Bewertet am 11. Februar 2019
Veröffentlicht von: Stuttgarter Nachrichten
Das Bauen mit Holz spart Treibhausgase ein, berichten die Stuttgarter Nachrichten unter Bezug auf eine schon etwas ältere Studie der Ruhruniversität Bochum. Viele Aspekte – vom Brandschutz bis zur Waldwirtschaft – werden angesprochen. Bislang ungeklärt sei die Frage, ob das Bauen mit Holz teurer ist.

Zusammenfassung

Ein gut verständlicher Beitrag in den Stuttgarter Nachrichten berichtet, dass Holzbauten aus Sicht des Klimaschutzes besser seien als Gebäude aus Stein, denn der nachwachsende Rohstoff Holz bindet beim Wachstum CO2. Die Einsparmöglichkeit von Treibhausgasen gegenüber Steinbauten wird mit 9 bis 56 Prozent angegeben; allerdings fehlt eine Einordnung, wie hoch der Anteil der Bautätigkeit an der Gesamtproduktion von Treibhausgasen z.B. in Deutschland ist. Damit wird die Relevanz dieses Artikels nicht ausreichend deutlich, auch ein aktueller Anlass ist nicht erkennbar.
Der Artikel ist informativ und zieht eine Reihe unterschiedlicher, genau benannter Quellen heran. Allerdings fehlt eine Stimme, die die Vorteile des Steinbaus darstellen könnte. Der Beitrag weist auf regionale Unterschiede und in Deutschland und die wesentlich höhere Holzbauquote in Skandinavien hin. Er erläutert allerdings nicht, warum das Bauen mit Holz hierzulande weniger verbreitet ist. Ökologische Aspekte – was würde verstärkter Holzeinschlag für die Wälder bedeuten? – werden ebenfalls angesprochen, allerdings wird nicht ganz klar, wie die Folgen auf längere Sicht aussehen könnten.

Der gleiche Beitrag wurde auch von journalistischen Gutachterinnen und Gutachtern des Medien-Doktor UMWELT bewertet.

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Allgemeine Anforderungen

1. Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.

Alle Informationen sind, soweit von uns überprüfbar, richtig und klar dargestellt, sodass Leserinnen und Leser sie leicht verstehen können. Beispielsweise werden Fakten wie die derzeitige Holzbauquote, oder die Prognose für die Menge an Rohholz, die für einen Anteil des Holzbaus wie in Skandinavien benötigt würde, korrekt beschrieben. Die Angaben sind leicht nachzuvollziehen und erscheinen uns daher glaubwürdig. Plausibel erscheint auch, dass durch Verwendung von Holzmodulen weniger Baulärm entsteht. Wo Sachverhalte noch ungeklärt sind (ist Holzbau nun teurer als Steinbau, oder nicht?) wird dies entsprechend deutlich gemacht.

2. Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.

Der Artikel konzentriert sich auf den Holzbau – die in Deutschland gegenüber dem Steinbau weniger häufige Bauweise. Dabei nennt der Text zwar Vor- und Nachteile von Holz- und Steinbau, stellt aber doch stark Faktoren heraus, die zugunsten des Bauens mit Holz sprechen. Es werden nur Standpunkte und Expertenmeinungen angeführt, die Holzhäuser befürworten bzw. denkbare Nachteile relativieren. Wir werten daher „eher nicht erfüllt“.

3. Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.

Die Zitierung und Zuordnung von Quellen ist in dem Zeitungsartikel sehr gelungen. Der Beitrag macht deutlich, welche Quellen verwendet wurden (Studie der Uni Bochum http://www.ruhr-uni-bochum.de/reb/mam/content/thg_bericht-final.pdf , Stellungnahme des Beirats Waldpolitik, https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Ministerium/Beiraete/Waldpolitik/StellungnahmeWBW-stofflicheNutzungHolz.pdf?__blob=publicationFile). Die Namen von Experten, Institutionen und der Titel der zitierten Studie sind genau angegeben. Die einzelnen Informationen sind klar den jeweiligen Quellen zugewiesen. Es werden mehrere Quellen genutzt, und Leserinnen und Lesern damit verschiedene Perspektiven aufgezeigt (allerdings mit einem Schwergewicht auf den Vorteilen des Holzbaus, siehe Kriterium 2), sodass sie sich ein Urteil bilden können.

4. Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.

Eine Pressemitteilung, die dem Text zugrunde liegen könnte, haben wir nicht gefunden. Es werden mehrere Quellen genutzt und unterschiedliche Aspekte einbezogen (Treibhausgasbilanzierung, konstruktive Eigenschaften von Holz, Waldwirtschaft). Es ist damit klar, dass der Beitrag nicht (allein) auf einer Pressemitteilung beruht.

Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus

5. Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme

Ursachen für das Anfangs angesprochene Umweltproblem – Klimawandel/ Treibhausgasemissionen – werden in dem Artikel nicht eigens angesprochen. Dies erachten wir aber auch nicht für notwendig, denn die Problematik kann als bekannt vorausgesetzt werden. Der Beitrag enthält Ausführungen zu den Beweggründen, verstärkt auf Holzbau umzusteigen. Es fehlen allerdings nähere Angaben dazu, welche Ursachen es dafür gibt, dass die Holzbauquote in Deutschland so viel niedriger liegt als beispielsweise in Skandinavien. Insgesamt werten wir nicht voll sondern „eher erfüllt“.

6. Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.

Die Informationen im Artikel zum Holzbau sind, soweit von uns nachvollziehbar, gesichert. Es wird jedenfalls klar, dass sie auf wissenschaftlichen Studien und Expertenaussagen beruhen. Der Beitrag macht auch deutlich, dass zum Thema „Kosten des Holzbaus im Vergleich zum Steinbau“ noch keine sicheren Aussagen getroffen werden können, und es dazu momentan nur Schätzungen gibt.

7. Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.

Im Beitrag wird zuerst ein Umweltproblem genannt (Treibhausgasemissionen durch Bautätigkeit). Der Schwerpunkt des gesamten Zeitungsartikels ist dann die Darstellung eines Lösungsansatzes, nämlich des Holzbaus, der gegenüber dem weiter verbreiteten Steinbau erheblich Treibhausgase einsparen könne. Es werden wissenschaftliche Fakten angeführt die diese Ansatz untermauern. Auch für Probleme des Holzbaus selbst werden Lösungsansätze genannt, z.B., wie der Empfindlichkeit von Holz gegenüber Feuchtigkeit zu begegnen ist, oder die Nutzung lokaler Laubhölzer, wenn Fichte und Kiefer unter Trockenheit und steigenden Temperaturen leiden.

8. Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.

Das Thema „Hausbau“ ist an sich schon ein Thema mit Alltagsbezug. Geringe Heizkosten – durch die wärmedämmende Eigenschaft des Holzes – können ebenfalls für den Alltag von Leserinnen und Lesern interessant sein. Es werden außerdem Fragen wie Baulärm und die Behinderung des Straßenverkehrs durch Baustellenverkehr angesprochen. Und schließlich stellt der Beitrag Bezüge zur Region Baden-Württemberg, her, dem Verbreitungsgebiet der Zeitung.

9. Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ - ereignisse zusammenhängen.

Der Beitrag vermittelt Informationen aus der Region – so erfährt man, dass Baden-Württemberg die höchste Holzbauquote in Deutschland hat – und nimmt dabei Bezug auf andere Regionen bzw. Deutschland insgesamt. Auch wird der Anteil von Holzhäusern in Skandinavien mit dem weit niedrigeren deutschen Anteil verglichen. Dazu hätte man gerne Näheres erfahren – unterscheiden sich beispielsweise die Brandschutzverordnungen? Gelungen finden wir die Darstellung, dass auch Hochhäuser in Mischbauweise aus Holz, Stahl und Stein errichtet werden. Dies zeigt die Einsatzmöglichkeit von Holz auch bei größeren Gebäuden in Innenstädten, und nicht etwa nur in ländlichen Regionen. Ein Bezug zu globalen Aspekten – über die allgemeine Klimaproblematik hinaus – fehlt dagegen. Wir werten insgesamt „eher erfüllt“.

10. Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.

Ein aktueller Anlass für den Beitrag ist nicht erkennbar. Zwar wird das Thema Holzbau in den großen Zusammenhang „Einsparung von Treibhausgasen“ eingeordnet – ein dauerhaft relevantes Thema. Aber welchen Beitrag die Errichtung von Holzhäusern dazu leisten kann, erläutert der Artikel nicht. Es wird zwar berichtet, wie viel Treibhausgase Holzbauten in Relation zum Neubau aus Stein einsparen. Aber welchen Anteil Neubauten insgesamt an den Treibhausgasemissionen haben, sei es in Deutschland oder global, erfährt man nicht. Die Relevanz des Themas Holzbau für die Bekämpfung des Klimawandels – also den Aufhänger des Artikels – bleibt damit letztlich unklar. Stattdessen wird viel Grundsätzliches zum Hausbau mit Holz berichtet. Wir werten insgesamt „eher nicht erfüllt“.

11. Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.

Der Artikel betont die Langlebigkeit und die Nachhaltigkeit von Holz als „Baumaterial der Zukunft“. Es fehlen jedoch konkrete Angaben, wann und in welchem Maße sich der Umstieg auf den Holzbau auf Treibhausgasemissionen auswirken könnte. Ferner heißt es allgemein, die Vorräte an Nadelholz würden „in den nächsten drei Jahrzehnten“ völlig ausreichen für eine Holzbauquote wie in Skandinavien. Doch fehlen hier nähere Informationen, wie sich der Umstieg auf Holzbau künftig auf die Wälder auswirken könnte. Wir werten daher „eher nicht erfüllt“.

Darstellung

12. Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein.

Das Kriterium ist erfüllt, da der Beitrag eine einfach zu verstehende Sprache bzw. Wortwahl verwendet. Die Zwischenüberschriften erleichtern das Lesen und bilden eine Art roten Faden. Bei wissenschaftlichen Aspekten wird Fachsprache angemessen verwendet, Fachbegriffe, wie z.B. „mobile Brandlasten“ werden dabei verständlich erläutert.

13. Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.

Attraktiv wirkt der Beitrag nur bedingt. Die Überschrift ist eher nichtssagend und macht nicht neugierig auf den Text. Bei der Bebilderung hätten sich Beispiele von modernen Holzbauten gut angeboten, um Leserinnen und Lesern einen Eindruck zu vermitteln, wie Holzhäuser aussehen können, die nicht an das „Modell Blockhütte“ erinnern. Die Fotos zum Artikel – Handwerker beim Holzbau bzw. beim Mauern, sind nur mäßig attraktiv. Informative Grafiken sind dem Text nicht beigefügt. Wir werten daher nicht voll sondern „eher erfüllt“.

10 von 13 Kriterien sind „erfüllt“ oder „eher erfüllt“

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar