Die Kriterien

 

Auf dieser Seite finden Sie die Bewertungskriterien, die im CITIZEN-Projekt angewendet wurden. Seitdem haben wir unsere Kriterien überarbeitet. Eine aktuelle Übersicht der Kriterien des Medien-Doktor GESUNDHEIT, Medien-Doktor ERNÄHRUNG und Medien-Doktor UMWELT können Sie hier als pdf herunterladen.

I. Allgemeine Anforderungen

1. Faktentreue

Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.

Das Kriterium ist erfüllt, wenn die im Beitrag genannten Fakten nicht nachweislich falsch sind, der Beitrag keine Fake News enthält und die genannten Daten und Informationen hinreichend präzise dargestellt sind. Das Kriterium ist nicht erfüllt, wenn nachweislich falsche Angaben gemacht, werden. Es kann auch nicht erfüllt sein, wenn wesentliche Angaben so unklar sind, dass sie sich nicht nachvollziehen lassen.

2. Sachlichkeit und Unabhängigkeit

Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.

Um das Kriterium zu erfüllen, muss die Berichterstattung über Umweltfragen und -konflikte sachlich sein (der jeweiligen journalistischen Form entsprechend: Nachricht/ Bericht/ Reportage / Kommentar / Glosse sind unterschiedlich meinungsbetont). Der Beitrag muss mehr als eine Quelle heranziehen und, wenn es um strittige Fragen geht, unterschiedliche Standpunkte und Perspektiven einbeziehen und diese angemessen darstellen.

3. Quellentransparenz

Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.

Um das Kriterium zu erfüllen, muss ein Beitrag für alle wesentlichen Aussagen die Quellen (z.B. Studien, Experten) nennen. Die Aussagen müssen klar den verschiedenen Quellen zugeordnet werden. Angaben zu Studien müssen so präzise sein, dass diese sich eindeutig identifizieren lassen. Werden Materialien von Lobbygruppen übernommen, seien es Industrieverbände, Umweltorganisationen oder andere, ohne dass der Beitrag dies deutlich macht, ist das Kriterium nicht erfüllt.

Zitierte Personen (Experten, Betroffene, Vertreter von Organisationen, Behörden …) müssen ausreichend eingeordnet und gegebenenfalls ihre Interessenkonflikte und Abhängigkeiten benannt werden.

Wird erkannt, dass es Interessenkonflikte des Autors/ der Autorin selbst gibt, die im Beitrag nicht offengelegt werden (wurden z.B. Reise- / Recherchekosten von interessierten Unternehmen oder Organisationen übernommen?) ist das Kriterium ebenfalls nicht erfüllt.

4. Pressemitteilung

Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.

Um das Kriterium zu erfüllen, muss der Beitrag inhaltlich mehr leisten als eine Pressemitteilung nachzudrucken oder lediglich umzuformulieren. Pressematerialien von Industrie, wissenschaftlichen Einrichtungen, Naturschutzverbänden, NGOs u.a. können zwar genutzt, müssen aber kritisch eingeordnet werden. Damit das Kriterium erfüllt ist, darf eine Pressemitteilung also nicht als einzige Quelle dienen.

II. Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus

5. Ursachen und Verantwortliche

Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme

Das Kriterium ist erfüllt, wenn im Beitrag Entwicklungen und Hintergründe genannt werden, die zu den beschriebenen Problemen führen oder wesentlich dazu beitragen. Gegebenenfalls werden Verursacher identifiziert. Dabei müssen allgemein bekannte Zusammenhänge jedoch nicht ständig wiederholt werden (so muss z.B. nicht jeder Beitrag über bestimmte Aspekte / Folgen des Klimawandels die Ursachen der globalen Erwärmung erläutern).

6. Aussagekraft

Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.

Der Beitrag soll erklären, wie gesichert die Informationen zu Umweltproblemen oder – wenn diese im Mittelpunkt stehen – Lösungsansätzen sind. Gegebenenfalls muss der Beitrag auf Einschränkungen der Aussagekraft / Grenzen des derzeitigen Wissens hinweisen, etwa wenn es sich bei einzelnen Aussagen um bloße Vermutungen handelt oder um vorläufige, noch wenig belegte wissenschaftliche Ergebnisse, oder bislang nicht erprobte Lösungsvorschläge.

7. Lösungsorientierung

Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.

Wenn es für die im Beitrag beschriebenen Umweltprobleme bereits Lösungsansätze / Handlungsvorschläge gibt, sollten diese dargestellt werden. Das könnten sowohl wissenschaftlich-technische Ansätze sein, etwa zur Verminderung von Schadstoffemissionen, als auch Handlungsmöglichkeiten für Verbraucher oder sonstige Hinweise, was der Einzelne tun kann, um Umweltschäden zu vermeiden oder zu verringern. Das Kriterium ist auch erfüllt, wenn Lösungsansätze der Anlass der Berichterstattung sind. Nicht erfüllt ist das Kriterium, wenn der Beitrag es versäumt, Lösungsmöglichkeiten zu thematisieren, obwohl solche bereits existieren oder zumindest öffentlich diskutiert werden. Wenn (noch) keine sinnvollen Lösungsansätze bekannt sind, die zu erwähnen gewesen wären, ist das Kriterium nicht anwendbar.

 

8. Alltagsbezug

Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.

Wo das möglich ist, soll ein Beitrag Auswirkungen von Umweltproblemen auf die Leser-/ Hörer-/ Zuschauerschaft benennen und deutlich machen: Was hat das Thema konkret mit deren Alltag zu tun? Gegebenenfalls sollen lokale Bezüge deutlich werden (Was bedeutet das für meinen Wohnort, meine Region?).

9. Verbindung lokaler, regionaler und globaler Aspekte

Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ – ereignisse zusammenhängen.

Wo es bei einem Umweltthema Zusammenhänge von lokalen und globalen Aspekten gibt, sollen diese in die Berichterstattung einbezogen werden. Werden beispielsweise die Auswirkung von Verhalten, Konsum und Wirtschaftsweise hierzulande auf andere Regionen der Welt thematisiert? Haben Ereignisse in andere Weltregionen Auswirkungen auf das Leben in unserem Land/ unserer Region? Wo solche Zusammenhänge nicht erkennbar sind, ist das Kriterium nicht anwendbar.

10. Aktuelles oder dauerhaft relevantes Umwelthema

Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.

Das Kriterium ist erfüllt, wenn der Beitrag entweder aktuelle Ereignisse und -entwicklungen aufgreift, oder aber Anlässe findet, über ein Umweltthema zu berichten, das dauerhaft wichtig ist. Da Umweltprobleme oft langfristig und jenseits der Tagesaktualität relevant sind, bewerten wir eine kontinuierliche Berichterstattung über solche Themen positiv, etwa wenn ein Beitrag ein bekanntes Umweltthema erneut aufgreift, um die weitere Entwicklung, Effekte / Erfolge oder auch deren Ausbleiben aufzuzeigen. Nicht erfüllt ist das Kriterium, wenn das Thema weder aktuell ist noch eine dauerhafte Relevanz erkennbar wird.

11. Nachhaltigkeit / Zukunftsorientierung

Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.

Es wird im Beitrag klar, ob es sich um ein zeitlich begrenztes Geschehen handelt, oder ob Umweltprobleme sich längerfristig auswirken und z.B. die künftige Umweltqualität oder Handlungsspielräume in der der Zukunft beeinflussen.

III. Darstellung

12. Verständlichkeit

Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein

Um das Kriterium zu erfüllen, muss der Beitrag sprachlich verständlich sein und eine klare Struktur haben. Umweltwissenschaftliche Zusammenhänge müssen für Laien erklärt werden. Abgehobene Fachsprache, Insider-Jargon und unnötige Fremdworte sind zu vermeiden, ebenso schwer lesbare Schachtelsätze. Wo Fachbegriffe nötig sind, müssen diese erläutert werden. Der Aufbau des Beitrags muss nachvollziehbar sein, eine bloße Aneinanderreihung von Aspekten oder das Springen zwischen verschiedenen Themen erschweren das Verständnis. Wenn viele Zahlen vorkommen, ist oft die Darstellung als Grafik oder Tabelle übersichtlicher als die Aneinanderreihung von Zahlenangaben im Text.

13. Attraktive Darstellung

Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.

Das Kriterium ist erfüllt, wenn der Beitrag Umweltthemen für Leser-/ Hörer- / Zuschauerschaft interessant macht. Die Überschrift soll Aufmerksamkeit erregen, aber keine falschen Erwartungen wecken. Zur attraktiven Darstellung können interessante Beispiele oder überraschende Aspekte beitragen und – je nach Medium – informative Visualisierungen (Grafiken, Fotos, bewegte Bilder) oder z.B. im Radio gute O-Töne. Wo dies vom Thema her angemessen ist, kann kann ein Beitrag auch eine Geschichte erzählen oder unterhaltsame Elemente einbeziehen.
Das Kriterium ist erfüllt, wenn Darstellung insgesamt so attraktiv ist, so dass Rezipienten den Beitrag bis zum Ende lesen/ hören/ anschauen mögen.