Bewertet am 1. Februar 2019
Veröffentlicht von: Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
Städte könnten mehr gegen den Klimawandel tun, denn ihr Einfluss auch außerhalb des eigenen Stadtgebiets ist größer, als bislang angenommen. Das ergab eine Studie, die das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in einer informativen, aber nicht in jedem Punkt leicht verständlichen Pressemitteilung vorstellt.

Zusammenfassung

Eine Pressemitteilung des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) stellt eine Studie zu der Frage vor, wie groß der Ausstoß von Treibhausgasen ist, den Städtebewohner außerhalb der Stadtgrenzen durch den Einkauf von Waren und Dienstleistungen verursachen. Die Studie, die vier Städte vergleicht (Berlin, New York, Mexico City und Delhi), ergab, dass diese indirekten Emissionen in etwa gleich groß sind wie der Ausstoß von Treibhausgasen auf dem eigenen Stadtgebiet. Der Text hebt hervor, dass die Bereiche, „Wohnen“ und „Transport“ die Hauptursachen für die Treibhausgasemissionen der Städte sind. Es wird klar, dass die Städte mehr als bislang angenommen gegen den Klimawandel tun können, weil ihr Einfluss weit über das eigene Stadtgebiet hinausgeht. Der Text ist sachlich und informativ, enthält aber einige Fachbegriffe, die nicht jedem geläufig sind, was das Verständnis erschwert.

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Allgemeine Anforderungen

1. Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.

Die im Beitrag genannten Fakten sind, soweit wir das nachvollziehen konnten, korrekt dargestellt.

2. Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.

Der Text beschreibt sachlich, was die Studie ergeben hat. Es fehlt allerdings eine zweite Quelle. Jedoch hat eine Pressemitteilung nicht unbedingt eine von mehreren Standpunkten betrachtete Berichterstattung zum Ziel. Insgesamt gewichten wir daher die sachliche Darstellung stärker als das Fehlen einer zweiten Quelle und werten „eher erfüllt“.

3. Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.

Alle zitierten Personen werden eingeführt und als Autoren der Studie vorgestellt. Auch das Institut, in dem sie arbeiten, wird angegeben. Alle Aussagen sind also klar einer Quelle zugeordnet. Die Studie wird mit genauer Literaturangabe genannt und verlinkt, so dass man sie im Original nachlesen kann.

4. Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.

Dieses Kriterium ist auf den vorliegenden Text nicht anwendbar, da es sich um eine Pressemitteilung handelt.

Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus

5. Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme

Es werden zwar keine konkreten verantwortlichen Personen genannt, das ist beim Thema der vorgestellten Studie aber auch nicht zu erwarten. Ursachen für lokale und indirekte/vorgelagerte Emissionen werden erläutert. Die Hauptursachen, „Wohnen“ und „Transport“, werden in diesem Text deutlich hervorgehoben und im Weiteren genauer erläutert, sie sind verständlich und klar dargestellt.

6. Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.

Sowohl das Vorgehen der Wissenschaftler in der Studie als auch deren Ergebnisse sind klar aufgeführt und erklärt. Dadurch erscheint das das Wissen gesichert und aussagekräftig. Die expliziten Zitate der Autoren unterstützen die Glaubwürdigkeit des Beitrags.

7. Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.

Handlungsvorschläge werden an mehreren Stellen des Textes angesprochen und erläutert. Es werden mehrere Lösungsansätze sowohl für „Wohnen“, als auch für „Transport“, die die meisten Emissionen von Städten verursachen, angeführt und erläutert. So werden der Einsatz von weniger CO2-intensiven Baustoffen, eine Erhöhung der Dämmstandards für Gebäude, der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und die Nutzung von erneuerbaren Energien vorgeschlagen. Dies sind noch keine detaillierten Pläne, aber doch ausreichend konkrete Ansatzpunkte. Außerdem wird auch die Ermutigung und Befähigung von Städten weltweit, ihre lokalen und vorgelagerten Emissionen zu beobachten und zu beeinflussen, als genereller Lösungsansatz vorgeschlagen.

8. Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.

Der Text zielt zunächst nicht direkt auf Bürgerinnen und Bürger und deren individuelle Handlungsweisen. Es wird jedoch klar, dass Maßnahmen in einzelnen Städten durchaus den Ausstoß von Treibhausgasen verringern können, und dazu wiederum können deren Einwohner lokal beitragen. Auf den ersten Blick scheint der Text zwar eher Lokalpolitiker in Städten und Regionen anzusprechen; bei genauerem Lesen lässt sich aber auch auf sinnvolles individuelles Verhalten im Alltag schließen. So kann man auch unabhängig von der Stadt den Lösungsansätzen folgen, wie z.B. den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen oder auf erneuerbare Energien zu setzten. Wir werten insgesamt „eher erfüllt“.

9. Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ - ereignisse zusammenhängen.

Schon die Überschrift zielt auf eine Verknüpfung zwischen lokalen bzw. regionalen und globalen Umweltproblemen ab. Dies wird dann im Text auch auf mehrere Weisen umgesetzt. Es werden nicht nur vier Metropolen in unterschiedlichen Regionen der Welt betrachtet und verglichen, sondern auch die lokalen Emissionen der Städte mit Emissionen weltweit in Verbindung gesetzt. Somit ist das Kriterium aus unserer Sicht voll erfüllt.

10. Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.

Der Klimawandel und insbesondere die Treibhausgasemissionen sind dauerhaft relevant. Das bedeutsame Thema der durch Städte verursachten Treibhausgase wird aus dem Anlass aufgegriffen, dass es laut einer aktuellen Studie nun erstmals gelungen sei, die indirekten Emissionen von städtischen Haushalten zu ermitteln. Damit werden auch Maßnahmen der Städte, die zur Verbesserung der Lage beitragen könnten, interessanter. Der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung gerade gestartete UN-Klimagipfel COP23 ist ein zusätzlicher aktueller Aufhänger.

11. Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.

Der Text geht nicht näher auf zukünftige Entwicklungen ein, sondern setzt weitgehend voraus, dass Leserinnen und Leser über die grundsätzliche Problemlage des Ausstoßes von Treibhausgasen und die zeitlichen Dimensionen Bescheid wissen. Immerhin wird die vereinbarte 2-Grad-Grenze mehrmals angesprochen und somit ein Hinweis auf ein längerfristiges Problem gegeben. Hier hätten wir aber ein genaueres Eingehen auf zeitliche Aspekte wichtig gefunden. Wir werten daher „eher nicht erfüllt“.

Darstellung

12. Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein.

Durch einen gut strukturierten Aufbau und klare Formulierungen ist der Text recht gut lesbar. Auch die zugehörige Grafik erleichtert das Verständnis der vorgestellten Studie. Jedoch hätten wir hier eine deutsche Beschriftung für ein breites Publikum besser gefunden. Zusammenhänge werden erklärt, allerdings werden dabei mindestens einige Grundkenntnisse über die Klimaproblematik vorausgesetzt. Der Text enthält zwar nicht viele Fachbegriffe, an den Stellen, an denen solche verwendet werden, erklärt er sie aber nicht. Was „vorgelagerte Emissionen“ sind, lässt sich vielleicht einigermaßen aus dem Text erschließen, spontan verständlich ist es nicht. Auch was mit „Tonnen CO2-Äquivalent pro Kopf und Jahr“ gemeint ist, dürften viele Leserinnen und Leser nicht wissen. Daher werten wir insgesamt „eher nicht erfüllt“.

13. Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.

Der Text ist sehr informativ, so auch die Überschrift, die allerdings recht lang geraten ist. Positiv finden wir, dass dem Text eine Grafik mit zusätzlichen Informationen beigefügt ist, auch wenn diese nur eine englischsprachige Bildunterschrift hat (siehe Kriterium 12). Insgesamt ist der Text für Laien nicht sonderlich attraktiv gestaltet, was vermutlich auch auf die Textform Pressemitteilung zurückzuführen ist, die sich eher an ein fachlich vorgebildetes Publikum zu richten scheint. Die Zitate sind z.T. lang, verschachtelt und recht fachsprachlich gehalten. Elemente (über die nur bedingt für Laien verständliche Grafik hinaus), die auch die Aufmerksamkeit von fachlich nicht vorgebildeten Leserinnen und Lesern erregen und diese für das Thema interessieren könnten, vermissen wir . Damit sehen wir das Kriterium „eher nicht erfüllt“.

9 von 12 anwendbaren Kriterien sind „erfüllt“ oder „eher erfüllt“

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar