium Quellenangaben jedoch als nur „teilweise erfüllt“. Hier geht es im Rahmen der Inhaltsanalyse darum, ob wesentliche Aussagen, die es Lesern ermöglichen, die vorgestellten Kernaussagen einzuordnen, mit einer Quelle belegt sind.
Qualitätsdimension VERMITTLUNG
Der Satzbau der Pressemitteilung ist einfach, eine verständliche Sprache liegt auf Basis der hier verwendeten Kriterien aber nur teilweise vor (z.B. werden eher schwer verständliche Begriffe verwendet wie „transgenen Hauttransplantaten“, „Epidermis“, „retrovirale Vektoren“). Der Einschub zu Beginn, der für die Presse wesentliche Kontaktdetails zusammenfasst, sowie einige inhaltliche Dopplungen gaben den Ausschlag, die Kriterien Gliederung / Ordnung sowie Prägnanz negativ zu bewerten.
Qualitätsdimension VIELFALT
In der Qualitätsdimension Vielfalt ergab die Inhaltsanalyse, dass nur Experten und Quellen aus der eigenen Quelle, beziehungsweise von Kooperationspartnern erwähnt wurden.
*Wir erfassen und bewerten diese Qualitätsdimension hier vor dem Hintergrund, dass deren Anwendbarkeit innerhalb der Wissenschafts-PR noch nicht abschließend diskutiert ist.
Fazit
35 von 38 Kriterin sind anwendbar; von den 35 anwendbaren Kriterin sind 23 (66 Prozent) bestmöglich erfüllt
Zum Vergleich: Die Bewertung der gleichen Pressemitteilung durch den Medien-Doktor PR-Watch.