Bewertet am 3. Mai 2019
Veröffentlicht von: Technische Universität Wien

Erdgas zu verbrennen, ohne dass dabei CO2 in die Atmosphäre gelangt – das ist das Ziel eines technischen Verfahrens, das unter Federführung der TU Wien entwickelt und in einer Pressemitteilung dargestellt wird. Wer die übrigen Beteiligten sind, und wie das Projekt finanziert wird, bleibt dabei offen.

Zusammenfassung

Die Technischen Universität Wien stellt in einer Pressemitteilung ein Verfahren vor, mit dem Erdgas so verbrannt werden kann, dass kein CO2 in die Atmosphäre freigesetzt wird. Wie hoch der Anteil von Treibhausgasen aus Gaskraftwerken derzeit ist – welchen Beitrag also ein solcher Lösungsansatz für den Klimaschutz leisten könnte – erläutert der Beitrag nicht.

Die Pressemitteilung ist überwiegend sachlich formuliert und erklärt das Verfahren auch für Laien  verständlich, wenngleich der Text an einigen Stellen etwas technisch gehalten ist. Es wird deutlich, dass das Verfahren bislang noch in der Entwicklung ist und vor einem möglichen Praxiseinsatz weitere Schritte erforderlich sein werden. Unklar bleibt, welche weiteren Partner an dem internationalen Projekt beteiligt sind, ob beispielsweise auch Industrieunternehmen mit eigenen Interessen dazu gehören, und wer die Arbeiten finanziert. Bezüge zum Alltag von Leserinnen und Lesern stellt der Text nicht her.

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Allgemeine Anforderungen

1. Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.

Die Fakten sind in der Pressemitteilung präzise dargestellt. Das Prinzip der „Chemical Looping Combustion“ ist verständlich und nachvollziehbar erklärt. Auch die Verbesserung der Technik, die den Mehrwert ausmacht, ist nachvollziehbar erläutert. Wir haben keine Anhaltspunkte für Faktenfehler gefunden.

2. Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.

Der Beitrag ist bis auf wenige Stellen, wie „So umweltfreundlich war Erdgasnutzung noch nie“, oder „Dieses Kunststück“, sachlich formuliert. Es werden sowohl die herkömmliche Verbrennung als auch die „Chemical Looping Combustion“ (CLC) in dem Beitrag erläutert. Das Hauptaugenmerk liegt naheliegenderweise auf den Vorteilen der CLC, hierzu fehlt es allerdings an einer weiteren Quelle bzw. einer unabhängigen Einschätzung der vorgestellten Technik.  Der Text berücksichtigt unterschiedliche Perspektiven zur Erdgasverbrennung. So wird beispielsweise gesagt, dass Erdgasverbrennung deutlich sauberer als Erdöl- oder Kohleverbrennung sei, jedoch auch klimaschädliches CO2 mit sich bringt. Neben der TU Wien wird auch das IPCC mit der Einschätzung zitiert, dass die unterirdische Lagerung von CO2 ein wichtiges Element künftiger Klimapolitik sei.  

3. Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.

Das Institut für Verfahrenstechnik, Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften der TU Wien wird als Quelle genannt. Die Zugehörigkeit des zitierten Experten ist angegeben und seine Aussagen sind ihm klar zugeordnet. Man erfährt auch, dass das Projekt weitere Partner hat. Allerdings fehlen dann jegliche Information zu diesen „16 Partnereinrichtungen aus ganz Europa“. Die Pressemitteilung macht keine Angaben dazu, welche Einrichtungen hier beteiligt sind,  ob es sich durchweg um Forschungsinstitute handelt, oder ob auch Industrieunternehmen dazu gehören, die hier eigene Interessen verfolgen. Auch bleibt unklar, wer das Projekt finanziert.

4. Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.

Es handelt sich um eine Pressemitteilung, daher ist das Kriterium nicht anwendbar.

Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus

5. Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme

Der Beitrag schildert, dass bei der Verbrennung von Erdgas zur Energiegewinnung CO2 ausgestoßen wird. Er stellt einen technischen Lösungsansatz vor, um diesen CO2-Ausstoß zu mindern. Welche Ursachen dahinter stehen, erfährt man jedoch nicht. Zwar kann das Problem des Klimawandels als bekannt vorausgesetzt werden. Aber wie stark Gaskraftwerke dazu beitragen hätte genauer dargestellt werden sollen. Leserinnen und Leser erfahren nur sehr allgemein, dass die Erdgasverbrennung sauberer als Kohle- oder Erdölverbrennung ist, doch nähere Angaben fehlen. Wie viel Gaskraftwerke derzeit zum CO2-Ausstoß beitragen – wie relevant also diese Ursache und damit auch der vorgestellte Lösungsansatz ist – bleibt offen.

6. Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.

Der Beitrag macht deutlich, auf welchem Wissensstand sich die Forscher der TU Wien befinden. Es wird dargestellt, was bisher schon erprobt und getestet wurde. Der Beitrag nennt auch die nächsten Schritte, die für die Skalierung auf Großanlagen nötig sind. Das dazu gesammelte Wissen und die Ergebnisse wurden durch eigene Forschung erarbeitet, der befragte Experte ist als beteiligter Wissenschaftler eine kompetente Quelle.

7. Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.

Der Beitrag beschreibt einen Lösungsansatz, wie der CO2-Ausstoß bei der Gasverbrennung vermindert werden kann. Er stellt dar, dass Lösungen bereits in kleinem Maßstab getestet wurden. Durch die Verbesserungen und die künftige Anwendbarkeit auf Großanlagen wird der Nutzen für den Kampf gegen den Klimawandel deutlich. Durch Weiterentwicklung und die Möglichkeit Biomasse zu verbrennen, wird sogar die Chance der CO2-Reduzierung in der Luft aufgezeigt.

8. Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.

Der Beitrag stellt keinen konkreten Bezug zum Alltag der Leser her. Es handelt sich um eine Technik für Großanlagen. Es ist höchstens ein indirekter Zusammenhang erkennbar, weil der Klimawandel natürlich alle etwas angeht und die Technik helfen soll, den Klimawandel zu begrenzen. Auch hat der Leser Interesse an klimafreundlichen Strom, jedoch werden in diesem Beitrag keine konkreten Auswirkungen oder Handlungsmöglichkeiten für den Alltag aufgezeigt.

9. Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ - ereignisse zusammenhängen.

Das Thema CO2-Ausstoß wird in diesem Beitrag nur global gesehen, es wird von der Erdatmosphäre und dem Weltklima gesprochen. Einen Zusammenhang zur regionalen oder lokalen Ebene stellt der Text nicht her. Man erfährt, dass 16 Forschungseinrichtungen aus ganz Europa beteiligt sind, aber nicht, aus welchen Ländern. Auch weitere Infos zu regionalen / lokalen Bezügen fehlen. Wo in Europa stehen Gaskraftwerke – gibt es in einzelnen Ländern besonders viele, oder sind sie eher gleichmäßig verteilt? Für welche Regionen wäre also der Lösungsansatz interessant?

10. Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.

Das Thema Klimawandel und die Begrenzung der Erderwärmung ist wohl eines der aktuellsten und dauerhaft bedeutsamsten Themen unserer Zeit. Lösungsansätze zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sind hochrelevant.

11. Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.

Es werden Pläne der Forscher für eine Verbesserung der Verfahren zur Erdgasverbrennung geschildert Dabei wird erkennbar, dass das Problem wohl noch längerfristig anhalten wird, und somit auch ein möglichst schnelles Handeln nötig ist. Auswirkungen des Klimawandels werden in dem Beitrag nicht thematisiert, ebenso fehlen konkrete Angaben, welche Auswirkungen des Lösungsansatzes in welchem ungefähren Zeitrahmen zu erwarten wären. Wir werten daher „eher nicht erfüllt“.

Darstellung

12. Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein.

Der Beitrag ist auch für Laien verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Komplizierte Fachsprache oder unnötige Fremdworte verwendet die Pressemitteilung nicht. Die Methode der „Chemical Looping Combustion“ ist gut erklärt, so dass auch ein Laie das Prinzip und seine Vorteile versteht. Es werden keine unnötigen Fachbegriffe verwendet, und der rote Faden mit Einleitung, der Beschreibung des Verfahrens und dem aktuellen Stand der Forschung ist klar zu finden.

13. Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.

Die Überschrift ist kurz und prägnant, indes nicht sonderlich Aufmerksamkeit erregend; allenfalls die Unterzeile ist etwas „peppiger“, dabei allerdings eher werblich formuliert (siehe Kriterium 1). Der Text ist nicht besonders lang, und somit sind die Informationen komprimiert. Bilder und wörtliche Rede tragen zur Attraktivität bei. In der Pressemitteilung verlinkte Bilder vermitteln einen Eindruck davon, wie die beschriebene Anlage aussieht. Insgesamt ist der Beitrag interessant, eventuell ist er aber etwas zu technisch, was einige Leserinnen und Leser abschrecken könnte.

7 von 12 anwendbaren Kriterien „erfüllt“ oder „eher erfüllt“

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar