Zusammenfassung
Ein Bericht auf Grazia.de lockt Leserinnen und Leser auf die Seite mit einem Artikel darüber, wie man mit Zwiebeln gezielt Fett im Bauchbereich verlieren könnte. Dann folgt indes ein schlecht strukturierter Text in lockerer Ansprache, der wiederholt darauf hinweist, wie schwierig es sei, die letzten Pfunde purzeln zu lassen. Wie gut und warum es mit Zwiebeln möglich sein sollte, Körperfett so gezielt verschwinden zu lassen, erklärt der Artikel nicht. Es gibt weder Experten, noch irgendwelche Verweise auf Quellen wie ernährungswissenschaftliche Studien, die als Belege für die Behauptung herhalten könnten. Ob es sich um eine neue oder altbekannte Erkenntnis handelt, dass der Konsum von Zwiebeln diese Eigenschaft haben, wird ebenfalls nicht erklärt. Im Text wird am Ende auf einen Zwiebelschäler auf Amazon verlinkt, bei dem nicht klar wird wird, ob es sich um einen Affiliate-Link handelt oder nicht. Es bleibt völlig offen, warum dieser Artikel veröffentlicht wird.
Die Kriterien
1. Die positiven Effekte sind ausreichend und verständlich dargestellt.
Zwar suggeriert die Überschrift: So helfen Zwiebeln beim Abnehmen, genauer beim Verlieren der Fettpölsterchen im Bauchbereich. Wie genau sich aber Zwiebeln bzw. bestimmte Inhaltsstoffe auf die Fettpolster bzw. die Fettverbrennung auswirken, wird nur an zwei Stellen des Artikels sehr oberflächlich angesprochen. Der Leser erfährt lediglich, dass Zwiebeln die Schwefelverbindung Allicin bzw. Isoalliin enthalten, die die Fettverbrennung ankurbeln soll und dabei helfen, gezielt Fett im Bauchbereich verschwinden zu lassen. Warum ausgerechnet in diesem Bereich, in welchem Ausmaß und in welcher Zeit bei welcher Menge Zwiebeln, verrät der Artikel indes nicht.
2. Die negativen Effekte werden angemessen berücksichtigt.
Es wird lediglich darauf verwiesen, dass Zwiebeln zu Augenreizungen führen, der bekannte Effekt beim Zwiebelschneiden. Dass Zwiebeln bei vielen Menschen auch zu schmerzhaften Darmproblemen führen, insbesondere, wenn übermäßig viel davon gegessen werden, erklärt der Text nicht. Tatsächlich heißt es im Artikel: „Eure Verdauung und auch eurem Bauch wird es guttun (…).“
3. Es werden alternative Lebensmittel/Ernährungsformen/Diäten vorgestellt/verglichen.
Es werden zwar rote Zwiebeln als wirksamer dargestellt. Welche anderen Lebensmittel und Maßnahmen genutzt werden können, um gezielt Bauchfett verschwinden zu lassen, erklärt der Artikel nicht. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass Verzicht auf Fast Food oder Workouts und Sport generell dabei helfen können, abzunehmen. Daher werten wir, wenn auch knapp „nicht erfüllt“.
4. Die Belege/Studien werden ausreichend eingeordnet.
Es gibt keinen einzigen Hinweis im Artikel, aus dem zu schließen wäre, auf welchen Belegen die Behauptungen im Text basieren. Es gibt keinerlei Verweise auf unabhängige Quellen oder ernährungswissenschaftliche Studien.
5. Es gibt weitere, unabhängige Experten und die Quellen sind transparent.
Der Artikel verzichtet völlig auf die Einordnung durch Expertinnen oder Experten.
6. Es wird auf mögliche Interessenkonflikte eingegangen.
Der Artikel schließt indes mit einem Affiliate-Link auf einen Zwiebelschneider bei Amazon. Es wird auf der Artikel-Seite nicht transparent gemacht, ob der Verlag an einem Kauf mitverdient, wenn man dem Produktlink folgen würde, oder warum ausgerechnet dieser Zwiebelschneider ausgewählt wurde.
Wir mussten erst auf der Webseite des Magazins suchen, um zu klären, ob und wie das Magazin mit solchen Links umgeht. Dies wird auf einer eigenen Seite erklärt.
Bei anderen Artikeln wird darauf hingewiesen, dass im Artikel Affiliate-Links enthalten sind, z.B. hier.
7. Es gibt eine Einordnung in den Kontext (Neuheit/Verfügbarkeit/Kosten/Herkunft o.a.)
Die Verfügbarkeit oder die Kosten für Zwiebeln sollten den meisten Leserinnen und Lesern bekannt sein, und müssen daher nicht erklärt werden. Ob es sich indes bei der Behauptung, dass man mit Zwiebeln gezielt das Bauchfett reduzieren kann um eine altbekannte Tatsache handelt, oder ob es eine neue Erkenntnis ist, bleibt völlig offen.
8. Die Fakten stimmen.
Angesichts fehlender Quellen können wir die Aussagen nicht überprüfen, daher wenden wir das Kriterium nicht an.
9. Der Beitrag ist überwiegend eine journalistische Eigenleistung.
Da es keinerlei Verweise auf Quellen gibt, können wir nicht beurteilen, ob es für diesen Artikel eine eigenständige Recherche gab oder ob der Text vor allem auf Pressematerial beruht. Daher wenden wir das Thema nicht an.
10. Der Beitrag vermittelt das Thema attraktiv.
Die Headline macht zwar neugierig und animiert die Leser zur Lektüre des Artikels. Der Aufbau des Textes ist indes diffus und nicht klar erkennbar, auch aufgrund vieler umgangssprachlicher Formulierungen und Fehler in Rechtschreibung, Grammatik und wiederholt umständlichem Satzbau sowie inhaltlicher Redundanz (möglicherweise aus SEO-Gründen). Von der Zwiebel und wie man dem hartnäckigen Bauchfett an den Kragen geht, springt der Artikel wieder zur „zwickenden Hose“ und dem Appell, es sei jetzt wirklich Zeit, etwas dagegen zu tun.
Zugleich erfährt man über die eigentliche Wirkungsweise der Inhaltsstoffe der Zwiebel auf die Fettverbrennung so wenig, dass das eigentliche Thema „Bauchfett weg durch Zwiebeln essen“ letztendlich nur unzureichend vermittelt wird.
11. Das Thema ist verständlich erklärt.
Worin genau die Wirkungsweise von Allicin und von Isoalliin im Körper besteht – und wie diese Substanzen mit dem Stoffwechsel und der Fettverbrennung in Zusammenhang stehen, bleibt jedoch unklar.
12. Das Thema ist aktuell, relevant oder originell.
Es ist für uns nicht erkennbar, warum der Artikel veröffentlicht wurde. Es gibt weder einen aktuellen Anlass, noch werden die Behauptungen des Beitrags durch irgendeine Quelle belegt, was auf eine Relevanz verweisen könnte. Originell wäre das Thema, wenn denn irgendein Belege für die These präsentiert worden wäre.