Wie wichtig intakte Moore für das Klima sind, stellt die Frankfurter Rundschau anlässlich des Moorbrandes in Meppen dar. Denn Moore speichern einen Großteil der irdischen Kohlenstoffvorräte. Der Artikel ist informativ und erläutert die Zusammenhänge gut verständlich. An einigen Punkte hätte er genauer sein können.
Zusammenfassung
Ein Artikel in der Frankfurter Rundschau nimmt den von der Bundeswehr verursachten Moorbrand in Meppen zum Anlass, über die Bedeutung solcher Ökosysteme für den Klimaschutz zu berichten. Der Beitrag ist informativ und sachlich gehalten. Es werden verschiedene Quellen herangezogen, allerdings hätten wir uns an einigen Stellen genauere Angaben dazu gewünscht, aus welchen Studien / Expertisen die genannten Zahlen stammen und wie diese ermittelt wurden. Der Beitrag benennt die Verursacher des Brandes und macht klar, wie problematisch die Trockenlegung von Mooren für das Klima ist. Auch Lösungsansätze werden kurz und knapp geschildert. Lokale Themen und Alltagsbezüge kommen kaum vor. Dagegen werden Informationen zu deutschen und globalen Aspekten sowie auch zur EU-Ebene vermittelt, allerdings nicht ausreichend aufeinander bezogen. Zu den am Ende genannten EU-Richtlinien hätten wir uns etwas ausführlichere Angaben gewünscht.
Der Artikel ist leicht verständlich, klar aufgebaut und gut zu lesen.
Allgemeine Anforderungen
1. Im Beitrag werden Fakten korrekt beschrieben und eingeordnet.
Die im Artikel genannten Daten und Fakten stimmen mit den wissenschaftlichen Aussagen der genannten Quellen im Wesentlichen überein. Es wird auch deutlich, dass zu einigen Aussagen lediglich ungefähre Werte angegeben werden können, durch Formulierungen wie „fast“ oder „dabei wird sehr viel“, oder durch die Angabe einer Spanne, etwa wenn es heißt, es würden „ein bis zwei Millionen Tonnen CO2“ freigesetzt, oder drainierte Moore gäben „30- bis 50-mal mehr“ CO2 ab, als jede andere landwirtschaftliche Nutzfläche (wobei wir diese Zahl im Faktencheck nicht überprüfen konnten, da hier keine Quelle genannt ist, siehe hierzu auch Kriterium 3, Quellentransparenz). Eine kleinere Ungenauigkeit findet sich im Text: Es heißt, dass beim Brand in Meppen kein Löschgerät zu Stelle war; anderen Quellen zufolge war eine Löschraupe zwar da, aber defekt. Wir werten „eher erfüllt“.
2. Es wird sachgerecht berichtet, ohne bestimmte Positionen unangemessen zu bevorzugen.
Die Berichterstattung ist sachlich und angemessen. Der Beitrag nimmt gegenüber der Trockenlegung von Mooren eine kritische Position ein, begründet diese aber mit einer Vielzahl von gut belegten Fakten.
Eine Position, die die EU-Förderrichtlinien (entwässernde Moornutzung) begründet/ verteidigt, oder eine Stellungnahme der Bundeswehr als Verursacher des Moorbrands wären zusätzlich interessant gewesen. Das Kriterium ist insgesamt „eher erfüllt“.
3. Der Beitrag macht deutlich, auf welche Quellen er sich stützt und benennt gegebenenfalls Interessenkonflikte.
Die Quellen sind größtenteils genannt und genau definiert. Insgesamt werden fünf Quellen zitiert, darunter zwei Personen, die jeweils korrekt den Institutionen zugeordnet werden, die sie vertreten Die einzelnen Aussagen sind klar zuzuordnen. Allerdings wären bei den bei den zitierten Expertisen der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde, des Umweltbundesamts und des Bundesamts für Naturschutz genauere Quellenangaben mit Jahreszahl hilfreich gewesen. Für die Angabe, dass trockengelegte Moore 30- bis 50-mal mehr CO2 abgeben als jede andere landwirtschaftliche Nutzfläche, fehlt eine Quellenangabe. Wir konnten diese Zahl bei unseren Recherchen nicht nachvollziehen.
Insgesamt aber ist das Kriterium Quellentransparenz „eher erfüllt“.
4. Der Beitrag enthält Informationen, die wesentlich über eine Pressemitteilung hinausgehen.
Eine Pressemitteilung, die den wesentlichen Informationen des Artikels zugrunde liegen könnte, haben wir nicht gefunden. Der Beitrag bezieht mehrere Institutionen und Gesprächspartnerinnen ein und beschreibt verschiedene Aspekte des Umweltproblems „Umgang mit Mooren und ihre Bedeutung für den Klimawandel“. Er ist offenbar eigenständig recherchiert und geschrieben.
Spezielle Anforderungen Umweltjournalismus
5. Der Beitrag nennt Ursachen / Verursacher der dargestellten Umweltprobleme
Der Bericht lässt sich auf zwei Ebenen betrachten. Zum einen dient das aktuelle Beispiel des von der Bundeswehr verursachten Moorbrandes in Meppen als Anlass für den Bericht, zum anderen geht es darum, wie allgemein bislang mit Mooren umgegangen wird und welche Bedeutung sie für das Klima haben. Das Kriterium ist bezüglich der Brandursache erfüllt, Verursacher und auch Airbus als die Raketen abschießender Akteur sind genannt. Die schon seit Jahrhunderten andauernde Trockenlegung von Moorflächen vor allem für die landwirtschaftliche Nutzung wird ebenfalls angesprochen. Und am Ende kommt auch die EU-Agrarpolitik kurz zur Sprache, die die Entwässerung von Mooren weiter unterstützt. Was hier genau gefördert wird, bleibt allerdings etwas vage, auch die dahinterstehenden Interessen bleiben unscharf. Insgesamt noch „eher erfüllt“.
6. Es wird deutlich gemacht, wie gesichert das dargestellte Wissen zu Umweltfragen ist.
Für alle Aussagen und Fakten werden wissenschaftlich anerkannte Institutionen herangezogen bzw. deren Experten zitiert. Einige Schätzungen und Prognosen werden als solche gekennzeichnet. Allerdings stellt der Artikel viele Zahlen in den Raum, ohne deutlich zu machen, wie diese erhoben wurden, bzw. worauf Schätzungen beruhen. Damit bleibt offen, wie genau diese Angaben sind bzw. sein können. Auch wenn in diesem Rahmen keine umfassende Darstellung der Methoden zu erwarten ist, hätten wir uns zumindest exemplarisch Informationen darüber gewünscht, wie die Angaben zustande kamen. Das gilt etwa für das Verhältnis von CO2, das in Mooren gebunden ist, und der CO2-Speicherung in Wäldern – hier sind quantitative Angaben offenbar schwierig. Die Datenlage zu Emissionen aus Mooren sei „spärlich und relativ unsicher“ heißt es beispielsweise in einem Flyer der „Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde“. Hinweise auf solche Einschränkungen fehlen im Beitrag, daher ist das Kriterium „eher nicht erfüllt“.
7. Ein Beitrag bezieht nach Möglichkeit Lösungsansätze für Umweltprobleme ein.
Der Beitrag nennt im letzten Abschnitt verschiedene Lösungsansätze: die Wiedervernässung von trockengelegten Mooren und die Paludikultur, also die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Im Rahmen eines solchen Artikels erscheinen uns die eher knappen Darstellungen dazu noch ausreichend. Dagegen fehlt der Verweis auf individuelle Handlungsmöglichkeiten, etwa den Verzicht auf Torf im Garten, oder die Verwendung von Produkten aus Paludikultur. Wir werten „eher erfüllt“.
8. Ein Beitrag soll gegebenenfalls Bezüge der dargestellten Umweltproblematik zum Publikum und dessen Lebensumfeld aufzeigen.
Der Text verzichtet darauf, Bezüge zur Alltagswelt von Leserinnen und Lesern herzustellen. So fehlen jegliche Informationen über Auswirkungen des Brandes auf die Menschen, die in der Region leben – etwa zu drohenden Evakuierungen, Rauchbelästigung oder freigesetzten Schadstoffen. Auch bei den Ausführungen darüber, wie wichtig es ist, Moore zu erhalten, bleiben individuelle Handlungsmöglichkeiten außen vor. So hätte das Thema beispielsweise Anlass geboten, zumindest ein Wort über die Nutzung von Torf im Garten und die Alternativen zu verlieren.
9. Es wird deutlich, wie lokale und globale Umweltentwicklungen/ - ereignisse zusammenhängen.
Auf lokale Aspekte geht der Text kaum ein (siehe auch Kriterium 8). Es gibt einzelne globale und nationale Informationen, die darstellen, welchen Rolle Moore für den Klimaschutz spielen. Auch EU-Förderrichtlinien werden angesprochen und am Ende wird ein Vergleich zwischen den Treibhausgasemissionen in Europa und in Indonesien gezogen. Allerdings werden die einzelnen Angaben kaum aufeinander bezogen. Sie stehen eher nebeneinander, direkte Vergleiche fehlen. Wenn es beispielsweise heißt, dass Moorböden in Deutschland vier Prozent des Treibhausgas-Ausstoßes ausmachen, fehlt eine Vergleichszahl, wie sich das in der EU oder global verhält. Was die EU-Richtlinien besagen, bleibt vage, und der Vergleich EU / Indonesien wirkt am Ende eher als „Nachklapp“; auch irritiert der Vergleich aller EU-Staaten mit einem einzelnen Land. Hier fehlen eine Erläuterung und konkrete Vergleichszahlen, z.B. in einer kleinen Tabelle, die die Emissionen verschiedener Länder auflistet. Damit ist das Kriterium „eher nicht erfüllt“.
10. Ein Beitrag greift aktuelle Umweltthemen auf, oder aber solche, die über lange Zeiträume bedeutsam („latent aktuell“) sind.
Der Moorbrand in Meppen bietet einen aktuellen Anlass, über die Problematik zu berichten. Die Freisetzung von Treibhausgasen durch trockengelegte Moore ist darüber hinaus ein dauerhaft aktuelles Thema, das schon seit einiger Zeit wissenschaftlich bearbeitet wird. Angesichts der Bedeutung der Moore für den Klimaschutz ist das Thema von hoher Relevanz.
11. Auswirkungen eines Umweltereignisses /-problems auf die zukünftige Entwicklung werden angesprochen.
Die möglichen Langzeitfolgen und Konsequenzen des Moorbrandes werden detailliert aufgezeigt. Auch macht der Beitrag die Folgen einer Missachtung des Problems deutlich, nämlich, dass immer mehr Kohlenstoffspeicher verloren gehen. Die Rolle der Moore einerseits als CO2-Senke, andererseits bei Trockenlegung als CO2-Quelle, werden gut vermittelt. Gleichzeitig werden die verschiedenen Lösungsansätze und Vorgehensweise genannt und damit deutlich gemacht, dass es für die Zukunft verschiedene Entwicklungsmöglichkeiten gibt.
Darstellung
12. Ein Beitrag muss für die Zielgruppe verständlich sein.
Die meisten Fachwörter (z.B. drainiert, Paludikultur) werden erläutert, ebenso die verwendeten Abkürzungen; bei anderen Fachbegriffen fehlt eine Erklärung (z.B. CO2-Äquivalent). Der Artikel ist stringent aufgebaut und macht klar, worauf er hinauswill. Die Sätze sind verständlich geschrieben und nicht unnötig verschachtelt. Daten und Zahlen werden immer in Bezug zum Sachverhalt eingesetzt, leserfreundlich formuliert und z.T. durch Vergleiche eingeordnet.
13. Ein Beitrag soll Umweltthemen interessant und attraktiv aufbereiten.
Der Titel bildet eine Klammer zwischen dem Aufhänger (Brand) und dem Lösungsansatz im letzten Teil des Artikels (vernässen). Dass es vor allem um die Auswirkungen aufs Klima geht, wird dann in der Unterzeile deutlich. Der Artikel ist flüssig geschrieben und gut zu lesen, der Einstieg plastisch und anschaulich geschrieben, ohne zu übertreiben. Im weiteren Artikel wird der Rückbezug zum Einstieg gesucht, mit interessanten Fakten (Schwelbrand unter Schneedecke möglich).
Der Abschluss findet eine Pointe in den fehlgerichteten Förderrichtlinien der EU. Etwas naiv formuliert klingt allerdings der Hinweis, dass die EU „nur noch die Förderrichtlinien ihrer Agrarpolitik“ ändern müsse. Das „nur noch“ mag ironisch gemeint sein, was hier aber nicht ausreichend deutlich wird. Der Nachklapp, der die Rolle Deutschlands unterstreicht, nimmt diesem Punkt seinen Schwung, wir hätten es dramaturgisch besser gefunden, diesen Aspekt vor die Lösungsansätze zu stellen, anstatt ihn am Ende des Textes anzuhängen.
Mit einem passenden Bild ist der Artikel auch optisch attraktiv. Einige Zahlen hätte man gut tabellarisch vergleichen können, siehe dazu auch Kriterium 9. Insgesamt sehen wir das Kriterium „eher erfüllt“.