Statt auf Sauerkraut nur auf den Saft zu setzen, ist ein interessanter Vorschlag für die kalten Tage. Der Text bietet sogar ein Rezept, um ihn selbst herzustellen. Gesundheitliche Effekte werden zwar mehrfach beschrieben, woher indes die Informationen stammen, bleibt völlig offen.
Zusammenfassung
„Bild der Frau“ schlägt seinen Leserinnen und Lesern Sauerkrautsaft als gesundheitsförderliches Lebensmittel für die kalte Jahreszeit vor, peppt den interessanten Vorschlag auch mit einem Rezept auf, wie man ihn selbst herstellen kann. Das ist soweit interessant und gut lesbar, indes fehlt es dem Artikel an zahlreichen Informationen. Auch wenn Gesundheitseffekte behauptet werden, bleibt völlig offen, in welchem Ausmaß Sauerkrautsaft tatsächlich zu einem gesünderen Leben beitragen kann. Es wird lediglich behauptet, ohne auch nur eine einzige Quelle zu nennen oder auch nur eine Expertin zu zitieren. Erfreulicherweise wird auch auf Probleme hingewiesen, die der Saft verursachen kann, dabei wird indes ein wichtiger Hinweis vergessen. Für Menschen, die Sauerkrautsaft nicht vertragen oder dann doch nicht mögen, wären Informationen zu Alternativen hilfreich gewesen, aber auch diese fehlen im Text. Alles in allem handelt es sich um ein zwar interessantes Thema, das leider nur sehr oberflächlich abgehandelt wird.
Die Kriterien
1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.
Es wird in dem Artikel leider gar nicht dargestellt, in welchem Maße Sauerkrautsaft einen Einfluss auf die Gesundheit haben kann. Es wird nur allgemein behauptet, dass Sauerkrautsaft wichtige Nährstoffe enthält und als eine Art Probiotikum auf die Darmgesundheit einwirkt sowie das Immunsystem unterstützt.
2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.
Erfreulich ist, dass auch auf negative Effekte des Saftes hingewiesen wird, da der Saft auch abführend wirkt und bei manchen Menschen Verdauungsbeschwerden hervorrufen kann und man daher besser nur ein Glas pro Tag trinken soll, wie es im Artikel heißt.
Leider wird dabei eine wichtige Information vergessen: dass Sauerkraut große Mengen Histamin enthält und daher von Personen mit Histaminintoleranz gemieden werden sollte. Genauere Informationen dazu gibt es etwa hier.
Insgesamt werten wir daher – wenn auch knapp – „nicht erfüllt“.
3. Es werden alternative Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten vorgestellt/verglichen.
Es werden keine alternativen Lebensmittel wie Joghurt oder Vollkornprodukte erwähnt, die ebenso für den Darm gesund sind und für Personen geeignet wären, die Sauerkrautsaft dann doch nicht mögen oder vertragen. Gegen Verstopfung hilft zum Beispiel auch Bewegung, Sport trainiert auch das Immunsystem.
4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.
Der Artikel nennt weder irgendwelche Studien noch werden Experten zitiert. Woher die Informationen stammen, und ob es überhaupt Belege für die genannten Wirkungen gibt, bleibt völlig unklar.
5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.
Leider wird kein einziger Experte oder weitere Quellen für all die Behauptungen zitiert.
6. Es wird auf mögliche Interessenkonflikte eingegangen.
Interessenkonflikte spielen in diesem Artikel keine Rolle, da keine Experten oder Institutionen zitiert werden. Affiliate Links oder versteckte Werbung haben wir auch keine entdeckt, sodass wir das Kriterium nicht anwenden.
7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft o.a.)
Die Verfügbarkeit von Sauerkrautsaft ist allgemein bekannt, dass er im Lebensmittelhandel zu kaufen ist, wird im Beitrag erwähnt. Er enthält zudem eine Anleitung Sauerkraut/-saft selbst herzustellen. Es fehlt eine Einordnung in den Kontext der seit langem anhaltenden Debatte um Probiotika. Deren Nutzen wird im Beitrag einfach vorausgesetzt. Tatsächlich ist die Wirksamkeit von Probiotika umstritten, wie z.B. diese Quellen zeigen.
Da diese Kontroverse mit keinem Wort erwähnt wird, werten wir nur knapp „erfüllt“.
8. Die Fakten stimmen.
Im Artikel gibt es keinerlei überprüfbare Fakten, da keinerlei Quellen angeführt werden, an denen wir die Aussagen im Rahmen dieser Bewertung überprüfen könnten. Daher wenden wir das Kriterium nicht an.
Ein grundlegender Fehler ist uns hingegen aufgefallen.
Im Artikel heißt es: „Das besondere an Sauerkrautsaft sind jedoch die enthaltenen Milchsäurebakterien, die durch den Gärungsprozess entstehen.“
Dies stimmt so nicht, denn Milchsäurebakterien sind bereits im Saft und führen die Gärung durch, indem sie den Zucker im Saft zu Milchsäure vergären. Sie vermehren sich lediglich im Laufe des Gärungsprozesses.
9. Der Beitrag ist überwiegend eine journalistische Eigenleistung.
Da wir keine entsprechende Pressemitteilung gefunden haben, gehen wir davon aus, dass es sich um eine journalistische Eigenleistung handelt, da wir auch sonst keine Hinweise dafür haben, dass der Artikel nur auf Pressematerial beruht. Alle enthaltenen Infos findet man – in ähnlich vager Form – schnell, wenn man einmal „Sauerkrautsaft“ googelt. Wir werten alles in allem nur knapp „erfüllt“.
10. Der Beitrag vermittelt das Thema attraktiv.
Der Artikel vermittelt eine gut lesbare, wenn auch etwas oberflächliche Übersicht und regt an, sich dem Thema zu widmen. Dazu tragen einzelne Listen wie auch die Fragen als Abschnittsüberschriften bei. Vor allem das Rezept verleitet dazu, statt im Handel danach zu suchen, Sauerkrautsaft einfach selbst zu machen. Links zu weiterführenden Informationen hätten den Text noch sinnvoll bereichert, der inhaltlich recht oberflächlich daherkommt und auch recht redundant ist, indem er wiederholt auf die Gesundheitseffekte für das Immunsystem und den Darm verweist. Daher werten wir nur knapp „erfüllt“.
11. Das Thema ist verständlich erklärt.
Der Text ist verständlich geschrieben und nutzt keine unnötigen Fremdworte. Allerdings macht er nicht klar, was es mit den Milchsäurebakterien tatsächlich auf sich hat, und inwiefern diese „die Darmgesundheit unterstützen“. Hier bleibt es bei Phrasen („Zur allgemeinen Unterstützung der Darmgesundheit und Verdauung“) statt kurzer genauer Erklärungen. Gibt es mal eine Erklärung, erweist sie sich als falsch (siehe Kriterium Fakten). Der Beitrag behauptet vieles, erklärt aber nichts ausreichend.
12. Das Thema ist aktuell, relevant oder originell.
Statt eines Artikels über Sauerkraut, das häufig als Vitamin C-Quelle im Winter vorgestellt wird, Leserinnen und Leser mal über den Saft aufzuklären, ist eine durchaus interessante Variante, auch wenn der Artikel ansonsten keinen allzu aktuellen Anlass zu haben scheint. Wir werten knapp „erfüllt“.
Journalistische Kriterien: 4 von 10 erfüllt
Wir werten aufgrund des Fehlens jeglicher Quellen und Experten und mehrerer nur knapp erfüllter Kriterien um einen Stern ab.