Bewertet am 18. Februar 2019
Veröffentlicht von: Deutsches Biomasseforschungszentrum

Staub und Stickoxide reduzieren soll eine neue Filtertechnik bei kleinen Verbrennungsanlagen, die zur Energiegewinnung beispielsweise Strohpellets verfeuern. Die Pressemitteilung des Deutschen Biomasseforschungszentrums dazu verwendet viele unerklärte Fachbegriffe und ist für Laien weitgehend unverständlich.

Zusammenfassung

Das Deutsche Biomasseforschungszentrum informiert über ein Verfahren zur Abgasreinigung bei kleineren Feuerungsanlagen, die Reststoffe aus der Landwirtschaft verbrennen. Die vorgestellte Technik soll Staub- und Stickoxidemissionen verringern. Für Anlagen bis 1 Megawatt stünde dafür bislang keine Abgasreinigung zur Verfügung, berichtet die Pressemitteilung.
Der Text macht Zahlenangaben dazu, wie effektiv die vorgestellte Technik ist. Allerdings fehlen Vergleichswerte, die Laien eine Einordnung erlauben würden. Das Verfahren zur Abgasreinigung wird beschrieben, allerdings nicht allgemeinverständlich erklärt. Für Laien wird nicht deutlich, um was für Anlagen es sich hier handelt. Auch fehlen Angaben darüber, wo diese zum Einsatz kommen und welchen Anteil sie an der Energieerzeugung bzw. am Ausstoß von Staub- und Stickoxiden haben. Damit wird die Relevanz der neuen Filtertechnik nicht ausreichend klar. Deutlich wird, dass das Verfahren noch in der Praxis erprobt werden muss. Die beteiligten Institutionen und Unternehmen werden genannt, der Text macht aber keine Angaben zur Finanzierung des Projekts. Nähere Informationen zur Studie fehlen, der zugrundeliegende Abschlussbericht des Projekts ist nicht in der Pressemitteilung verlinkt.
Lange Sätze und zahlreiche Fachbegriffe, die nicht erläutert werden, tragen dazu bei, dass der Text für Laien schwer lesbar und ohne Vorkenntnisse kaum verständlich ist. Es gib keine erklärenden Grafiken oder Fotos, die das Verfahren anschaulich machen könnten. Ein Infokasten wird zwar im Text erwähnt, er fehlt aber in der Fassung, die über den Informationsdienst Wissenschaft (idw) verbreitet wird, und die unserem Gutachten zugrunde liegt. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass diese Pressemitteilung sich ausschließlich an ein Fachpublikum richtet.

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Allgemeine Anforderungen

1. Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.

Die Pressemitteilung macht präzise Zahlenangaben. Soweit wir feststellen konnten, sind die Fakten korrekt genannt. Doch werden sie nicht in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Es gibt auch keine Vergleichsinformationen, sodass sich die dargestellten Fakten von Laien nur schwer einordnen lassen. Wir werten insgesamt noch „eher erfüllt“.

2. Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.

Der Sachverhalt wird sachlich und distanziert dargestellt. Allerdings wird keine weitere Quelle herangezogen. In diesem Fall mag das aber auch schwierig sein, da neben dem Projekt-Konsortium, vermutlich niemand sonst über die nötigen Detailinformationen zum Verfahren verfügt. Eine externe Quelle, die die Relevanz dieser Forschungsarbeit einordnet, wäre jedoch interessant gewesen. Insgesamt werten wir aufgrund der sachlichen Darstellung noch „eher erfüllt“.

3. Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.

Es wird berichtet, dass es ein Forschungsvorhaben zu der Fragestellung gab, wie sich Emissionen bei der Verbrennung von Biomasse in kleinen Feuerungsanlagen verringern lassen. Die Pressemitteilung informiert über die beteiligten Institutionen und Unternehmen, wenn auch nicht klar wird, wer welchen (auch finanziellen) Anteil an dem Projekt hat. Außerdem wird ein – allerdings nicht sonderlich informativer – Projektsteckbrief in der Pressemitteilung verlinkt. Der Schlussbericht, also die wesentliche Quelle, in der sich die Ergebnisse nachlesen lassen, ist dagegen nicht direkt in der Pressemitteilung genannt und verlinkt. Erst vom Projektsteckbrief aus ist dieser zugänglich. Wir werten daher nicht voll sondern „eher erfüllt“.

4. Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.

Der Text ist eine Pressemitteilung.

Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus

5. Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme

Als Verursacher für Feinstaub- und Stickoxid-Emissionen werden Feuerungsanlagen unter 1 MW benannt. Die Pressemitteilung stellt dar, dass es besonderer Maßnahmen zur Minderung von Emissionen aus diesen Anlagen bedarf. Warum allerdings bleibt offen, Entwicklungen in diesem Bereich werden nicht näher geschildert. Es ist zwar die Rede davon, dass „zunehmend Rest- und Abfallstoffe eingesetzt“ werden, aber nicht, wie sich das konkret auf die Emissionen auswirkt. Wir werten daher nicht voll sondern „eher erfüllt“.

6. Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.

Die Pressemitteilung informiert darüber, welche Grenzwerte mit dem Verfahren eingehalten werden können und welche nicht, und untermauert dies mit Zahlenangaben. Allerdings wird nicht ausreichend deutlich, wie diese Angaben zustande kamen und wie gesichert sie schon sind. Was für eine Studie war das genau? Wie lange hat diese gedauert, wo und wann wurden die Tests durchgeführt, die zu den geschilderten Ergebnissen geführt haben? Da sich uns das Vorgehen der Forscher aus der Pressemitteilung nicht ausreichend erschließt, werten wir „eher nicht erfüllt“.

7. Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.

Ein Lösungsansatz zur Reduzierung von Emissionen ist hier Anlass der Berichterstattung. Der Text stellt ein Verfahren vor, das entwickelt wird, um auch mit kleineren Feuerungsanlagen zur Energieerzeugung die Grenzwerte für Stickoxide einzuhalten. Die technische Verfahrensweise wird beschrieben und über die Versuchsergebnisse informiert.

8. Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.

Die Pressemitteilung scheint sich allein an ein Fachpublikum zu wenden, Bezüge zum Alltag „normaler Leserinnen und Leser“ sind nicht erkennbar. Zwar wird die Gesundheitsgefährdung durch Stickoxide und Staub derzeit viel diskutiert. Aber der Text macht nicht klar, wie groß das Problem speziell durch kleinere und mittlere Feuerungsanlagen im Verhältnis zu anderen Emissionsverursachern ist. Für Laien wird nicht einmal deutlich, was das genau für Anlagen sind. Wie sind diese Emittenten verteilt, wer ist von ihren Emissionen hauptsächlich betroffen? Solche Fragen zur Alltagsrelevanz beantwortet die Pressemitteilung nicht.

9. Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ - ereignisse zusammenhängen.

Es fehlt eine Einordnung, wo die Anlagen, um die es hier geht, vorwiegend stehen. Sowohl innerhalb Deutschlands als auch im internationalen Vergleich wären Angaben dazu interessant gewesen. Verfeuern z.B. unsere Nachbarländer wie die Niederlande, Belgien oder Frankreich auch Biomasse mit Anlagen unter 1 MW? In welchem Umfang? Wer sind die größten Emittenten in dieser Anlagengröße weltweit?
Der Text thematisiert am Rande, dass mit der Verbrennung von Rest- und Abfallstoffen zur Energieerzeugung die Verbrennung von Holz reduziert werden soll. Wir hätten uns hier eine Erläuterung gewünscht, warum es sowohl lokal als auch global wichtig ist, weniger Holz zu verbrennen.

10. Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.

Die Themen Feinstaub und Stickoxide sind aktuell. Allerdings hätte die Relevanz speziell dieses Projekts besser erläutert werden können. Insgesamt sehen wir das Kriterium als „eher erfüllt“ an.

11. Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.

In der Pressemitteilung wird aufgezeigt, dass es ein Nachfolgeprojekt geben soll, um den praktischen Nutzen des neuen Verfahrens zu demonstrieren und künftig die Einhaltung der Grenzwerte bei der Verbrennung von biogenen Reststoffen zu gewährleisten. Damit wird implizit auch deutlich, dass Stickoxide in der Luft ein Problem sind, das langfristig bekämpft werden muss. Es fehlen jedoch Angaben darüber, wie sich die Zahl der kleinen und mittleren Verbrennungsanlagen und ihr Anteil an den Staub- und Stickoxidemissionen entwickelt hat, und ob weitere Zuwächse zu erwarten sind. Insgesamt werten wir „eher erfüllt“.

Darstellung

12. Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein.

Der Text scheint sich allein an Experten im Energiebereich zu wenden. Für Laien ist er nur schwer bis gar nicht verständlich. Dazu tragen die vielen nicht erklärten Fachbegriffe bei (z.B. „selektive katalytische Reduktion“), ebenso unnötig gespreizte Formulierungen und Substantivierungen ( z.B. „bei simultaner Reduktion von Stickoxiden“ anstelle von „während gleichzeitig Stickoxide reduziert werden“). Dass der zweite Absatz zur Hälfte aus einem Bandwurmsatz besteht, wirkt abschreckend.
Laien erschließt sich auch nicht ohne Weiteres, in welchen Bereichen der Energieerzeugung dieses Verfahren überhaupt zum Einsatz kommt – beim Stichwort Biomasse mögen viele zuerst an Biogasanlagen denken. Dass bei den Versuchen offenbar eine Strohfeuerungsanlage untersucht wurde, geht aus der Zusammenfassung des Fachberichts hervor, nicht aber aus der Pressemitteilung.

13. Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.

Die Überschrift mag noch vielleicht noch Interesse wecken – „Emissionen runter“ klingt vielversprechend. Wenn man auch nicht erfährt, um welche Emissionen es geht. Auch die Unterzeile macht dies für Laien nicht deutlich – was unter „Feuerungen mit einer Leistung bis 1 MW“ zu verstehen ist, versteht nicht jeder. Der Text ist dann trocken und ohne jedes Bemühen um Laienverständlichkeit abgefasst (siehe Kriterium 12) Das Verfahren der „selektiven katalytischen Reduktion“ wird in einer Infobox erklärt, die mit ein wenig chemischen Vorkenntnissen verständlich ist. Dieser Kasten fehlt allerdings in der vom idw verbreiteten Fassung, die diesem Gutachten zugrunde liegt. (Hier ist er dabei.) Attraktive Elemente wie Fotos und Grafiken oder interessante Zitate der Wissenschaftler bietet die Pressemitteilung nicht.

7 von 12 anwendbaren Kriterien sind „erfüllt“ oder „eher erfüllt“

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Kriterium erfüllt

Kriterium nicht erfüllt

Kriterium nicht anwendbar