Bewertet am 6. August 2021
Veröffentlicht von: FitforFun.de

Der Artikel auf Fit for Fun verspricht Leserinnen und Lesern zu erklären, was sie über Probiotika wissen müssen. Leider gelingt dies überhaupt nicht, denn es werden einfach nur allgemeine Behauptungen und ein kurzer Selbstversuch präsentiert. Warum ein spezielles Produkt besonders herausgestellt wird, bleibt völlig offen.

Zusammenfassung

Probiotika sind Lebensmittel, denen lebende Mikroorganismen (Bakterien) zugesetzt sind, und denen gesundheitliche Effekte zugeschrieben werden. Das Fitness und Lifestyle-Portal FitForFun.de stellt in einem Artikel vier solche Produkte („Kuren“) vor, die als Pulver erhältlich sind. Eines der Mittel setzt die Autorin im Selbstversuch ein, dessen Effekte im Artikel kurz beschrieben werden. Im gesamten Text werden die postulierten positiven Effekte nicht ausreichend genau beschrieben, auch mögliche Probleme werden nur ganz kurz thematisiert. Alternative Produkte oder Verfahren, die die gesundheitlichen und kosmetischen Effekte ebenfalls hervorrufen könnten, werden kaum vorgestellt. Belege für all die behaupteten Effekte stellt der Artikel keine vor – abgesehen von den Behauptungen im Abschnitt des Selbstversuchs. Eine Einordnung durch unabhängige Experten findet nicht statt. Positiv ist, dass für Leserinnen und Leser deutlich wird, dass es sich bei den Produktlinks der vier vorgestellten Produkte um Affiliate Links handelt. Indes bleibt völlig unklar, warum die Autorin gerade dieses eine Produkt testet oder warum der Artikel gerade jetzt erscheint. Auch wenn oberflächliche Text insgesamt abwechslungsreich gestaltet ist, leistet der Artikel bei weitem nicht das, was im Vorspann versprochen wird: Leserinnen und Lesern zu erklären, was man über Probiotika wissen muss.

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Die Kriterien

1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.

Der Beitrag benennt nur sehr allgemein positive Effekte (gestärktes Immunsystem, „strahlend schöne Haut“, „Glowy Teint“). Ob und woran dies gemessen wird, bleibt völlig unklar, jede Quantifizierung der angeblichen Effekte fehlt.

2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.

Der Beitrag spricht negative Effekte nicht an, abgesehen von einer kurzen Erwähnung beim „Selbstversuch“ der Autorin: „In den ersten Tagen habe ich das Gefühl, dass sich meine Verdauung sogar etwas verschlechtert“. Jede genauere Aussage fehlt. Ob es sich bei diesen um allgemein bekannte Effekte handelt, die häufig vorkommen oder welche anderen Probleme auftreten könnten, erfahren Leserinnen und Leser nicht.

3. Es werden ALTERNATIVE Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten vorgestellt/verglichen.

In dem Artikel werden keine Alternativen für die Probiotika angegeben. Dabei könnte man fermentierte Produkte wie Joghurt oder rohes Sauerkraut auch als probiotische Lebensmittel bezeichnen. Auch so genannte Prebiotika, wie sie in ballaststoffreichen Lebensmitteln stecken, sind Futter für die Darmmikroben und verbessern das Darmmilieu. Auch diese werden nicht als Alternative diskutiert. Für eine reine Haut sind vor allem wenig UV-Strahlung sowie Nichtrauchen hilfreich. Für das Immunsystem ist neben einer ausgewogenen Ernährung auch ausreichend Schlaf sowie wenig Stress wichtig. Nur im Fazit des Artikels wird dann relativiert, dass Fast Food-Fans sich von probiotischen Kuren nichts erwarten sollten, weil es insgesamt auf eine gesunde Lebensweise ankomme.

Erwähnt werden lediglich „Cremes und Masken“. Der Beitrag suggeriert, dass Probiotika die bessere Wahl seien („Anstatt mit immer neuen Cremes und Seren ein Wundermittel für die Haut zu suchen, ist der neue Denkansatz, auf die innere Gesundheit zu achten nachhaltig wertvoller.“), begründet dies aber nicht.

4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.

Die Behauptungen im Beitrag werden nicht mit Studien belegt. Unter dem Beitrag findet sich als Quellenangabe ein populärwissenschaftliches Buch, wobei nicht klar wird, welche Aussagen des Artikels sich darauf beziehen sollen. Ferner wird ein Fachartikel zu Darmbakterien und Malaria angeführt. Dieser hat für den Artikel keinerlei Relevanz. Die Autorin beschreibt außerdem einen Selbstversuch. Abgesehen davon, dass so ein Einzelfall stets nur wenig aussagen kann, fehlen die einfachsten Basisinfos: Hatte die Autorin vorher Hautprobleme? Welche? Hat das Mittel anhaltend geholfen? Oder ist die Besserung nur dem üblichen Auf und Ab bei Hautproblemen zuzuschreiben?

5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.

Im Artikel sind keine Quellen genannt, einzige „Expertin“ ist die Autorin mit ihrem nicht eben aussagekräftigen „Selbstversuch“. Ansonsten bezieht sich der Text auf Hörensagen. Probiotika für die Schönheit seien „derzeit absoluter Trend“, „Auf Social Media, im Lifestyle- oder im Beautybereich“ werde „immer wieder wird über die Power-Mikroorganismen und deren positiven Effekte auf den gesamten Körper gesprochen.“ Unter dem Beitrag findet sich als Quellenangabe ein populärwissenschaftliches Buch, wobei nicht klar wird, welche Aussagen des Artikels sich darauf beziehen sollen. Ferner wird ein Fachartikel zu Darmbakterien und Malaria angeführt, aber nicht einmal verlinkt. Warum ausgerechnet diese Studie aus dem Jahr 2016 aufgeführt wird erschließt sich nicht.

6. Es wird auf mögliche INTERESSENKONFLIKTE eingegangen.

Positiv ist, dass klar gekennzeichnet ist, dass es sich bei den Links um Verkaufslinks handelt, für die das Medium eine Provision erhält. Warum ausgerechnet zum Produkt, das die Autorin testet, ein Link zum Shop des Herstellers gesetzt wird, während für die anderen Produkte zu Amazon verlinkt wird, bleibt offen. In einem verlinkten Text, wird erklärt, was genau Affiliate Links sind und ob sie seinen Einfluss auf die Unabhängigkeit der Berichterstattung haben.

7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft etc.)

Probiotics werden als neuer Trend auf dem Schönheitsmarkt vorgestellt. Wie lange es solche Mittel tatsächlich schon gibt, erfahren Leserinnen und Leser nicht. Die verlinkten Anzeigen benennen die Preise der jeweiligen Mittel, damit ist dann auch eine Verfügbarkeit deutlich und auch die Preiskategorie. Ob die Mittel evtl. an anderer Stelle günstiger zu bekommen wären, und die Herstellerseite oder Amazon lediglich angegeben sind, weil das Medium eine Provision bekommt, bleibt offen.

Es fehlen jegliche Angaben zu den Inhaltsstoffen (außer dass es sich allgemein um „Bakterienkulturen“ handelt, sowie „Nährstoffe“ und „Heilpflanzen“). Zu deren Herkunft gibt es keine Informationen.

Wir werten alles in allem nur knapp „nicht erfüllt“.

8. Die FAKTEN stimmen.

Eine Überprüfung der der wenigen Fakten ist Mangels Quellen im Rahmen dieser Bewertung nicht möglich. Daher wenden wir das Kriterium nicht an.

9. Der Beitrag ist überwiegend eine JOURNALISTISCHE EIGENLEISTUNG.

Eine Pressemitteilung, auf der der Beitrag beruhen könnte, haben wir nicht gefunden. Da der Text jedoch völlig unkritisch positive Aussagen zu Probiotika aneinanderreiht, können wir nicht ausschließen, dass hierfür Pressematerial der Hersteller die überwiegende Grundlage bildet. Selbst die Passage zum „Selbsttest“ ist recht kurz und nur wenig aussagekräftig, und sie wirkt zudem eher werblich.

Wir wenden das Kriterium daher nicht an.

10. Der Beitrag vermittelt das Thema ATTRAKTIV.

Der Beitrag ist aus drei Teilen zusammengesetzt: Einer Liste mit vier Probiotic-Produkten mit kurzen Informationen, einem allgemein gehaltenen Text zu Probiotika und einem kurzen Text zu einem Selbstversuch, dem ein kurzes Fazit angehängt ist. Einzelne Punkte sind über das verlinkte Inhaltsverzeichnis zu Beginn des Artikels erreichbar. Wenn man so will, ist er Verwies am Ende des Artikels auf ein populärwissenschaftliches Buch eine Art Lesetipp. Die kurzen Sätze und die wenigen Fachbegriffe sorgen für einen guten Lesefluss. Sprachlich ist an dem Text nichts auszusetzen.

11. Das Thema VERSTÄNDLICH erklärt.

Die Versprechungen zu Beginn „Dieses Medium erklärt dir alles zum Thema Probiotika.“ wird nicht annähernd eingelöst; die Fragen „Was sind probiotics?“ und „Was ist tatsächlich dran an der Wunderwirkung von Probiotika?“ werden nicht beantwortet.  Der Artikel erklärt eigentlich gar nichts. Es wird lediglich behauptet und oberflächlich erklärt, ohne irgendetwas zu belegen. Selbst eine Angabe wie die Menge an Mikroorganismen in jedem der vorgestellten Produkte müssen Leserinnen und Leser zur Kenntnis nehmen, ohne dass ihnen erklärt würde, warum diese Angabe wichtig wäre.

12. Das Thema ist AKTUELL, RELEVANT ODER ORIGINELL.

Ein aktueller Anlass ist nicht zu erkennen, es wird nur auf zwei Quellen verwiesen, die aus 2019 und 2016 stammen.

Originell ist der journalistische Ansatz mit einem „Selbstversuch“ ebenfalls nicht, siehe auch das Kriterium „Evidenz“. Außer, dass es sich um aktuell erhältliche Probiotika-Produkte handelt, ist keinerlei Relevanz zu erkennen.

Journalistische Kriterien: 2 von 10 erfüllt

Es wird an keiner Stelle deutlich, warum ausgerechnet das eine Produkt für den oberflächlichen Selbstversuch und die insgesamt völlig unkritische Darstellung ausgewählt wurde. Es gibt keinerlei Belege für die allgemeinen Aussagen zu Probiotika.Daher werten wir das Gesamtergebnis um einen Stern ab (von 1 auf 0 Sterne).

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar