Zusammenfassung
Der Beitrag in der taz schildert den Stand der internationalen Klimaverhandlungen nach der UN-Klimakonferenz in Bonn und dem Petersberger Klimadialog. Anlass ist ein „Aktionsplan zu Klima und Energie für Wachstum“, der im Vorfeld des G20-Gipfels von Experten der Teilnehmerstaaten entworfen wurde – ein „Minimalkompromiss“ wie der Artikel formuliert. Im Text geht es darum, wie sich die Welt auf die veränderte US-Klimapolitik unter Donald Trump einstellt, vor allem um Verhandlungsstrategien und Koalitionen. Die unterschiedlichen Positionen und Interessenlagen werden gut herausgearbeitet. Es kommen verschiedene Akteure zu Wort, von Regierungsvertretern über den Leiter der US-Delegation bis zu einem Klimaexperten von Greenpeace China. Ergebnisse aus zwei Studien werden angeführt, ohne allerdings auf diese genauer einzugehen – insgesamt spielen Zahlen und Fakten in Text eine eher untergeordnete Rolle. Der sehr ausführliche Artikel spricht viele verschiedene Aspekte an, so etwa das Verhältnis von Wachstum und Klimaschutz, ohne all diese Themen im Detail zu erklären. Hier wären einige Erläuterungen für Leserinnen und Leser ohne besonderes Vorwissen hilfreich gewesen. Für Interessierte, die mit den Diskussionen zur Klimadiplomatie zumindest in groben Zügen vertraut sind, gibt der Artikel einen kenntnisreichen Überblick.
Umweltjournalistische Kriterien
1. KEINE ÜBERTREIBUNG/VERHARMLOSUNG: Risiken und Chancen werden weder übertrieben dargestellt noch bagatellisiert.
Der Artikel schildert sachlich die Verhandlungen zum Klimaschutz in der Trump-Ära. Der Titel ist etwas zugespitzt, insgesamt berichtet der Text aber ohne Übertreibungen und wägt ausführlich die unterschiedlichen Positionen zum Pariser Klimaabkommen ab. Er beschreibt die Reaktionen der verschiedenen Staaten auf die US-Politik, ordnet die Relevanz der CO2-Emissionen wichtiger Schwellenländer ein und geht der Frage nach, wie plausibel eine diplomatische Koalition gegen den US-Präsidenten Donald Trump, angeführt von der EU und China, ist. Die Relevanz der Entscheidungen für den Klimawandel wird ohne jeden Alarmismus beschrieben.
2. BELEGE/EVIDENZ: Studien, Fakten und Zahlen werden so dargestellt, dass deren Aussagekraft deutlich wird.
3. EXPERTEN/QUELLENTRANSPARENZ: Quellen werden benannt, Abhängigkeiten deutlich gemacht und zentrale Aussagen durch mindestens zwei Quellen belegt.
Es wird an jeder Stelle klar, wer zitiert wird, oder auf wen sich der Beitrag jeweils bezieht, etwa auf Vertreter der Bundesregierung und der EU, den Leiter der US-Delegation oder einen Klimaexperten von Greenpeace China; außerdem bezieht sich der Beitrag auf zwei verschiedene Studien der OECD und des „Climate Action Tracker“. In der Regel wird die Position der Staaten bzw. einzelner Experten auch eingeordnet bzw. kann – wie bei Greenpeace – als bekannt vorausgesetzt werden. Innerhalb der US-Regierung werden die Unterschiede zwischen Außenminister Rex Tillerson, („Realist“) und Stephen Bannon („Hardliner“) kurz angesprochen. Den Hintergrund des „Climate Action Tracker“ erklärt der Beitrag allerdings nicht, zugleich kann man nicht davon ausgehen, dass diese Organisation allgemein bekannt ist. Hier wäre es sinnvoll gewesen zumindest zu erläutern, dass es sich hierbei um eine internationale, wissenschaftsnahe Einrichtung handelt. Daher werten wir hier „knapp erfüllt“.
4. PRO UND CONTRA: Es werden die wesentlichen relevanten Standpunkte angemessen dargestellt.
5. PRESSEMITTEILUNG: Der Beitrag geht deutlich über die Pressemitteilung/das Pressematerial hinaus.
6. ALT oder NEU: Der Beitrag macht klar, ob es sich um ein neu aufgetretenes Umweltproblem, eine innovative Umwelttechnik o.ä. handelt, oder ob diese schon länger existieren.
7. LÖSUNGSHORIZONTE und HANDLUNGSOPTIONEN/kein „Greenwashing“: Der Beitrag nennt Wege, um ein Umweltproblem zu lösen, soweit dies möglich und angebracht ist.
8. RÄUMLICHE DIMENSION (lokal/regional/global): Die räumlichen Dimensionen eines Umweltthemas werden dargestellt.
9. ZEITLICHE DIMENSION (Nachhaltigkeit): Die zeitliche Reichweite eines Umweltproblems oder Phänomens wird dargestellt.
10. KONTEXT/KOSTEN: Es werden politische, soziale oder wirtschaftliche Aspekte eines Umweltthemas einbezogen.
Allgemeinjournalistische Kriterien
1. THEMENAUSWAHL: Das Thema ist aktuell, oder auch unabhängig von aktuellen Anlässen relevant oder originell.
Durch die neue Politik der US-Regierung sowie die zum Zeitpunkt der Publikation aktuellen Gespräche zum Klimaschutz ist das Thema sowohl aktuell als auch relevant. Die Klimaverhandlungen in Bonn und wenig später der Petersberger Klimadialog sowie das Papier im Vorfeld des G-20-Gipfels bildeten aktuelle Berichtsanlässe.