Bewertet am 25. März 2022
Veröffentlicht von: Frankfurter Rundschau

Ein Artikel auf fr.de versucht Leserinnen und Lesern zu erklären, was ein gesundes Frühstück ausmacht und wie wertvoll es ist im Vergleich zu einem Verzicht darauf. Dabei fasst der Text nur einen Artikel eines anderen Mediums zusammen, nutzt die Zitate der beiden ExpertInnen, macht aber in keiner Weise deutlich, dass der Text schon aus dem Jahr 2019 stammt.

Zusammenfassung

Der Artikel auf der Webseite der Frankfurter Rundschau möchte Leserinnen und Leser animieren, ein gesünderes Frühstück als Start in den Tag zu wählen. Dabei werden zwar viele positive Effekte beschrieben, ohne diese jedoch näher zu quantifizieren oder zu belegen. Zumindest wird das Thema „negative Effekte“ kurz angesprochen. Der Artikel stützt sich fast nur auf Aussagen zweier Ernährungsexperten, die einem Artikel eines anderen Mediums stammen, den dieser Text hier weitgehend zusammenfasst, ohne ihn durch relevante Informationen zu ergänzen. Die Informationen bleiben weitgehend oberflächlich und allgemein, teilweise werfen sie mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Sodass die Frage aufkommt, warum der Text veröffentlicht wurde, zumal der Ursprungstext im anderen Medium bereits 2019 veröffentlicht worden war und erneut veröffentlicht wurde, was indes in diesem Beitrag hier nicht transparent gemacht wird.

Hinweis: Wir bewerten die Version vom 26.10.2021, inzwischen wurde der Text erneut publiziert.

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Die Kriterien

1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.

Der Artikel erklärt gut, wie ein ausgewogenes und ausreichendes Frühstück spätere Heißhungerattacken verhindern kann. Der Titel und auch der Artikel versprechen dem Leser allerdings, dass ein solches Frühstück auch zu Gewichtsverlust führt. Aber auch wenn es verhindert, dass man später unterwegs wegen Heißhungerattacken ein kalorienreiches, ungesundes Frühstück zu sich nimmt, wird dadurch allenfalls weiteres Zunehmen verhindert. Ob man darüber hinaus sogar abnimmt, ist nicht gesagt und der Artikel belegt das auch nicht.

Generell versäumt es der Beitrag die positiven Effekte in konkrete Zahlen zu fassen.

Manche positiven Effekte werden nicht stichhaltig erklärt, sondern nur behauptet: Etwa, dass Bananen als Abnehmhelfer wirken. Manches sind auch Allgemeinplätze, etwa dass Kohlenhydrate Energielieferanten sind – das sind Proteine und Fette auch.

2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.

Die meisten Frühstücksempfehlungen haben keine ersichtlichen negativen Effekte. Der negative Effekt von Nulldiäten wird kurz und gut zusammengefasst. Allerdings sind einige Empfehlungen vage bzw. widersprüchlich. So heißt es etwa, man soll lieber zum Frühstück Kohlenhydrate essen und später immer weniger. Hier wäre gut gewesen, neben den Smoothies auch zuckerhaltige Frühstückscerealien auszuschließen. Zudem wird einerseits von Smoothies wegen des Fruktosegehalts abgeraten, aber nicht erklärt, warum fruktosehaltiges Obst in Ordnung ist (der Fasergehalt von Obst sorgt beim Verdauen für eine weitaus langsamere Fruktosefreisetzung als direkt zugängliche Fruktose in Smoothies). Dass Vollkornprodukte bei einige Menschen zu unangenehmen Blähungen führen können, wäre auch nochmal ein möglicher Hinweis gewesen.

Trotzdem insgesamt „erfüllt“, aber wegen der Einwände nur knapp.

3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten oder andere Maßnahmen vorgestellt/verglichen.

Das ist im Ansatz der eigentliche Versuch des Textes. Vollkorn- statt Weizenbrot, Haferflocken statt Fertigmüsli: Das Bemühen ist erkennbar, darzustellen, das industriell wenig verarbeitete Lebensmittel vorzuziehen sind: Sie enthalten in der Regel weniger Zucke oder andere schnell verdauliche Kohlenhydrate und eine größere Nährstoffvielfalt.

Der Artikel vergleicht ein ausgewogenes Frühstück in verschiedenen Varianten mit Nulldiäten. Es wird auch allgemein angemerkt, dass man gesunde Snacks wie Obst und Gemüse dabeihaben sollte, um nichts Ungesundes zu kaufen.

4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.

Wie gut die Aussagen zu positiven wie negativen Effekten durch wissenschaftliche Studien belegt sind, erfahren Leserinnen und Leser nicht. Es gibt keinerlei Verweise auf irgendwelche Belege oder Informationen darüber, wie sicher das Wissen zu den Aussagen ist. Der Text setzt allein auf die Eminenz der ExpertInnenaussagen statt Evidenz durch wissenschaftliche Untersuchungen.

5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.

Der Artikel übernimmt und zitiert ausgiebig die beiden ExpertInnen aus einem Artikel BusinessInsider.de, der hier im Grund zusammengefasst wird. Ergänzt wird der Text nur durch eine allgemeine Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am Ende des Artikels. Damit ist das Kriterium formal zwar erfüllt. Jedoch wäre es besser gewesen, darüber hinaus weitere Expertinnen zu befragen, denn zumindest bei einem der beiden Experten handelt es sich lediglich um einen Ernährungsberater. Dessen Abnehm-Zentrum ist keine medizinische Einrichtung, laut seiner Webseite ist er Heilpraktiker und ärztlich geprüfter Ernährungsberater. Die Berufsbezeichnung Ernährungsberater ist laut dem Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband jedoch nicht gesetzlich geschützt.

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6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.

Interessenkonflikte sind hier nicht erkennbar, daher muss darauf auch nicht eingegangen werden.

7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.).

Zu Informationen wie Kosten oder Herkunft der Lebensmittel gibt es keine Empfehlungen oder Informationen.

8. Die FAKTEN stimmen.

Da es praktisch keine Belege zu den Aussagen gibt, lassen Sie sich im Rahmen unserer Bewertung nicht überprüfen. Daher wenden wir das Kriterium nicht an.

9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.

Der Artikel ist in weiten Teilen eine umgeschriebene und teils ergänzte Version eines Artikels von BusinessInsider.de. Dies wird zwar kenntlich gemacht, jedoch wird nicht offengelegt, dass der Ursprungsartikel aus dem Jahr 2019 stammt und erneut veröffentlicht wurde.

10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.

Der Artikel ist kaum interessant, weil zum einen deutlich wird, dass es sich um eine Zusammenfassung eines Textes auf Businessinsider.de handelt, und er zum anderen keine Neuigkeiten bietet, die über Allgemeinplätze wie „Obst und Gemüse und Vollkorn sind gesund“ hinausgehen, sodass man sich fragt, warum man nicht gleich den Artikel auf Businessinsider.de lesen sollte oder, warum man ihn überhaupt lesen sollte. Auf dem einzigen Foto, das gezeigt wird, ist zudem auch kein entsprechendes „Frühstück“ zu sehen, sondern die sehr schlanke Taille einer jungen Frau mit Maßband, bei der man sich fragt, wieso sie übers Abnehmen nachdenken sollte.

11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.

Der Artikel ist in seiner Grundaussage verständlich, jedoch sind viele Einzelaussagen sehr vage und werfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten liefern. Warum sind etwa Banane so gut zum Abnehmen (und hat ihr gelobter Kalium- und Vitamingehalt etwas damit zu tun)? Warum sind Kohlehydrate eher zum Frühstück gut und warum sind auch Eier eine gute Alternative? Und wieso können „einige Lebensmitteln (…) sogar Ihr Leben verlängern“? Es wird zwar auf einen Artikel im Medium verlinkt, so hat man indes das Gefühl, die Aussage wird nur gemacht, um Leserinnen und Leser zum nächsten Artikel zu lenken. Wir werten knapp „nicht erfüllt“.

12. Das Thema ist AKTUELL, RELEVANT ODER ORIGINELL.

Da der Artikel nicht deutlich macht, dass der Ursprungstext, aus dem die Zitate stammen, aus dem Jahr 2019 ist, halten wir es nicht für angebracht, den Artikel zu veröffentlichen, zumal offenbleibt, ob die Informationen noch aktuell sind und es sich im Großen und Ganzen um allgemein bekannte Informationen handelt, die weder neu, noch originell sind.

Journalistische Kriterien: 4 von 11 erfüllt

Wir werten um einen Sten ab, weil es sich um eine weitgehende Zusammenfassung eines Artikels eines anderen Mediums handelt, der bereits einige Jahre alt ist, was nicht kenntlich gemacht wurde, auch nicht bei der Wiederveröffentlichung ein paar Monate später (von 2 auf 1 Stern).

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar