Sich zu ernähren wie die Menschen rund ums Mittelmeer soll sich positiv auf Gewicht und Gesundheit auswirken. Bunte.de versucht in diesem Suchmaschinen optimierten Text noch einmal die Vorteile (und ein paar Nachteile) dieser Ernährungsweise vorzustellen, verweist dabei aber auf recht alte Belege und Studien und verzichtet auch auf eine Einordung durch Expertinnen und Experten. So recht wird nicht deutlich, warum es diesen Artikel neben all den anderen auch noch braucht.
Zusammenfassung
Bunte.de stellt seinen Leserinnen und Lesern die mediterrane Ernährungsweise vor, die einige gesundheitliche Vorteile bringe und gut für das Gewicht und die Laune sei. Konkret werden die positiven Effekte jedoch nicht beziffert, negative Effekte werden indes – wenn auch kurz – angesprochen. Wie die Ernährungsform im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen und Diäten abschneidet wird nicht erklärt. Die Belege werden nicht hinreichend erläutert und eingeordnet, auch nicht durch unabhängige Experten. Dass die angeführten Belege schon mehrere Jahre alt sind, erfahren Leserinnen und Leser nicht. Dass es einen Berg an Forschung zur mediterranen Ernährungsweise gibt, umgeht der Artikel ebenfalls. Gut ist de Transparenz hinsichtlich der im Artikel gesetzten Verkaufslinks. Es wird nicht recht deutlich, wodurch der Text Relevanz bekäme, zumal er auch noch wenig attraktiv geschrieben ist und wesentliche Erläuterungen dazu, wieso die mediterrane Ernährungsweise – die im Text wiederholt als Mittelmeer-Diät bezeichnet wird – so positiv ist.
Die Kriterien
1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.
Der Beitrag nennt als positive Effekte allgemein ein verringertes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, sowie eine Senkung des Demenzrisikos. Quantifiziert werden diese Effekte jedoch nicht. In der Überschrift sind zudem die Aspekte „gut für’s Gewicht und für die Laune“ in den Vordergrund gestellt. Der Text selbst macht allerdings klar, dass eine rasche und starke Gewichtsabnahme nicht zu erwarten ist und erwähnt Stimmungseffekte überhaupt nicht.
2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.
Es wird deutlich, dass die Mittelmeer-Ernährungsweise nicht geeignet ist, wenn man schnell abnehmen will, und – mit Link zur Verbraucherzentrale – wird darauf hingewiesen, dass auch die Zufuhr „gesunder“ Fette sich in Grenzen halten sollte. Der Artikel schränkt ein, dass man zum Beispiel beim Frühstück nicht so süß essen sollten, wie Menschen im Mittelmeerraum.
3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten oder andere Maßnahmen vorgestellt/verglichen.
Ein Vergleich mit anderen Diätformen oder anderen Maßnahmen abzunehmen fehlt.
4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet
Der Beitrag nennt eine Sekundärquelle (Ärzteblatt) zu einer 2013 im NEJM publizierten Studie, die ein verringertes Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse ergab. Doch weder erwähnt der Beitrag, dass diese Studie schon neun Jahre alt ist, noch wird klar, dass es sich bei den Studienteilnehmern um Menschen mit erheblichen Risikofaktoren handelte, die die Diät zusätzlich zu Medikamenten erhielten. Die Aussagekraft zum Nutzen bei Gesunden ist daraus nicht ersichtlich. Für die Senkung des Alzheimerrisikos wird auf eine Information der Assmann-Stiftung aus 2017 verlinkt, die dazu verschiedene Quellen nennt; auch hier fehlt eine Einordnung, für welchen Personengruppen die Ergebnisse gültig sind. In den Quellen gibt es zudem einen erheblichen Widerspruch, den der Beitrag nicht anspricht oder gar auflöst: Die Information der Assmann-Stiftung nennt eine Menge von einem Liter Olivenöl pro Woche – das entspricht mehr als 8900 Kcal – um das Demenzrisiko zu senken. In der Empfehlung der Verbraucherzentrale wird dagegen geraten, etwa 3 Esslöffel Öl täglich zu konsumieren.
Warum ausgerechnet diese bereits ältere Studien und älteren Empfehlungen herausgegriffen wurden, bleibt völlig offen und erscheint willkürlich. Statt auf eine einzelne Studie zu verweisen, die zu dem neun Jahre alt ist, wäre es viel sinnvoller auf sogenannte Übersichtsarbeiten zu verweisen, die die zahlreichen Studien zum Thema mediterrane Ernährungsweise aktuell zusammenfassen, wie etwa diese Arbeit der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2019.
5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.
Die behaupteten Effekte werden nicht von unabhängigen ExpertInnen eingeordnet. Zumindest wird auf die angesprochenen Quellen verlinkt, aber es wird zum Beispiel nicht deutlich, dass die Studie, die im Ärzteblatt zusammengefasst wird, aus dem Jahr 2013 stammt. Daher werten wir alles in allem, wenn auch knapp, „nicht erfüllt“.
6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.
ExpertInnen werden keine zitiert, daher spielen hier Interessenkonflikte auch keine Rolle. Zugleich macht das Medium hinsichtlich der eigenen Interessenkonflikte gleich zu Beginn des Artikels deutlich, dass es im Artikel Verkaufslinks gibt, die gekennzeichnet sind.
7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.).
Der Artikel versäumt es völlig, Leserinnen und Leser zu vermitteln, dass die mediterrane Ernährungsweise seit vielen Jahren eine häufig empfohlene Form der Ernährung ist. Auch wenn andere Informationen wie Kosten, Herkunft und Verfügbarkeit keine Aspekte sind, die man unbedingt abhandeln muss, werten wir daher knapp „nicht erfüllt“. Auch weil im Artikel nicht deutlich wird, welche Rolle etwa Nudeln spielen, die gemeinhin als Teil der mediterranen Küche wahrgenommen werden, hier aber überhaupt nicht erwähnt werden.
8. Die FAKTEN stimmen.
Konkrete Faktenfehler sind uns nicht aufgefallen.
9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.
Wir haben keine Hinweise, dass der Artikel vor allem auf Pressematerial beruht. Der Beitrag umfasst unterschiedliche Gesundheitsaspekte und bezieht sich auf mehrere, zu verschiedenen Zeitpunkten publizierte Quellen. Daher lässt sich ausschließen, dass er allein auf einer Pressemitteilung basiert.
10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.
Der Artikel liest sich wie eine für Suchmaschinen optimierter Text, voller Wiederholungen und viel Füllmaterial „Wir erklären Dir, wie das Ganze funktioniert“, „Wenn Du Dir auch den Urlaub auf den Teller zaubern möchtest (…) lies einfach weiter.“
Der Beitrag ist locker und leicht lesbar geschrieben. Ärgerlich sind aber die irreführende Überschrift (siehe Kriterium 1) und mehrere sprachliche Fehler. Gleich in der Überschrift prangt ein falscher Apostroph („für’s“ statt „fürs“). Auch sind die Menschen, die in den Mittelmeerländern leben, keine „Mittelmeerbewohner“. Statt „einen Verzicht auf Kohlenhydraten“ müsste es „Kohlenhydrate“ heißen, statt „so ausgewogen wie weiter keine Ernährungsform“ wäre „wie keine andere Ernährungsform“ richtig. Hinzu kommen viele inhaltsleere Floskeln wie z.B. „So gesund ist die Mittelmeerdiät“ oder „allerhand Kombinationsmöglichkeiten in den Rezepten“ würden „die Ernährung abwechslungsreicher denn je“ machen.
Links zu entsprechenden Rezepten, die bei anderen Medien zu finden sind, fehlen leider völlig.
11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.
Zwar erklärt der Artikel, worauf es bei der mediterranen Ernährungsweise ankommt, welche Lebensmittel im Wesentlichen genutzt werden. Doch bleibt völlig offen, warum eigentlich, z.B. Olivenöl offenbar so gesund sein soll.
Völlig offen lässt der Artikel, welche Rolle Pasta bei dieser Ernährungsform spielen.
Obwohl der Artikel selbst darauf hinweist, dass die mediterrane Ernährungsweise eigentlich keine Diät ist, stellt der Text sie immer wieder als solche dar. Möglicherwiese liegt dies auch daran, dass sie im Englischen als „mediterranean diet“ bezeichnet wird (diet, Englisch für Ernährungsweise), tatsächlich aber keine kurzfristige Diät, sondern eine langfristige Ernährungsform bezeichnet.
12. Das Thema ist AKTUELL, RELEVANT ODER ORIGINELL.
Abgesehen davon, dass „Diäten“ immer ein Thema sind, ist kein journalistisch relevanter Grund ersichtlich, diesen Beitrag zu veröffentlichen. Weder gibt es neue Erkenntnisse zu berichten noch findet der Beitrag einen originellen Ansatz, die altbekannte „Mittelmeerdiät“ ein weiteres Mal darzustellen, auch wenn der Artikel unter „Diät-Trends“ abgehandelt wird.
Journalistische Kriterien: 4 von 12 erfüllt