Physalis habe viele positive Eigenschaften, berichtet das Lifestyle-Magazin WMN.de. Leider beschränkt sich der Artikel vor allem auf den Gehalt an Inhaltsstoffen, während die Effekte nur allgemein behauptet werden, ohne irgendeinen Beleg oder die Einordnung durch eine Expertin oder einen Experten. Auffällig ist die Ähnlichkeit in Inhalt und Struktur mit einem der mehrfach verlinkten Artikel.
Zusammenfassung
Das Lifestyle-Magazin WMN.de der Funke Mediengruppe berichtet über die Vorteile der Physalis und warum sie so gesund sein soll. Über mehr als die Inhaltsstoffe kommt der Artikel jedoch kaum hinaus. Positive gesundheitliche Effekte werden nur allgemein behauptet, aber nicht konkret genug beschrieben. Wie problematisch unreife Früchte sind, erwähnt der Artikel hingegen nicht. Der Text vergleicht die Menge an Inhaltsstoffen mit einigen anderen Früchten, wenn auch recht einseitig. Wie gut die behaupteten Effekte durch wissenschaftliche Studien belegt sind, bleibt völlig offen, ExpertInnen werden für eine Einordnung gar nicht zitiert, die einzigen beiden Quellen sind Artikel anderer Medien. Dabei fällt die offensichtliche Übereinstimmung von Inhalt und Struktur mit einem der beiden Artikel ins Auge. Trotz einiger Fehler, ist der Text weitgehend attraktiv gehalten und verständlich, was indes auch auf die insgesamt recht oberflächliche Berichterstattung zurückzuführen ist. Positiv ist der Hinweis auf die Umweltproblematik der exotischen Früchte. Warum der Text gerade jetzt erscheint, bleibt offen, zumal der Fokus auf angebliche „Superfoods“ ein längst überholter Ansatz ist.
Die Kriterien
1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.
Physalis werden als gesund bezeichnet, da sie Betacarotin, Eiweiß, Vitamine, Eisen und Phosphor liefern. Im Artikel wird das auch teilweise quantifiziert dargestellt, etwa indem Gehalte auf Portionen gerechnet werden. Im Artikel wird auch erklärt, dass man alleine durch die Physalis nicht die erforderlichen Tagesmengen erreiche. Der Text stell auch positive Effekte vor wie etwa, dass Betacarotin die Augen stärke, oder man die Eiweißzufuhr verbessern könne o.ä. Dies ist indes alles so allgemein gehalten, ohne irgendwelche konkrete, quantifizierte Angaben zu nennen, sodass unklar bleibt, was Physalis wirklich dazu beitragen kann. Wir werten deshalb knapp „nicht erfüllt“.
2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.
Es fehlt der wichtige Hinweis, dass Physalis in unreifem Zustand giftig sind. Dies wird zwar in einem verlinkten Artikel erwähnt, doch der Beitrag selbst weist nicht darauf hin.
3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten oder andere Maßnahmen vorgestellt/verglichen.
Der Beitrag informiert recht einseitig, ob und wenn ja in welchem Maße Physalis mehr von den erwähnten Vitaminen und Nährstoffen enthalten als andere Früchte, und ob die genannten Gesundheitseffekt nicht auch mit einheimischen und preiswerteren Obstsorten zu erreichen sind. Die Physalis wird zwar mit Birne und Apfel verglichen, aber nur als negatives Beispiel (demnach liefere die Birne viel weniger Protein als die Physalis). Lediglich im Falle von Eisen werden noch Gojibeeren, Maracujas und Aprikosen als gute Quellen genannt. Alles in allem werten wir daher nur knapp „erfüllt“.
4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.
Der Beitrag nennt keinerlei Originalquellen, sondern verlinkt nur auf andere journalistische Beiträge, die wiederum Quellenangaben enthalten. Zur Qualität und Aussagekraft der einzelnen Quellen gibt es keine Informationen. Wie gut die Behauptungen zu Gesundheitseffekten überhaupt durch wissenschaftliche Studien belegt sind, bleibt völlig offen.
5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.
Unabhängige ExpertInnen werden zu dem Thema überhaupt keine zitiert, es wird lediglich in einzelnen Links auf einen Artikel auf dem Portal Eatbetter.de und ein Mal auf das Portal Fitforbeach.de verlinkt. Wir werten knapp „nicht erfüllt“.
6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.
Da keine ExpertInnen oder Institutionen angegeben werden, sind auch keine Interessenkonflikte offenzulegen. Daher wenden wir das Kriterium nicht an.
Es fällt lediglich auf, dass vier von fünf Links auf einen Artikel auf EatBetter.de verweisen. Aus welchem Grund es zu einer solchen auffälligen Häufung kommt, bleibt offen.
7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.).
Neben den gesundheitlichen Aspekten der Physalis wird auch auf ökologische Gesichtspunkte hingewiesen. Es wird empfohlen, die Früchte aus europäischer Produktion zu kaufen. Zudem wird berichtet, dass der Eigenanbau möglich ist.
Angesichts dessen, dass Physalis exotische, relativ teure Früchte sind, wäre hier ein Blick auf die Kosten angebracht gewesen. Physalis sind um ein Vielfaches teurer als viele andere Obstsorten (https://www.supermarktcheck.de/lebensmittel/?query=physalis). Was kostet es, den Tagesbedarf z.B. an Vitamin C mit Physalis zu decken, was kostet die entsprechende Menge Äpfel? Wir werten daher nur knapp „erfüllt“.
Hier bitte die Überschrift des Kriteriums einsetzen
Die Angabe, Physalis enthielten pro 100 Gramm mehr als doppelt so viel Vitamin C wie Äpfel, finden wir so nicht nachvollziehbar. Der Vitamin-C-Gehalt von Äpfeln ist je nach Sorte und Lagerdauer sehr unterschiedlich: „Braeburn“ enthält rund 19 Milligramm pro 100 Gramm Frischgewicht, „Gala“ durchschnittlich 5 Milligramm (siehe zum Beispiel hier). Zu Physalis haben wir unterschiedliche Angaben gefunden, z.B. 11 Milligramm pro 100 Gramm, 12 mg/100 g oder 30 mg/100 g. Der Beitrag macht keine konkrete Angabe zum Vitamin-C-Gehalt der Physalis, es bleibt unklar, auf welche Quelle er sich bezieht, die Angabe lässt sich daher nicht überprüfen.
Problematisch ist auch die Aussage, Beta-Carotin „stärkt nachweislich das Sehvermögen“. Dies gilt nur, wenn eine Unterversorgung vorliegt.
Es wird beim Thema Beta-Carotin auch nicht darauf hingewiesen, dass Vitamin A und seine Vorstufe Beta-Carotin ein fettlösliches Vitamin ist und darum gesnackte Physalis wenig zur Versorgung mit dem Vitamin beitragen, da die Frucht selber wenig Fett liefert.
9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.
Die inhaltlichen und strukturellen Gemeinsamkeiten mit dem mehrfach verlinkten Artikel auf Eatbetter.de und dem Artikel auf FitForbeach.de sind für uns ausreichende Hinweise, dass der Artikel lediglich diese beiden Artikel zusammenfasst und umgeschrieben präsentiert. Das halten wir nicht für eine ausreichende journalistische Eigenleistung.
10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.
Der Sprachstil ist locker, leicht lesbar, mit kurzen bis mittellangen Sätzen und wenig Substantivierungen. Die Du-Form vermittelt eine gewisse Vertrautheit. Das kann man mögen oder nicht, liest sich aber gut. Der Text ist gut strukturiert, mit Einleitung und Fazit.
Bei der Bildauswahl fällt das vierte Foto auf, bei dem die Bildunterschrift „Phospor ist gut für Muskeln und Knochen“ lautet. Warum dann eine junge Frau zu sehen ist, die einen Pullover anhebt, und so einen schlanken Bauch freigibt, erschließt sich nicht. Wir werten daher nur knapp „erfüllt“.
11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.
Der Beitrag bleibt äußerst vage, er lässt sich eigentlich in einem Satz zusammenfassen: Physalis enthalten Vitamine und andere Nährstoffe, die der Körper benötigt. Ob sie gesünder sind als andere Früchte, bleibt dabei weitgehend offen. Angesichts der Oberflächlichkeit ist der Text durchaus verständlich.
Hier bitte die Überschrift des Kriteriums einsetzen
Ein aktueller Anlass für den Beitrag ist nicht auszumachen, das Thema wird seit Jahren immer wieder präsentiert. Dass es indes nicht mehr ausreicht, einzelne Lebensmittel als besonders gesundes „Superfood“ herauszustellen für eine gesunde Ernährung, sondern es um den Gesamtspeiseplan geht, stellt die Relevanz vollends in Frage.
Journalistische Kriterien: 4 von 11 erfüllt
(Abwertung um einen Stern, da alle vier erfüllten Kriterien nur knapp erfüllt sind (von 2 auf 1 Stern))