Bewertet am 7. Dezember 2021
Veröffentlicht von: Bild der Frau

Der Artikel macht klar, dass es keine überzeugenden Belege für die behaupteten Effekte zweier pflanzlicher Inhaltstoffe auf die Gesundheit und das Altern gibt. Dafür stützt er sich teilweise auf sehr alte Quellen.

Zusammenfassung

OPC und Resveratrol sind pflanzliche Substanzen, denen seit vielen Jahren gesundheitsförderliche Effekte zugesprochen werden, ob als Inhaltsstoff in Früchten oder als Nahrungsergänzungsmittel. Ein Artikel auf der Online-Seite von „Bild der Frau“ möchte Leserinnen und Leser darüber aufklären, was davon zu halten ist. Die angeblichen positiven Effekte werden weitgehend korrekt dargestellt, negative Effekte werden indes nicht thematisiert. Auch gibt es keine Verweise auf Alternativen, bei denen ähnliche Effekte nachgewiesen sind. Der Text macht deutlich, dass die behaupteten Effekte nicht durch Studien belegt sind. Es gibt jedoch keine Einordnung durch Expertinnen oder Experten und einige der verlinkten Quellen sind sehr alt. Es wird nicht recht deutlich, wie alt die Diskussion eigentlich schon ist, und warum der gut gegliederte Artikel gerade jetzt erscheint.

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Die Kriterien

1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.

Der Beitrag benennt drei mögliche positive Effekte, die den Substanzen OPC und Resveratrol zugeschrieben werden: Eine Verlangsamung des Alterungsprozesses, eine schützende Wirkung auf Herz und Kreislauf sowie Gewichtsverlust. Es wird deutlich, dass keiner dieser Effekte ausreichend belegt ist. Eine Quantifizierung der behaupteten Effekte fehlt, ist jedoch angesichts der unzureichenden Studienlage auch kaum möglich. Wir werten knapp „erfüllt“.

2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.

Der Beitrag spricht mögliche negative Effekte nicht an. Es heißt lediglich, dass „bei bestehenden Krankheiten, Medikamenteneinnahme, Schwangerschaft und in der Stillzeit eine Absprache zur Einnahme mit einer Ärztin oder einem Arzt stattfinden“ sollte. Welche Probleme möglicherweise zu befürchten sind, bleibt unklar. Zu möglichen negativen Effekten von Resveratrol, siehe z.B. diesen Fachartkel oder auch bei der Verbraucherzentrale, wo darauf hingewiesen wird, dass die Sicherheit der Mittel nicht gut untersucht ist, was ebenfalls ein wichtiger Hinweis wäre.

3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten oder andere Maßnahmen vorgestellt/verglichen.

Ob man mit anderen Mitteln und Maßnahmen als Resveratrol und OPC die gewünschten Gesundheitseffekte nachgewiesenermaßen erreichen könnten, thematisiert der Beitrag nicht. Dies wäre um so wichtiger, da die Effekte der beiden Substanzen nicht nachgewiesen werden konnten.

4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.

Es werden die Studien und Belege richtig eingeordnet. Denn in dem Artikel wird klar, dass die Wirkung von sekundären Pflanzenstoffen weder in Lebensmitteln noch in Nahrungsergänzungsmitteln ausreichend untersucht ist, und darum auch keine Empfehlung ausgesprochen werden kann. (z.B. „Die meisten Studien zu den beiden Antioxidantien wurden im Labor oder an Tieren durchgeführt, sodass die tatsächliche Wirkung der Stoffe im menschlichen Körper und auf die Gesundheit bisher nicht eindeutig ist.“). Indes zieht der Beitrag keine Originalstudien, sondern ausschließlich Sekundärquellen heran. Auch in den Zwischenüberschriften werden Fragen formuliert, wodurch klar wird, dass es eben nicht beantwortet ist, ob die Pflanzenstoffe wirklich gesund machen. Leider sind zwei der zitierten Studien ziemlich alt. Darum wäre es sinnvoll gewesen, neuere Studie zu zitieren: z.B. diese Übersichtsstudie.

Wir werten alles in allem nur knapp „erfüllt“.

5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.

Leider werden überhaupt keine weiteren Experten zitiert. Unter dem Beitrag finden sich drei Quellenangaben mit entsprechenden Links. Indes wird nicht deutlich, welche Aussagen im Beitrag sich auf welche Quelle beziehen. Auch wäre es besser gewesen, aktuelle Originalstudien heranzuziehen statt recht alter Beiträge, die ihrerseits über ältere Studien berichten. Ob die Aussagen der Berichte aus 2008 und 2007 noch aktuell sind, diskutiert der Beitrag nicht. Alles in allem werten wir daher – wenn auch knapp – „nicht erfüllt“.

6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.

Es wird nicht auf mögliche Interessenkonflikte eingegangen, obwohl z.B. in der zweiten Quelle klar wird, dass diese Studie von der Industrie mitfinanziert wurde.

7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.).

Der Beitrag macht nicht so recht deutlich, ob es sich um eine alte oder neue Diskussion handelt. Nur indirekt erfahren Leserinnen und Leser, dass es offenbar schon seit vielen Jahren über den Nutzen der Stoffe diskutiert wird, indem sie einen Blick auf die teils sehr alten Quellen werfen. Positiv ist, dass viele Lebensmittel genannt werden, die die Substanzen enthalten, dann aber keine relevanten Informationen zur Verfügbarkeit und Kosten der Nahrungsergänzungsmittel liefert. Schließlich fehlt uns der Hinweis, dass das Konzentrieren auf einzelne Inhaltsstoffe und ihre angeblichen positiven Effekte auf die Gesundheit ein längst überholter Ansatz ist, wie etwa schon 2008 hier zu lesen war.

8. Die FAKTEN stimmen.

Es stimmt, dass freie Radikale im Körper durch bestimmte Faktoren entstehen. Allerdings wird nicht erklärt, dass der Körper auch über eigene Antioxidantien wie Gluthation verfügt, die sehr gut diese Radikale neutralisieren und man tatsächlich nicht weiß, inwieweit von außen zugeführt Radikale wirklich auch diese Funktion erfüllen, also helfen, Krankheiten vorzubeugen.

Da wir darüber hinaus aber keine Fehler gefunden haben, werten wir nur knapp „erfüllt“.

9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.

Eine Pressemitteilung, die als wesentliche Quelle anzusehen wäre, haben wir nicht gefunden. Der Bezug auf drei unterschiedliche Quellen macht klar, dass hier eine journalistische Eigenleistung vorliegt.

Allerdings schafft es der Artikel nicht, sich von den Fachbegriffen zu lösen: Sekundäre Pflanzenstoffe, OPC, Resveratrol, Antioxidanzien, Kalorienrestriktion, metabolisches Syndrom, werden über den gesamten Text hindurch nicht „üersetzt“.

Ärgerlich ist die irreführende Überschrift, die zwar verspricht zu erklären, wie die beiden Substanzen wirken, dies aber letztlich nicht einhalten kann, weil die Wirkung nicht belegt ist.

Wir werten, daher nur knapp „erfüllt“.

10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.

Der Schreibstil ist eine teils seltsame Mischung aus Fachsprache und journalistischen Einsprengseln, wenn es z.B. heißt: „Eines ist klar: Durch Resveratrol alleine werden die Pfunde nicht auf wundersame Weise purzeln.“ Gut ist, dass es eine Tabelle mit Lebensmitteln gibt, die reich an den genannten Subtanzen sind. Auch die Gliederung ist gelungen, über ein Abschnittsverzeichnis zu Beginn gelangt man über Links auch direkt zu einem Abschnitt, ein Fazit rundet das Thema ab. Das Foto passt gut dazu.

11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.

Es wird klar, dass es für diese Behauptungen keine ausreichenden wissenschaftlichen Belege gibt. Unverständlich bleibt dabei allerdings, warum im Beitrag dennoch zum Verzehr dieser Lebensmittel geraten wird mit Aussagen wie: „Dennoch kann eine Ernährung, die im Allgemeinen reich an Antioxidantien wie Resveratrol und OPC ist, grundsätzlich auch für das Gewicht von Vorteil sein.“ und „Dennoch lohnt es sich, aufgrund der positiven Eigenschaften der beiden Polyphenole öfter zu den oben beschriebenen Lebensmitteln zu greifen.“ Das wirkt ohne entsprechende Herleitung und Begründung für Leserinnen und Leser verwirrend. Wir werten knapp „nicht erfüllt“.

12. Das Thema ist AKTUELL, RELEVANT ODER ORIGINELL.

Der Beitrag referiert lediglich Altbekanntes, ein aktueller, relevanter Anlass oder ein neuer, origineller Zugang zum Thema ist nicht erkennbar.

Journalistische Kriterien: 5 von 12 erfüllt

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar