Bewertet am 4. März 2022
Veröffentlicht von: gofeminin.de

Buttermilch soll laut GoFeminin.de viele positive Eigenschaften haben. Sie soll die Knochen stärken, die Darmflora unterstützen oder beim Abnehmen helfen. Doch die Effekte werden in diesem durchaus attraktiv aufgemachten Artikel nur oberflächlich vorgestellt. Zudem verzichtet der Beitrag völlig auf Belege für die behaupteten Effekte und ähnelt inhaltlich sehr stark einem vier Jahre alten Artikel eines anderen Mediums.

Zusammenfassung

In einem Artikel auf dem Lifestyle-Portal GoFeminin.de werden Vorzüge von Buttermilch zusammengefasst. In dem insgesamt attraktiv gestalteten Beitrag werden positive Effekte nicht hinreichend konkret beschrieben, dafür wird zumindest auf einen möglichen negativen Effekt hingewiesen und verschiedene Alternativen angesprochen. Leider liefert der Artikel Leserinnen und Leser keinerlei Belege für die behaupteten Effekte oder Einordnungen durch ExpertInnen. Der Text macht deutlich, dass Buttermilch schon lange Zeit als Lebensmittel genutzt wird. Im Text wird auf verschiedene Quellen verlinkt, darunter indes auch auf einen Text von 2018 bei einem anderen Medium, der diesem hier inhaltlich sehr ähnelt, sodass wir davon ausgehen, dass für diesen Artikel nur wenig selbst recherchiert wurde. Die beschriebenen positiven Effekte werden meist nur oberflächlich erklärt, aktuelle Erkenntnisse werden ebenfalls nicht vorgestellt, sodass letztlich die Frage im Raum steht, aus welchen journalistischen Gründen der Text überhaupt veröffentlicht wurde.

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Die Kriterien

1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.

Es werden eine Reihe von vermeintlichen positiven Effekten von Buttermilch angeführt: Buttermilch „bringt eine ganze Menge Eigenschaften mit, die positive Effekte auf den Körper haben – sowohl auf das Wohlbefinden, als auch auf unser Aussehen.“ Sie sei „eine gute Quelle für Probiotika, die gut für die Verdauung sind und einen gesunden Darm fördern.“ Buttermilch enthalte „eine Reihe von wichtigen Nährstoffen, einschließlich Protein und Calcium.“ Darüber hinaus sei sie „reich an Vitaminen und weiteren Mineralstoffen, darunter Vitamin A und Vitaminen B2 und B12 sowie Kalium. Das bedeutet, du kannst einen Teil deines Nährstoffbedarfs dank Buttermilch decken.“ Es sei „ein tolles Lebensmittel zum Abnehmen (..) Buttermilch allemal.“ Trotz der Vielfalt der behaupteten Belege wird in keinem Fall das Ausmaß des jeweiligen Effektes konkret in Zahlen gefasst. Damit sind Spekulationen und Übertreibungen Tür und Tor geöffnet und der Artikel kann Erwartungen schüren, die Buttermilch gar nicht erfüllen kann, zumal für keinen der behaupteten Effekte irgendein Beleg angeführt wird.

2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.

Als möglicher negativer Effekt wird Laktoseintoleranz angeführt: „Allerdings ist Buttermilch nicht für alle laktoseintoleranten Personen geeignet und sollte individuell getestet werden.“ Wir werten knapp „erfüllt“.

3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten oder andere Maßnahmen vorgestellt/verglichen.

Der Text geht auf zwei Arten von Buttermilch ein: „Wer sich im Kühlregal genauer umsieht, entdeckt die beiden Varianten. Der Unterschied: ‚Reine Buttermilch‘ enthält keine Zusätze und ist etwas dickflüssiger und runder im Geschmack. Steht nur ‚Buttermilch‘ auf der Verpackung, dann wurden vermutlich bis zu 10 Prozent Wasser und 15 Prozent entrahmte Milch oder Magermilchpulver zugesetzt.

Andere Sauermilchprodukte (Kefir, Ayran) werden lediglich erwähnt, jedoch erfolgt kein Vergleich. Am Schluss des Artikels erfolgt ein Hinweis auf Buttermilch als Alternative zu Proteinpulvern und auch Milch wird angesprochen. Da es keine hinreichenden Vergleiche der Eigenschaften gibt, werten wir nur knapp „erfüllt“.

4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.

Auf Verweise zu wissenschaftlichen Belegen verzichtet der Artikel völlig, Effekte werden einfach nur behauptet, ohne dass deutlich würde, wie gut sie belegt sind. Dabei wäre dies wichtig gewesen, um die Aussagen überprüfen zu können. Etwa folgende: „Eine der einfachsten Möglichkeiten, die Darmmikroben im Gleichgewicht zu halten, besteht darin, regelmäßig fermentierte Lebensmittel wie Buttermilch zu essen bzw. zu trinken.“

5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.

Experten, die die behaupteten Effekte von Buttermilch einordnen, gibt es im Artikel keine. Es werden zwei Quellen verlinkt, einem Buttermilch-Artikel zum Medium Utopia.de und zur Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), in der der Calcium-Gehalt von Buttermilch zu finden ist. Schließlich wird (ohne Link) auf eine Nährwerttabelle verwiesen, die laut Artikel von den Autoren Heseker/Heseker stammt, die letztlich aber auch auf der Seite der DGE zu finden wäre. Für die zahlreichen behaupteten Gesundheitseffekte wird indes auf keine weiteren Quellen verwiesen.

6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.

Da im Artikel keinerlei Personen eine Rolle vorkommen, spielen auch Interessenkonflikte keine Rolle. Verkaufslinks gibt es im Artikel ebenfalls keine. Daher wenden wir das Kriterium nicht an.

7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.).

Preise und Verfügbarkeit von Buttermilch sollten als bekannt vorausgesetzt werden, diese müssen daher nicht thematisiert werden. Es wird erklärt, dass Buttermilch „seit Jahrhunderten“ konsumiert wird. Das Thema „Herkunft“ (Bio-Buttermilch oder nicht?) lässt der Artikel aus, obwohl es dazu auch einen Abschnitt im ursprünglichen Artikel auf Utopie.de gibt, dies wäre auch hier ein wichtiges Thema gewesen. Wir werten knapp „erfüllt“.

8. Die FAKTEN stimmen.

Ob die Fakten stimmen, ist an vielen Stellen nicht überprüfbar, denn in dem Artikel werden nur wenige Quellen zitiert (siehe Kriterium Belege). Lediglich die Passagen zur Deckung des Kalziumbedarfs sowie zum Nährstoffgehalt werden glaubwürdig belegt. Daher wenden wir das Kriterium Faktentreue nicht an.

9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.

Der Artikel übernimmt einen sehr überwiegenden Teil (inkl. Quellen) aus dem verlinkten Artikel auf Utopia.de und präsentiert sie in umgeschriebener Form, ergänzt lediglich durch einen kurzen Absatz zum Thema Abnehmen. Das halten wir nicht für ein ausreichendes Maß an eigener journalistischer Leistung, zumal der Artikel bei Utopia.de aus dem Jahr 2018 stammt.

10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.

Die Überschrift („macht fit und schön“) macht Lust auf den Artikel; durch das vorangestellte Video als Zusammenfassung und die Fotostrecke sowie mehrere Verlinkungen wird das Thema online-spezifisch und attraktiv präsentiert. Zudem ist der Text übersichtlich in unterschiedliche Themenbereiche gegliedert, was ihn gut lesbar macht. Die einzelnen Kapitel sind zu Beginn in einem Inhaltsverzeichnis verlinkt. Überraschend wirken die direkte Ansprache der Leser an einigen Stellen („Also ist Buttermilch gesund, richtig?“) und die Unterbrechung des Rezepts, das ans Artikelende rücken müsste. Hinzu kommen einige Redundanzen, die den Artikel unnötig lang machen und irritieren. Wir werten daher nur knapp „erfüllt“.

11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.

Die Sprache ist einfach gehalten – daher ist der Text insgesamt für jeden verständlich. Allerdings bringt der Autor/die Autorin bestimmte Begriffe nicht auf den Punkt bzw. vermischt Eigenschaften/Inhaltsstoffe und stellt Effekte der Inhaltsstoffe unzureichend und unpräzise dar, was die Verständlichkeit an manchen Stellen beeinträchtigt. Hinzu kommen wiederholt schwammige Formulierungen wie: „Buttermilch enthält eine Reihe von wichtigen Nährstoffen, einschließlich Protein und Calcium.“ (dass ein Lebensmittel Nährstoffe enthält ist trivial). Wir werten alles in allem knapp „nicht erfüllt, weil der Text viel zu oberflächlich, einfach nur Effekte behauptet, ohne sie hinreichend zu erklären.

12. Das Thema ist AKTUELL, RELEVANT ODER ORIGINELL.

Buttermilch ist eher ein Sommerthema – daher wirkt der Artikel im Dezember (Vorweihnachtszeit) etwas deplatziert. Auch die Aktualität ist nicht gegeben, da der Artikel keine neuen Fakten liefert, sondern Geschriebenes von 2018 „recycled“. Originell ist er ebenfalls nicht – ähnliche Infos finden sich auf zahlreichen Internetportalen. Wir sehen keine journalistisch relevanten Gründe für eine Veröffentlichung zu diesem Zeitpunkt.

Journalistische Kriterien: 4 von 10 erfüllt

Wir werten um einen Stern ab, weil der Artikel inhaltlich stark an einen älteren Artikel eines anderen Mediums angelehnt ist und zudem keine Belege für die behaupteten Effekte liefert ( von 2 auf 1 Stern).

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar